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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Geschlechtsakt ausführte. Es kam mir so dumm vor, für einen Drang, wie ihn auch ein Rhesusaffe oder ein Walroß oder alle die Laboratoriumsmäuse in der Enklave hatten, nach emotionalen Vorwänden zu suchen. Ich dachte –«
    »Hör auf, das ist mir alles zu kompliziert. Vielleicht ist es besser, wenn du nicht darüber sprichst. Entspanne dich einfach, und ich …«
    »Aber ich kann mich nicht entspannen! Ich – ich habe mich auf diese Abwechslung von meinem früheren Leben mehr gefreut als sonst irgendwer. Ich dachte, mein – mein Problem sei mit dem neuen Körper gelöst. Die Vorfreude auf die Erneuerung war für mich in meinem letzten Lebensdrittel das Wichtigste. Ich konnte nie …«
    »Still, still. Jetzt brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Vergiß das alles. Du bist …«
    »So einfach ist es nicht, Bru. Es ist eben nicht so einfach. Verstehst du nicht, was es bedeutet?«
    »Wie sollte ich? Wie …«
    »Es bedeutet – es bedeutet, welchen Körper ich auch erbe, wie gesund er nach seinen äußeren Merkmalen auch ist, diese verschrobene sexuelle Einstellung wird mir immer bleiben. Es bedeutet, daß einen das Erneuern nicht ändert, daß es mich nicht ändert. Ich bin immer noch derselbe. Nichts wird sich jemals ändern, nichts wird sich jemals bessern, nichts –«
    Bru machte meinem Toben durch einen Kuß ein Ende. Es war ein zärtlicher, beruhigender, beinahe keuscher Kuß.
    »Ich finde«, erklärte sie, »daß du dümmer bist als die meisten Erneuerten, die ich je gesehen habe.«
    Ich lachte. Ihre freundliche Art verringerte allmählich meine Nervosität.
    Nach ein paar Minuten versuchten wir es noch einmal. Und dann wieder, und jedesmal war ich so erfolglos wie beim ersten. Bru wandte die meisten der traditionellen Methoden der Stimulierung an, aber mir war keine Reaktion zu entlocken.
    Schließlich wurden wir uns einig, daß weiteres Herumprobieren keinen Zweck habe.
    Ich schlief ein. Als ich erwachte, schien Tageslicht durch die nadelspitzengroßen Löcher in der Fensterverdunkelung. Bru wachte gleich nach mir auf. Mit einer beinahe reflexartigen Bewegung begann sie, meine Schulter zu streicheln. Behutsam entfernte ich ihre Hand von meiner Haut.
    »Nein«, sagte ich, »ich glaube nicht, daß es uns heute morgen besser gelingt. Du als Schauspielerin weißt, daß es unklug ist, ein Stück zu wiederholen, das am vorherigen Abend durchgefallen ist.«
    »Was jetzt unklug ist, das ist Selbstmitleid.«
    »Das mag sein, aber für mich ist es wohl besser, wenn ich mich unbemerkt davonschleiche.«
    »Nein, bleib. Ich mache dir Frühstück. Ich habe …«
    »Das wäre großartig, einfach großartig.«
    Anmutig rollte sie sich aus dem Bett und landete auf den Füßen. Ob ich es ebenso geschickt fertigbrachte? Als Bru sich entfernte, fiel mir mein Termin bei Ben ein.
    »O verdammt«, sagte ich. »Wie spät ist es?«
    »Ungefähr acht. Aber die Uhr …«
    »Ich muß gehen. Tut mir leid. Ich muß in einer halben Stunde irgendwo sein.«
    Ich zog mich an, und Bru steckte mir währenddessen Stücke von Hörnchen in den Mund. Sie war noch nackt, und ich konnte nicht umhin, ihren Körper zu betrachten und mich zu fragen, warum, zum Teufel noch mal, ich nichts zuwege gebracht hatte.
    »Wie lange wird dein Termin dich aufhalten?« erkundigte Bru sich, als ich fertig zum Gehen war.
    »Es sollte nicht zu lange dauern, wenn Bens Maschinen nicht außer Betrieb sind, was häufig geschieht, aber den ganzen Vormittag bestimmt nicht.«
    »Komm hierher zurück, wenn du fertig bist.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Bitte. Hör mit Protesten auf, die schon überstrapaziert waren, als das erste ungünstig bestrahlte Liebespaar sein Horoskop studierte.«
    »Und du meinst, du kannst …«
    »Das ist mir egal. Alles. Komm nur zurück. Es kommt nicht darauf an, was wir tun oder was geschieht. Ich werde dich wieder mit Hörnchen füttern, wir werden uns über Philosophie unterhalten, wir werden zum St.-Ethel-Schrein beten, es kümmert mich nicht. Komm nur zurück.«
    »Gut.«
    Sie küßte mich – keusch –, und dann wischte sie mir Krumen von den Lippen. Wie sie mit bloßen Füßen dastand, kam sie mir kleiner als gestern vor, als sei sie über Nacht eingeschrumpft. Ich ging. Ich freute mich darauf, zu ihr zurückzukehren, und ich wußte nicht, daß ich nicht zurückkehren würde.
    Vielleicht hätte ich nach meinem Besuch bei Ben zu ihr zurückkehren sollen. Ich machte mich einmal auf den Weg nach Hough, ich versuchte mehrmals, Bru

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