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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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»Nehmen Sie ’nen guten Rat an,
Mädchen. Machen Sie auf’m Absatz kehrt. Sind schon ’ne
schlimme, verkommene Bande, die da!«
    Dorthy dachte an Seyoura Yep und versteifte sich. Die Fahrerin
stoppte am ersten Eukalyptusstrauch. »Viel Glück dann
auch!«
    Dorthy stieg in die Hitze hinaus. Die Frau drehte ihren Wagen auf
seinem Luftkissen. Das Fahrzeug glitt davon.
    Dorthy schulterte ihren Sack und marschierte los.
    Das Anwesen bestand aus mehreren langgestreckten einstöckigen
Gebäuden. Das Haupthaus hatte eine breite schattige Veranda.
Irgendwann einmal war es weiß gestrichen gewesen, doch
inzwischen war die Farbe weitgehend abgeblättert. Die
Fläche darunter zeigte ein stumpfes Grau. Eine Reihe zerbeulter
Trucks parkte im Unrat auf dem Vorplatz. In einer Ecke standen die
ausgeschlachteten Wracks von drei weiteren Fahrzeugen. Die
Metallverkleidungen rosteten in der Nähe vor sich hin.
    Was hat er denn hier gemacht? fragte sich Dorthy. Ist
das alles, was er geschafft hat?
    Ein angeketteter Hund sprang auf, als sie sich dem Haus
näherte, und geiferte ihr irgendwelche Obszönitäten in
der Hundesprache hinterher, während sie die Stufen zur Veranda
hochstieg. Das verrottete Holz knackte unter ihren leichten Schuhen.
Kaum war sie oben, stoben ein halbes Dutzend Kinder um die Hausecke
auf den Hof, blieben in einem Halbkreis von wenigen Metern vor der
Veranda stehen und starrten Dorthy an. Sie fragte sie nach Papa-san
und sprach dabei nach mehr als zehn Jahren zum erstenmal wieder
Japanisch. Nach einem kurzen Drängen und Schieben und
Blicketauschen trat schließlich das älteste Mädchen
vor. Sie verscheuchte mit der Hand die Fliegen von ihren
tränenden, schmutzverkrusteten Augen und führte Dorthy
durch einen schmutzige Diele zur Küche im hinteren Teil des
Hauses. Dort weckte sie eine fette, schlampig gekleidete Frau, die in
einer Ecke im Sitzen schlief. Wieder fragte Dorthy nach ihrem Vater,
nach ihrer Schwester. Ihr anfängliches ungläubiges Staunen
verwandelte sich allmählich in nacktes Entsetzen.
    Aufgeregt deutete die Frau ein halbe Verbeugung an. »Gomen
nasai, gomen nasai. Es tut mir leid. Sie sind die Tochter, welche
Ehre! Wenn wir doch nur gewußt hätten, wann Sie kommen.
Sie schlafen alle, verstehen Sie? Die Hitze! Wir schlafen hier am
Tag. Setzen Sie sich doch bitte«, fügte sie hinzu und
schickte das Kind, um Dorthys Vater zu holen.
    Dorthy hockte sich auf ein schmieriges Kissen und wartete.
Während dessen schlurfte die Frau hin und her, um eine
Schüssel misoshuri vorzubereiten. Denn natürlich
mußte der geehrte Gast bewirtet werden. Das gebot die
Höflichkeit.
    Dorthy fühlte ihr Herz immer schwerer werden. Hier und jetzt
wurde alles für sie real, und es war weit schlimmer, als sie
erwartet hatte. Die Suppe war lauwarm und fade. Trotzdem zwang sie
aus Höflichkeit ein paar Löffel hinunter. Die Frau, die sie
verstohlen beobachtete, schüttelte plötzlich den Kopf,
sagte: »Er kommt«, und huschte davon.
    Dorthy drehte sich um und erhob sich langsam.
    Nackt bis zur Hüfte, das Haar wirr im Gesicht hängend,
stützte sich ihr Vater mit einer Hand gegen den Türrahmen.
Mit dem Rücken der anderen Hand fuhr er sich über die
Augen. Das Gesicht war grau vor Schmutz, die nackten Füße
fast schwarz. »Schön, dich mal wiederzusehen,
Tochter«, knurrte er heiser. »Hatte mir eigentlich
vorgestellt, dich so richtig schön willkommen zu heißen
– mit allem Drum und Dran. Konnte ja nicht ahnen, daß du
so rasch hier sein würdest. Wie du siehst, hat’s hier ein
paar Probleme gegeben…«
    Dorthys Entsetzen wandelte sich in Wut und Verachtung. »Das
ist alles, was du für das Geld vorzuweisen hast, das ich dir
schickte?«
    Verblüfft über ihren direkten Angriff murmelte er etwas
von einer Dürre, von mehreren Dürren, und begann stotternd
eine Litanei von Klagen über Vorurteile und Schikanen
herunterzubeten, jammerte über Vieh- und Pflanzenkrankheiten. Er
war halbbetrunken und stank nach Reiswein.
    Er wurde streitsüchtig. »Wie armselig hier alles ist,
weiß ich gut genug. Und dir muß es noch weit armseliger
vorkommen – von da, wo du herkommst. Aber es ist dein Zuhause,
und du bist wie ein chonan für mich, Dorthy-san. Eher ein
Sohn als eine Tochter, bei all der Ehre, die du deiner Familie
gemacht hast. Dies hier ist dein uchi, wo du hingehörst.
Wir müssen eben alle hart arbeiten.«
    »Dies hier ist wahrlich keine Ehre für mich«,
antwortete Dorthy kalt. Der Zorn schnürte ihr beinahe

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