Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
Vom Netzwerk:
Druck aus, und doch hatte sie so wenig Substanz. Von draußen hatte ich gemeint, ich könne beinahe Schneebälle aus dem Nebel formen. Drinnen fürchtete ich mich, meine Hände abzubiegen.
    Ich hielt immer noch den Atem an, und meine Lungen drohten zu platzen. Es blieb mir nun nichts weiter mehr übrig, als den eigentlichen Test zu machen – festzustellen, ob das Anpassungssystem erfolgreich verändert worden war. Ich stieß die Luft aus, und dann atmete ich ein. Und erstickte beinahe.
    Nicht an dem Nebel selbst, sondern an dem scheußlichen Geruch, den er mitbrachte. Ich mußte an faule Eier denken und an das Ertrinken in Lauge. Ich bezwang das Würgen und vollendete den Atemzug beim zweiten Anlauf. Und dann wartete ich auf den Schmerz.
    Der Techniker hatte es geschafft. Es passierte nichts. Um mich zu vergewissern, holte ich vorsichtig noch ein paarmal Luft. Mein Inneres wurde nicht angegriffen. Nun ja, da war schon ein Gefühl, als versuche etwas, meine Lungen zusammenzupressen, aber das brachte mich nicht um. Das umgebaute Anpassungssystem schützte mich. Wenn ich einatmete, entzog es dem Nebel die giftigen Bestandteile, und wenn ich ausatmete, wurden sie mit ausgestoßen. Der Gestank des Nebels brachte mir das Anpassungssystem stärker zu Bewußtsein als je zuvor. Ich dachte an die erste Zeit nach dem Eingriff, als es mich verrückt machte, wenn sich das von dem Gerät erzwungene Ausatmen mit meinem natürlichen mischte.
    Synchron mit dem Anpassungssystem zu atmen, war eine Kunst, die man erst lernen mußte. Aber lernen taten wir es alle, und dann atmeten wir im richtigen Rhythmus oder merkten wenigstens nichts mehr von dem Ding in unserer Brust. Als ich vorhin mit angehaltenem Atem in den Nebel eingedrungen war, hatte ich es nicht besonders stark als störenden Fremdkörper empfunden.
    Als ich die stinkende Luft um mich einige Zeit geatmet hatte, überkam es mich wie ein Rausch. Ich versuchte, dem Nebel Herausforderungen entgegenzuschleudern, aber die dichte Atmosphäre behinderte meine Sprachwerkzeuge. Deshalb sandte ich für den Fall, daß das Wesen eventuell telepathisch war, kämpferische Gedanken aus.
    Also, sagte ich zu mir selbst, ich habe den Feind gestellt und atmend in die Knie gezwungen. Was nun? Unser Kommandeur hatte mir den Befehl erteilt, sofort abzuhauen, wenn der Test des Anpassungssystems durchgeführt war. Aber dazu fühlte ich mich zu sehr als Sieger. Ich entschloß mich, das Gebiet außerhalb des dicken, stinkenden Nebelklumpens zu erforschen. Ich wandte mich zur Seite und schritt hinaus. Der äußere Nebel kam mir wie frische Luft vor, doch er hatte die gleichen stimulierenden Eigenschaften. Der dichtere Nebel blieb neben mir schweben. Meinen früheren Angreifer fröhlich ignorierend, hielt ich Umschau. Da es wenig anderes gab, auf das ich die Augen richten konnte, zogen die fernen Lichtflecken meine Aufmerksamkeit von neuem an. Sie erinnerten mich an Glühwürmchen, die ich bei einem Besuch auf der Farm eines Onkels gesehen hatte. Ich war damals erst sieben oder acht, und ich machte mich mit Eifer daran, die nächtlichen Herumtreiber zu jagen. Manchmal fing ich einen und hielt ihn in einem Krug gefangen, sah ihn sterben oder ließ Gnade walten und ihn bald wieder davonfliegen. Ich hatte so lange Zeit keine Glühwürmchen mehr gesehen, daß ich diese Quasi-Glühwürmchen, die den Nebel bewohnten, unbedingt untersuchen mußte. Doch ich wollte gleichzeitig gut aufpassen, ob der Nebel noch andere Verteidigungsstellungen hatte. Wenn solche Phänomene sich materialisierten und mich umbrachten, würde mein Tod den Aufzeichnungsgeräten noch mehr Material liefern.
    Fünf Minuten billigte ich mir zu, um die Glühwürmchen-Lichter genauer zu betrachten. Als ich auf sie zuging, konnte ich beinahe hören, wie Stacy mich verfluchte, denn seine Geräte mußten ihn auf der Stelle über meine Mißachtung der Befehle informieren. Ich wußte jedoch, Stacy würde bleiben, wo er war, bis er zurückkommandiert wurde oder ich in wirkliche Schwierigkeiten geriet. Eins würde er bestimmt nicht tun, nämlich mir ohne Grund hinterherhetzen.
    Anfangs dachte ich, die Lichtpünktchen hielten sich in ständig gleicher Entfernung von mir, weil sie, während ich mich ihnen näherte, nicht größer zu werden schienen. Dann erwies es sich, daß dieser Eindruck entweder eine Illusion gewesen war oder daß sie sich nur kurze Zeit zurückgezogen hatten. Bald wuchsen sie vor meinen Augen, und ich erkannte in jedem Lichtfleck

Weitere Kostenlose Bücher