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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Obwohl Andrews es als etwas ganz Normales abtun
wollte, war dieses Gefühl jetzt auf eine unheimliche Art
real.
    Aber nirgends Hüter, keinerlei Anzeichen tierischen
Lebens!
    Der Strebepfeiler entsprang am Rand des Hangs, der sich zur Mitte
des Beckens hin verflachte – eine dicke, gewinkelte Säule,
die ihrerseits wiederum von rippenartigen Stützstreben getragen
wurde. Andrews kratzte mit dem Messer an der Außenhaut einer
dieser Streben. Die Messerspitze drang mühelos in das Material
ein. Andrews klopfte mit dem Griff dagegen. Es klang dumpf.
    »Es ist jedenfalls kein Metall«, knurrte er, schabte
etwas von der Außenhülle in ein Probenglas und testete
dann mit seinem Körpergewicht eine der mit kleinen Widerhaken
versehenen Streben, die sich spiralförmig um die Säule
wanden. Dorthy beobachtete, wie Andrews sich bis zur Säule
hochhangelte. Ihre Hände waren naß vom Angstschweiß.
Andrews klammerte sich längere Zeit am Säulenende fest und
hantierte an dem Kabel herum, das offensichtlich übergangslos in
einem sanften Bogen zum unregelmäßig geformten
Antennenkomplex hinüberführte und in einem Bündel von
anderen Kabeln endete, das wirr über der Mitte des Kraterbeckens
hing. Schließlich kam Andrews wieder herunter. Sein Gesicht
glänzte vor Schweiß. Trotzdem lächelte er Dorthy in
jungenhafter Begeisterung entgegen. »Ist schon eine heiße
Sache. Scheint alles aus einem Stück gefertigt zu sein –
Kabel wie Stützpfeiler.«
    »Ist das alles, was Sie herausgefunden haben?« Dorthy
war wütend auf Andrews, daß er sich dafür in Gefahr
brachte. Er hatte riskiert, in die Tiefe zu stürzen, hatte
riskiert, daß man sie entdeckte. Aber sie war ohnehin
überzeugt, daß man, oder es, ihre Anwesenheit längst
bemerkt hatte. Sie zwang sich dazu, ihre Stimme ruhig klingen zu
lassen. Trotzdem zitterten ihre Hände beim Reden
unkontrolliert.
    »Sie müssen die Antenne ausrichten, das ist ganz
offensichtlich. Also muß es auch einen Mechanismus geben, um
das Ding zu drehen. Der Brennpunkt der Empfangsschüssel ist
fixiert, daher muß sich die Antenne bewegen können, um
Wellen aus verschiedenen Winkeln, aus den verschiedenen
Himmelsabschnitten auffangen zu können.«
    »Schön, aber vielleicht befindet sich die notwendige
Maschinerie in den Antennen selbst. Keine Sorge, ich werde nicht
hinüberkriechen, um das herauszufinden.«
    »Ist es denn so wichtig zu wissen, wie das Ding bewegt
wird?« Dorthy berührte eine der gewölbten
Stützstreben. Sie fühlte sich wann an, und
überraschend glatt, wie Seide.
    »Ich weiß nicht, was wichtig ist. Also muß ich
erst mal davon ausgehen, daß alles wichtig ist.« Andrews
trat ein paar Schritte zurück. »Bleiben Sie da
stehen.« Rasch machte er sechs oder sieben Holos. Dorthy kniff
vor den hellen Laserstrahlen die Augen zusammen.
    Andrews packte die kleine Kamera wieder weg. »Ich werde Ihnen
nach unserer Rückkehr eins davon geben, sozusagen als nettes
Souvenir.« Dann wurde er wieder ernst. »Vielleicht sollten
Sie Ihr TALENT allmählich aktivieren, Dorthy. Ich glaube, wir
müssen wirklich dort hinüber, um etwas Neues zu
erfahren.« Er deutete mit dem Daumen auf den Spalt im
Beckenrand.
    Dies wäre also der langerwartete Höhepunkt des ganzen
Unternehmens. Alles andere – der Abstieg in der Sinkkapsel, der
lange Marsch hinauf zur Kaldera, das Abenteuer in der Burg – war
nur das Vorspiel gewesen. Dorthy nahm den Spender aus der Tasche,
klickte sich eine Tablette in die Handfläche und schluckte sie
ohne Flüssigkeit. Sie fühlte sie hineinsinken in die intime
Dunkelheit ihres Metabolismus.
    Es war getan.
     
    Sie hatten den Einschnitt gerade erreicht, als Dorthys TALENT
aufkeimte. Andrews’ Gedanken kamen zuerst verwischt und
unzusammenhängend, wurden aber mit jedem Schritt klarer, ein
hüpfender Gegenpol zu ihren eigenen Gedanken, wie Notizen am
Rand eines geschriebenen oder gedruckten Textes. Schließlich
mußte sie eine Rast einlegen und hockte sich ein Stück vom
Rand der Schlucht entfernt im Schutz zweier gegeneinander
gestürzten Felsen nieder. Sie atmete tief durch und hielt die
Luft an, atmete aus und fühlte, wie ihr Puls langsamer wurde,
während sie von der äußeren Welt wegdämmerte.
Andrews lief ruhelos hin und her und spähte durch die Schlucht
in den langsamen Sonnenuntergang über der gelbbraunen
Einöde, die sich jenseits der ausgetrockneten Klamm dehnte, zu
der die Schlucht den Zugang bildete. Dichte Ranken wanden sich an der
Klippe empor, bogen

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