Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
begegnet war. Sie lächelte Dorthy zu und fragte:
»Was halten Sie von all dem hier, Dr. Yoshida? Ein
verrückter Ort, stimmt’s?«
    »Da könnten Sie recht haben.«
    »Was die Unterschiede in der Geologie angeht, könnte ich
ebenso auf dem Mars sein«, klagte ein anderer. »Ich
würde mir ja zu gerne mal diese Vertiefungen ansehen. Ich habe
mit der Kartographen-Crew gewettet, daß sie vulkanisch sind,
und nicht von Meteoriten-Einschlägen…«
    »Und wie wollen Sie Ihren Gewinn einkassieren?« fragte
Hussan. »Unsere werten Kollegen von der Bildstelle sind
längst wieder im oberen Stock, ehe wir eine Leiter nach oben
kriegen, sobald diese Sache hier erledigt ist.«
    »Ist das wahr?« rief Dorthy. »Es gibt keine
Möglichkeit, von hier in den Orbit zu gelangen?«
    »Nicht mit dem, was wir hier zur Verfügung haben«,
bestätigte Kilczer.
    »Aber man hat mir doch versichert, ich könne sofort
zurückkommen, sobald ich meine Arbeit erledigt
hätte.«
    »Da hat man Ihnen sicher was Falsches erzählt«,
brummte der schmächtige Geologe mit kaum verhohlener
Befriedigung – als habe jemand damit eine zweifelhafte Heldentat
vollbracht.
    »Vielleicht schicken sie ein Shuttle«, meinte Kilczer
beruhigend. »Aber… wo wollen Sie denn hin?«
    »Zu Colonel Chung. Ich denke, es wird Zeit, daß ich ein
paar Worte mit ihr rede.«
    »Sie können aber nicht…« Er stürzte durch
die anwesende Menge hinter ihr her nach draußen in die
dünne kalte Luft. »Sie können nicht so einfach zu ihr
hineinspazieren«, rief er.
    »Diese verdammte Sonne hat sich kein bißchen bewegt.
Als ob die Zeit stillstünde…«
    »Um ein paar Grad sicherlich. Morgen wird sie über den
Nasen der Frachtbehälter hängen. Zur Kommando-Zentrale geht
es übrigens hier entlang.«
    Dorthy fuhr herum. »Sie sollen mir nicht überallhin
nachlaufen.«
    »Was fühlen Sie jetzt?«
    »Wut.«
    Kilczer schob das vom Wind zerzauste Haar aus der Stirn. »Man
hat Ihnen wirklich verschwiegen, daß es für Sie ein
Einbahn-Flug hierher sein wird? Wozu, glaubten Sie, gibt es die
Sinkkapseln?«
    »Als man mich hineinschob, war ich so high von dem
Tranquilizer, daß ich mich nicht mal mehr erinnerte, wohin die
Reise überhaupt ging. Und merken Sie sich endlich, daß ich
niemanden brauche, der mich an der Hand nimmt und mir zeigt, wohin
ich zu gehen habe. Verstanden?«
    »Voll und ganz«, sagte Kilczer und drehte sich um. Nach
ein paar Schritten rief er ihr nach: »Schauen Sie bei mir
vorbei, wenn Sie beim Colonel gewesen sind. Bis dahin – viel
Glück!«
    Dorthy drehte sich nicht um.
     
    Im blockhausähnlichen Betonbau des Kommandozentrums wurde
Dorthy zu einem Fahrstuhl eskortiert, der zehn Sekunden lang beinahe
in freiem Fall in die Tiefe raste. Die Wucht der Bremsphase hieb sie
fast von den Beinen, und ihre Begleiterin, eine stämmige Frau
aus Polynesien im Matrosenrang mit einer Reaktionspistole packte sie
gleichmütig um die Hüfte und gab ihr Halt.
    »Schätze, ich habe den Landeabstieg noch nicht ganz
überwunden«, murmelte Dorthy verlegen, aber die Frau
reagierte nicht mal mit einem Achselzucken und führte sie einen
kahlen Gang hinunter. Die Türen vieler unbeleuchteter Räume
standen offen. Hinter einer der wenigen verschlossenen hörte
Dorthy das Summen eines Lichtschreibers. Wie groß mochte diese
Anlage sein? Wie in einer Bienenwabe stellte sie sich Ebene um Ebene
von Korridoren und Räumen vor, die sich tief in das Grundgestein
hineinbohrten aber zu welchem Zweck? Jede Stelle des Planeten war
höchst verwundbar, ganz gleich, wie tief unter der
Oberfläche sie lag.
    Der weibliche Matrose betätigte den Schließmechanismus
einer Tür und winkte Dorthy hindurch. Der kräftige Sergeant
hinter dem Schreibtisch deutete auf einen zerbrechlich wirkenden
Plastik-Stuhl und quittierte den strammen Gruß der Matrosenfrau
vor ihrem Abtreten mit einem gelangweilten Kopfnicken.
    »Colonel Chung erwartet mich«, sagte Dorthy.
    Der Sergeant machte sich einen Vermerk auf seinem
Schreibtischschirm und antwortete ohne aufzuschauen: »Das ist
richtig, Dr. Yoshida. Es dauert aber noch etwas.«
    Erschöpft setzte sich Dorthy auf den Stuhl. Ihr Kopfschmerz
kam nun verstärkt in bohrenden Wellen. Sie hatte genug über
diese ›Beeil-dich-und-warte‹-Mentalität der Navy
erfahren, um zu wissen, daß jedes Aufbegehren sinnlos war.
Schön und gut – ein Astronom hatte, wenn schon nichts
anderes, zumindest seine Geduld zu bewahren und zu kultivieren. Ihr
Zorn darüber, daß sie wie

Weitere Kostenlose Bücher