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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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versuchte, das Gespräch über ihre Arbeit wieder in Gang zu bringen, aber sie brachte kein Interesse mehr dafür auf. Dauernd unterbrach sie mich mit der Frage, wie spät es sei, obwohl die Uhr auf der Kontrolltafel deutlich sichtbar war. Mir wurde langsam ein bißchen schwummerig, da ich schneller getrunken hatte als sie.
    Schließlich konnte ich dem Drang, das Badezimmer aufzusuchen, nicht mehr widerstehen. Als ich wiederkam, war sie eingeschlafen. Ihren Körper hatte sie merkwürdig zusammengerollt, Kopf und Rumpf in eine andere Richtung als die Beine gedreht. Dicht über ihrem Knöchel war eine kleine Verletzung. Einer ihrer Schuhe war ihr von der Ferse gerutscht und baumelte wie ein Ziergegenstand von ihren Zehen. Ich nahm ihn weg und stellte ihn auf den Fußboden. In meiner Beschwipstheit erregten ihr Bein und Fuß mein reges Interesse.
    Das Bein war wohlgeformt, aber dünn, und seine Muskeln zeigten, daß sie ein aktives Leben führte, wahrscheinlich nicht nur bei ihrer Arbeit, sondern auch bei sportlicher Betätigung.
    Ihr Fuß war lang und schmal und lief in so lange und schmale Zehen aus, daß sie sich bogen und streckten, wenn Alicia sich im Schlaf rührte. Ich überlegte, ob ich sie wecken solle, entschied mich jedoch statt dessen dafür, eine leichte Decke über sie zu breiten. Auf der Suche nach etwas, womit ich mich beschäftigen konnte, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich zu ihr hinsah und ihren Schlaf beobachtete. Ich blätterte das dicke Buch mit den vom Hotel angebotenen Vergnügungen durch, fand aber nichts darin, was mir Spaß gemacht oder wenigstens Alicia nicht im Schlaf gestört hätte.
    Also saß ich da und freute mich des Sitzens.
    Während ich nun die Einrichtung meines Hotelzimmers eingehend betrachtete, faßte ich den Entschluß, so bald wie möglich auszuziehen. Irgendwie machte Alicias Anwesenheit in diesem Zimmer es mir klar, daß ich als Gentleman, der sich der Muße hingab, versagt hatte, und ich hatte keine Lust, noch länger so zu tun als ob.
    Ich weiß nicht, wie lange Alicia schon wach war, als ich merkte, daß sie mich musterte. Die hübsche Art, mit der sie mein Lächeln erwiderte, tat mir wohl.
    »Tut mir leid, daß ich in Ihrer Gesellschaft eingeschlafen bin.«
    »Keine Ursache.«
    »Wie spät ist es?«
    »Ungefähr vier Uhr morgens.«
    Sie reckte die Arme, als sei es nicht nur früher, sondern auch heller Morgen.
    »Gut!«
    »Gut?«
    »Ich mußte bis wenigstens jetzt hierbleiben.«
    »Das verstehe ich nicht. Warum mußten Sie hierbleiben?«
    Sie stand auf, streckte sich, erblickte den fehlenden Schuh, schlüpfte mit dem Fuß hinein und war auf dem Weg zur Tür, bevor ich gemerkt hatte, daß sie ging.
    »Wahrscheinlich wird man Sie vernehmen.«
    »Mich vernehmen? Wer?«
    »Die Leute, die nachforschen werden, wo ich gewesen bin.«
    »Alicia, ich habe …«
    »Keine Aufregung. Erzählen Sie ihnen ruhig alles. Nur bestätigen Sie mein Alibi. Ich war von ungefähr acht Uhr abends an hier bei Ihnen.«
    »Aber Sie sind erst viel später gekommen, es war –«
    »Das weiß ich. Sagen Sie ihnen einfach, es sei acht Uhr gewesen und ich sei bis jetzt geblieben. Machen Sie sich keine Sorgen, Onkel Voss. Es ist notwendig.«
    »Nennen Sie mich nicht Onkel.«
    »Nicht so verdrießlich! Laden Sie mich für morgen abend zum Dinner ein. Das heißt, für heute abend. Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß. Ich werde kommen, das verspreche ich.«
    »Okay, zur gleichen Zeit am gleichen Ort.«
    »Gut. Oh, deuten Sie doch an, ich hätte keinem Ihrer Wünsche widerstehen können. Geschmackvoll natürlich. Es wird meinem Ruf beim Amt guttun.«
    »Alicia, das geht zu …«
    »Schade. Ich würde zu gern als tolle Frau gelten, auch wenn ich auf diesem Gebiet keine Fähigkeiten habe.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Bewahren Sie sich Ihre Reizbarkeit. Auch sie hat Möglichkeiten. Auf Wiedersehen.«
    Sie blies mir von der Tür her einen Kuß zu, und ich hätte beinahe die Faust gegen sie geschüttelt. Nur daß ich nicht böse auf sie war. Ich lachte, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.

 
9
     
    Tatsächlich kamen zwei Beamte und befragten mich über Alicia. Ich erzählte ihnen sehr wenig, ich bestätigte nur lakonisch ihr Alibi. Sie maßen mich mit einem Blick, der ihre logischen Schlußfolgerungen verriet, weigerten sich, mir den Zweck ihrer Untersuchung zu nennen, und gingen wieder. Ich hatte einen Geschmack im Mund, den ich nur mit einem starken Drink hinunterspülen konnte.

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