Alicia II
auf das heroische Epos von Vossilyev Geraghty, dem Raumfahrer, ist!«
»Sie wollen mich umbringen, nur um den Leuten, die sie hassen, eins auszuwischen?«
»Ja, aber es kommt noch hinzu, daß du ebenfalls einer der Leute bist, die sie hassen.«
»Das weiß ich, aber trotzdem ist es ein symbolischer Mord.«
»Ja. Für sie wäre es gut, wenn sie dich jetzt töteten. Das wäre nicht nur ein erfolgreiches Attentat, sondern ein Sieg.«
»Was soll ich tun, Ben?« fragte ich.
»Ich wünschte, ich wüßte es. Es ist schwierig, unauffällig zu werden, aber wenn du das könntest, wäre es noch das Beste.«
»Ja – ja, ich brauche bloß einzuschrumpfen und mich in einer kleinen Kiste zu verstecken.«
»Wenn du einen Ort weißt, wo du dich eingraben kannst, tu es.«
»Aber wo …«
»So unmöglich ist es nicht zu verschwinden. Die Stadtregierung funktioniert nicht besonders, mit dem Polizeistreik und all dem, und die Weltregierung kümmert sich nicht um innere Angelegenheiten, es sei denn, daß sie Einfluß auf die Anzahl der Wiederverwertungskörper haben. Ich weiß nicht, warum die Leute sich Sorgen machen, sie haben zwei komplette Erneuerungskammern mit Zubehör in ihrem Haupt-Hauptquartier. Für dich wäre das ein guter Grund, gegen die Regierung zu sein. Wir können unsere erneuerten Regierenden nicht loswerden, weil sie niemals sterben. Wenn diese verdammten Killer-Teams ihre Waffen nur einmal gegen sie richteten, dann … dann wären wir die Killer-Teams ein für allemal los, weil sie geschnappt würden, bevor sie bis auf zwanzig Fuß an einen unserer edlen Führer herangekommen wären. Nun, wie dem auch sei – Voss, du solltest doch einen Ort finden können, der geheimer ist als dies gottverdammte Luxushotel.«
»Ich wollte sowieso ausziehen.«
»Dann tu es. Was ist mit deiner neuen Freundin, von der ich gehört habe?«
Als er das sagte, wandte June sich ab.
»Meinst du Alicia?« fragte ich.
»Ja, ich glaube, so heißt sie.«
»Zum Teufel, wie hast du von ihr erfahren?«
»Ich habe meine Quellen.«
»Ich habe es ihm gesagt«, meldete sich June.
»Und woher wußten Sie es?«
»Ich habe Sie mit ihr gesehen, im Hotel.«
»Siehst du wohl?« sagte Ben. »Ich habe dir eben gesagt, daß du dich zur Zielscheibe machst, wenn du dort bleibst.«
»Ich wurde neugierig«, fuhr June fort. »Es war ziemlich leicht herauszufinden, wer sie ist. Alicia Reynal, Sozialarbeiterin et cetera. Sie ist ein hübsches Mädchen, Voss.«
June pries sie, als wolle sie eigentlich sagen, Alicia sei schön, sie selbst aber nicht. Ich hätte June gern versichert, sie sei hübsch, aber bestimmt würde sie dann auch den ungesprochenen Zusatz hören: allerdings nicht so hübsch wie Alicia. Statt dessen sagte ich: »Nun, ja, Alicia ist eine Freundin von mir. Ich kannte sie als Kind. Aber ich kenne sie nicht gut genug, daß ich sie bitten könnte, mich zu verstecken.«
»Ich weiß nicht, Voss«, meinte June.
»Warum sagen Sie das?«
»Ich weiß nicht. Es ist etwas in ihren Augen, wenn sie Sie ansieht. Und etwas in Ihren Augen, wenn Sie sie ansehen.«
Ich hätte beinahe laut herausgelacht. Ganz klar, June hatte uns nicht nur bemerkt, sie hatte uns einige Zeit beobachtet, uns nachspioniert. Dann hatte sie das, was sie sah, in Roman-Klischees übersetzt – ob aus Eifersucht oder aus Sentimentalität oder aus beiden Gründen –, und so war aus der sonderbaren kleinen Komödie, die meine Beziehung zu Alicia war, eine Liebesgeschichte geworden.
Ben deutete June mit einem Stirnrunzeln an, Stacy im Vorzimmer eine Tasse Kaffee zu geben, damit wir beide unter vier Augen miteinander reden konnten. June schien nicht ungern zu gehen. Stacy folgte ihr.
»Was ist denn so geheim?« fragte ich Ben.
»Es geht nicht so sehr um Geheimhaltung als um Vorsicht. Ich versuche, mir etwas auszudenken, wie ich dir helfen kann. Diese Killergruppen sind alle Fanatiker. Sie werden es immer wieder von neuem versuchen, und ich glaube nicht, daß es leicht sein wird, sie aufzuhalten.«
»Wenn ich eine Zeitlang unsichtbar bleibe, finden sie vielleicht neue Ziele.«
»Mag sein. Ich würde dir meine Wohnung anbieten, aber abgesehen davon, daß sie zu klein für jede Art von Zusammenleben ist, werde ich auch beobachtet. Ich weiß nicht, von wem, oder ob es gar Agenten von mehreren Seiten sind.«
»Warum beobachten sie dich?«
»Ich möchte nicht weiter darüber sprechen, aber es gibt Gründe. Jedenfalls wärst du bei mir möglicherweise in ebenso großer
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