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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ermutigt werden, ihr Leben voll auszuleben. Das ist so offensichtlich, so lebensnotwendig, so humanistisch. Programme wie die Versicherungspolicen und die Luxusversorgung haben sich insofern als sehr nützlich erwiesen, als sie bei vielen Ausgemusterten eine Anpassung an ihre persönliche und gesellschaftliche Situation erzeugten. Aber es wird mehr gebraucht. Dringend! Wie Sie sicher wissen, muß der Stau an Seelen, die auf die Erneuerung warten, beseitigt werden. Mein Programm stellt einen Schritt in diese Richtung dar. Sein Ziel ist nicht so sehr, neue Lösungen zu finden, neue Pläne aufzustellen, die Aufmerksamkeit der Ausgemusterten abzulenken – sondern ihnen eine positivere Einstellung zu dem sie erwartenden Schicksal beizubringen. Die in letzter Zeit besonders hervorgetretene Gewalttätigkeit der Untergrund-Aktionen …« – dabei sah Cheryl mich an – »… ist in meinen Augen ein Beweis für das Versagen früherer Public-Relations-Programme. Sie tendierten alle dazu, die Intelligenz der Ausgemusterten zu unterschätzen, und boten Information in zu simpler Form an. Die neuen Programme, für die neue Verkäufer und Medienleute in den eben besichtigten Hörsälen ausgebildet werden, wenden sich an die ausgemusterte Jugend in einem früheren Stadium und bieten dieser früher ignorierten Altersgruppe besondere Vergünstigungen an. Meine Theorie ist: Wenn man junge Leute nach dem Programm Unbeschwerter Abschied erzieht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß sie später rebellieren. Einige meiner reaktionäreren Kollegen haben es radikal genannt, daß mein Plan mit allem Nachdruck darauf besteht, ausgemusterte Kinder sollten eine schönere, erfülltere Jugend erleben als Kinder, die sich für das – schließlich in weiter Zukunft liegende – Erneuern qualifiziert haben. Ausgemusterte Kinder sollen im Gegensatz dazu lernen, sich mit der nahen Zukunft zu befassen, mit der Zeit, wenn sie ihre Körper in der Erneuerungskammer abliefern müssen.«
    Wieder machte sie eine Pause und versuchte die Wirkung ihrer Worte an unsern Gesichtern abzulesen. Es mochte einer der Gründe für die Organisierung dieser Besichtigung gewesen sein, festzustellen, wie diese Ideen bei einer Gruppe von Außenseitern ankamen. Stacy und ich konnten sogar die Kontrollgruppe sein, wenn ich die Häufigkeit in Betracht zog, mit der Cheryl Blicke in unsere Richtung schickte. Soweit ich den Rest der Gruppe zu beurteilen vermochte, gingen ihnen Cheryls Ausführungen glatt hinunter. Es war aufreizend, wie sie in einem fort zustimmend nickten.
    »Im letzten Hörsaal«, fuhr Cheryl fort, »haben sie eine Verkäufer-Indoktrinationssitzung gesehen, bei der einer unserer Lehrlinge eine auf den Verstand Fünfjähriger abgestimmte Verkaufsansprache hielt. Da bei vielen von Ihnen die Kinderzeit schon lange zurückliegt, haben Sie vielleicht nicht beachtet, welchen Fortschritt die Spielzeuge in den letzten Jahren gemacht haben. Hier haben wir eine vollständige Burg mit holographischen Miniaturen ausgestellt, komplett mit Programmen, die Romanzen, Turniere, Kriege vorsehen, kurz, alles, was ein Kind mit einer lebhaften Phantasie sich so ausdenkt. Sehen Sie es sich an.«
    Sie gab einem Helfer ein Zeichen, und er führte einige Möglichkeiten des Spielzeugs vor. Ich dachte währenddessen, daß es angenehm sein würde, im Mittelalter zu leben, in einer Zeit, als Heldentum etwas so Einfaches war wie ein Ritter mit einer Turnierlanze und es keine kompliziertere Bedrohung gab als den Tod.
    »Tatsächlich ist diese Burg eins der einfacheren Spielzeuge, aber gut für Fünfjährige. Es gibt andere, die wir ausgemusterten Kindern anbieten können. Ihre Benutzung wird mehr Aufregung, mehr Romantik, mehr erhebende Freude bringen als dies primitive Ding. Denken Sie darüber nach. Warum sollte das ausgemusterte Kind mit solchen Spielzeugen an die Probleme der Welt draußen auch nur denken? Wenn dem Kind in jedem Alter neue Angebote gemacht werden, wird es später nicht so leicht in Versuchung geraten, sich dem Untergrund anzuschließen. Sie haben eine Frage, Mr. Geraghty?«
    Ich weiß nicht, warum ich sie unterbrach. Vielleicht ertrug ich es nicht, noch mehr über Cheryls Wunderspielzeuge zu hören.
    »Kann sich ein solcher Plan nicht als Schuß erweisen, der nach hinten losgeht?« fragte ich.
    Cheryl setzte ein Gesicht auf, das interessiertes Nachdenken darstellen sollte, aber sie begann, nervös an einem Notizbuch herumzufingern, das sie bei sich trug. Sie war gereizt,

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