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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Person kurz ansah. Ihr dünnes Lächeln verhieß Seligkeit. Nach und nach wanderten die Leute zu zweit und zu dritt hinaus.
    Rosalie blieb auf ihrem Platz, bis der letzte gegangen war.
    Dann versteifte sich ihr Körper. Forschen Schrittes näherte sie sich dem Altar und gab unsichtbaren Assistenten Anweisungen, dies und jenes abzuschalten und dies und jenes beim nächsten Mal anders zu machen.
     

 
20
     
    »Du willst uns also nicht helfen?« fragte Alicia. Sie hatte wieder ihre Straßenkleidung an und sah ganz wie eine berufstätige Frau aus.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich verstehe nicht, warum ihr gerade meine Hilfe braucht.«
    »Wir brauchen nicht nur deine Hilfe. Es stimmt schon, du hast Fähigkeiten, die heutzutage Mangelware sind. Aber wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können, um ein System zu zerschmettern, das …«
    Ein Geräusch von der Straße her unterbrach sie, und sie erkannte eher als ich, daß es Unheil verkündete. Sie eilte an das kleine Fenster und murmelte vor sich hin.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Nur die Dorfpolizei. Die üblichen Schikanen.«
    Ich blickte aus dem Fenster. Zwei amtlich aussehende Männer versuchten, Rosalie einzuschüchtern, während Rosalie aufrecht dastand und ganz den Eindruck machte, als schüchtere sie die Polizisten ein.
    »Wir sollten von hier verschwinden«, sagte Alicia.
    »Warum?«
    »Es schadet der Sache, wenn ich hier entdeckt werde. Doch natürlich kann es sein, daß sie bereits wissen, wo ich bin.«
    »Ich verstehe nicht. Es ist doch dein Beruf, mit den Ausgemusterten zu arbeiten, und …«
    »Sicher, aber trotzdem würden sie es übel vermerken, daß ich bei Rosalie bin. Es ist ihnen nie gelungen, sie bei irgend etwas zu erwischen, aber ihr Spionagenetz ist weitverzweigt und leistungsfähig. Sie wissen eine Menge über Rosalies Arbeit. Abgesehen davon täte es meinem Image als Sozialarbeiterin nicht gut, wenn ich in einem Hinterzimmer zusammen mit dir entdeckt würde. Noch dazu im Hinterzimmer einer Kirche. Komm, ich kenne einen Weg hinaus.«
    Wir stiegen eine Treppe hinunter und schlüpften aus einer Seitentür, die eher in einen Wandschrank als auf die Straße zu führen schien. Die Nacht war dunkel und ein bißchen neblig.
    Nahebei wurde etwas gekocht, das ich nicht ganz identifizieren konnte, aber es brachte mir zu Bewußtsein, wie hungrig ich war. Alicia führte mich durch ein Labyrinth von Straßen zu einem Platz, wo eine Feier abgehalten wurde. Verschiedene Leute tanzten, andere wanderten Arm in Arm umher.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Irgendein Fest, vielleicht ohne besonderen Anlaß. Im St. Ethel-Camp tun sie so etwas oft. Manche sagen, die Feste beruhten auf alten Bräuchen, andere behaupten, sie seien eingeplant wie alle anderen Dinge, die die Ausgemusterten vergessen lassen sollen, was ihnen bevorsteht. Jetzt graust es dir, wie?«
    »Wo ich auch hingehe, habe ich den Eindruck, es ist eine große Verschwörung im Gange, mir Schuldgefühle einzubleuen.«
    »Oder vielleicht, um die Schuld zu entfernen, die bereits da ist. Von einer Verschwörung weiß ich nichts, aber ich würde gern dafür sorgen, daß du dich schuldiger fühlst, als du es gegenwärtig zu tun scheinst. Die Art von Mord, die du …«
    »Bitte, zerre nicht alle die alten Argumente wieder hervor. Ich bekomme sie oft genug von Ben zu hören.«
    »Das sollte dir zu denken geben.«
    »Wieso?«
    »Die Menschen, die dich lieben, dich wirklich lieben, sorgen sich um dich. Die Menschen, die sich Mühe geben, dich zu überzeugen, daß du denken mußt wie sie, mögen die mitfühlendsten Menschen überhaupt sein.«
    »Oder die fanatischsten.«
    Eine Frau in unserer Nähe hatte ein paar Kleidungsstücke abgelegt und tanzte mit bloßen Brüsten durch die Menge.
    Manche Dinge ändern sich nie.
    »Möglich, daß ich bei der Verfolgung meines Ziels tendenziös werde, aber sieh es einmal mit meinen Augen an: Du bist ein Berg an Stumpfheit. Wie kann ich fortfahren, dich zu lieben, wenn ich weiß, daß du gegen alles bist, woran ich glaube?«
    »Ich bin nicht gegen dich, ich bin nur …« Mir fiel nicht ein, was ich sagen sollte, ich wußte selbst nicht, was ich meinte.
    »Besorgen wir uns etwas zu essen. Ich kann nicht gleichzeitig diskutieren und hungern.«
    »Das ist ein taktischer Zug. Aber ich bin auch hungrig. Gehen wir.«
    Wir fanden einen Stand, an dem es flache Fladen mit interessanten Gewürzen darauf gab. Unser Fladen schmeckte köstlich, und wir

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