Alicia II
das ist es wirklich. Erinnert mich an meine Kinderzeit, als es das größte Vergnügen zum Austoben im Haus war, auf einem Bett herumzuspringen. Es machte umso mehr Spaß, weil es verboten war.«
»Ich weiß, was du meinst.«
»Wie hast du die … äh … Renegaten-Priesterin kennengelernt?«
»Das ist eine zu lange Geschichte. Im wesentlichen war es so, daß ich, als ich das erste Mal in dies Dorf geschickt wurde, durchblicken ließ, ich hätte – nun – einige Sympathie für die Sache. Eines Tages grüßte mich Rosalie in einer Gasse, ungefähr so, wie sie uns heute entgegentrat. Es dauerte eine Weile, aber schließlich wurde ich rekrutiert, und …«
»Eine Weile? Ich dachte, du …«
»Ja, aber sie vertrauten mir nicht gleich. Ich mußte erst ein paar Missionen ausführen.«
»Missionen? Was für Missionen?«
»Du wirst es nicht wissen wollen.«
»Aber …«
»Ich bin sicher, daß du es nicht wissen willst. Also, ich führte die Missionen aus, und das wußten sie zu schätzen, und seitdem bin ich ihnen … hm … immer nützlich gewesen.«
»Das hatte ich mir gedacht.«
»Bitte, werde nicht sarkastisch, Voss.«
»Entschuldige. Die Szene unten ist mir ein bißchen auf die Nerven gegangen.«
»Nimm es nicht so schwer. Rosalie drückt sich nur gern kräftig aus.«
»Bist du jemals mit einem dieser Sonderkommandos auf einer Mission gewesen? Mit den Killern? Ja oder nein?«
»Nicht als Killer, wenn es das ist, was du herausfinden möchtest, verdammt sollst du sein. Du willst über meine Missionen tatsächlich Bescheid wissen, wie?«
»Nun, da man versucht, mich für die Sache zu rekrutieren …«
»Schon gut, schon gut. Ich bin dabei gewesen, als Wachposten. Keine sehr ruhmreiche Aufgabe, ich hatte nur auf einem Dach oder in einem Cafe zu sitzen und die Straßenecken und Hauseingänge im Auge zu behalten. Nichts weiter als Aufklärung. Nur einmal kam es dabei zu einem Attentat. Okay? Geht das in Ordnung? Antworte mir, verdammt nochmal!«
»Ja, ja, es ist in Ordnung. Ich erkenne, daß …«
»Was erkennst du?«
»Daß es Gründe für das, was du … was du … Teufel, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe mir nie vorgestellt, daß du – ach, vergiß es.«
»Ich sollte nicht, aber ich werde es vergessen. Wir müssen über Verschiedenes reden, über sehr wichtige Dinge, wie du bei uns mitmachen wirst und warum und was du …«
»Langsam, langsam! Ich weiß noch gar nicht, ob …«
»Bin ich wirklich hübsch, Voss?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Eine Menge. Du hast einmal, mehr als einmal gesagt, ich sei schön. Ich gebe mich mit hübsch zufrieden, wenn ich mich selbst davon überzeugen kann. Bin ich hübsch?«
»Natürlich. Aber es ist nicht deine Spezialität, mir Komplimente abzufordern. Was hast du …«
»Versuche nicht, zusammenhängende Gedankengänge zu entwickeln, antworte mir einfach. Was ist hübsch an mir? Mein Gesicht? Sag doch!«
»Ja.«
»Warum?«
»Es ist – sieh mal, Alicia, es ist idiotisch, ich …«
»Mein Gesicht ist idiotisch?«
»Nein, das habe ich nicht gemeint. Ich finde nur, daß es anderes gibt, über das wir reden …«
»Was ist mit meinem gottverdammten Gesicht?«
»Es ist ein wunderschönes gottverdammtes Gesicht. Ein gottverdammtes schönes Gesicht. Ein …«
»Schöne Augen?«
»Ja; natürlich, aber …«
»Sie sind blau. Manchmal jedenfalls.«
»Das weiß ich!«
»Welche Art von Blau ist es? Könntest du eine Metapher dafür finden?«
»Ich – hör mal, ich bin nicht geschickt im Umgang mit Worten, ich …«
»Hör auf, Voss, wir wissen beide, daß du geschickt im Umgang mit Worten bist. Etwas Einfaches würde genügen. Blau wie der Abendhimmel, ein geheimnisvolles Dunkelblau, irgend etwas in der Art.«
»Okay, ich stimme dir zu. Abendblau, geheimnisvoll.«
»Jesus, den Eindruck habe ich von meinen Augen nicht. Na, und mein Mund?«
»Äh … hm … reizend … äh … gesund …«
»Ist er sinnlich?«
»Ja, natürlich. Gut.«
»Mein Körper? Ein schöner Körper?«
»Er ist … er ist entzückend. Alicia, willst du …«
»Gut proportioniert? Die Titten ebenso gut wie der Hintern?«
»Das ist … du hast eine entzückende … du hast eine sehr attraktive Figur.«
»Sehr attraktiv, so? Das kann ich sehen. Fällt dir nichts Besseres ein?«
»Ich weiß nicht …«
»Kugeln, Birnen, gerundete Kurven, Alabaster, Elfenbein, nichts von alldem?«
»Ich glaube nicht, daß ich …«
»Aber woher willst du es wissen? Du
Weitere Kostenlose Bücher