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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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hallte mehrmals nach, ehe sie verklang.
»Christus!« sagte sie und erbebte. Sie fuhr mit der Zunge
über das neue Geschwür im Mund; schon seit längerem
litt sie an wunden Stellen, Furunkeln und Pusteln am Gaumen. Dem
Fleisch, das ihre einzige Nahrung darstellte (aber sie hatte keins
mehr, wußte nicht mal mehr, wann sie zuletzt etwas gegessen
hatte), fehlte die richtige Kombination von Spurenelementen und
wahrscheinlich auch die wichtigsten Vitamine. Die Füße
waren geschwollen, und Dorthy wagte nicht, die Stiefel auszuziehen
aus Furcht, nicht mehr hineinschlüpfen zu können.
Außerdem stank sie – und war todmüde. Doch hier
konnte sie keine Rast einlegen, nicht hier. Wahrscheinlich würde
sie dann nicht mehr aufwachen. Sie stellte sich vor, wie Kilczer mit
geduldiger Stimme vorschlug, noch ein Stück weiterzugehen, und
nickte bereitwillig. Stöhnend kam sie wieder auf die
Füße und ging den ganzen Weg zurück.
    Als sie endlich den Zusammenfluß erreichte, fiel leichter
Regen, kaum mehr als die Tröpfchen des dichter werden Nebels.
Sie folgte dem klaren, schnell dahinsprudelnden Gewässer mit
gesenktem Kopf. Auf der Hand, die den Gurt des geschulterten Gewehrs
hielt, bildeten sich kleine Tropfen…
    Der Fluß machte plötzlich ein Biegung, und Dorthy
schaute sich um. Irgendwie kam ihr die Stelle bekannt vor.
    Ein grauer Steinhang zog sich bis zu einer Felswand empor, die
fast senkrecht in die Wolken aufragte. Dorthy verließ den
Fluß und stieg den Hang hinauf. Die hohe Felsklippe wies einen
tiefen Einschnitt auf, durch den ein warmer Wind herüberwehte.
Der Fels unter den dünnen Sohlen ihrer Stiefel war dagegen
eiskalt.
    Der Paß war so breit, daß Dorthy die andere Seite
durch die wirbelnden Nebelschleier nicht erkennen konnte, als sie
sich durch Geröll und Felsen ihren Weg entlang einer Wand aus
Lavagestein suchte. Der warme Wind säuselte an den Ohren vorbei,
die eisige Kälte des Gesteins biß ihr in die
Fußsohlen. Dorthy war dem Paß etwa zehn Minuten gefolgt,
als sie auf die Aschereste eines Feuers stieß. Zum Schutz gegen
den Wind hatte man einen Ring aus kleineren Felsbrocken um die
Feuerstelle herum aufgeschichtet. Dorthy bückte sich und fuhr
mit den Fingern durch die Asche. Sie war so kalt wie der Fels
ringsum. Der längliche Brustkorb eines katzengroßen Tieres
lag daneben. Schwärzliche Fleischfetzen hingen noch an den
Rippen, doch trotz ihres nagenden Hungers wagte Dorthy nicht, davon
zu essen.
    Irgendwo da draußen – Hüter!
    Die Ascheflocken an ihren Händen wurden vom Wind
davongetragen, während sie vorsichtig weiterging. Sie
überlegte, ob sie eine Tablette des Antiblockers nehmen sollte,
entschied sich aber dagegen, weil ihr TALENT ihre
Reaktionsfähigkeit verlangsamen konnte. So setzte sie einen
Fuß vor den anderen und versuchte, die tanzenden Nebelschleier
mit den Blicken zu durchdringen. Das Gewehr hing locker über
ihrer Schulter.
    Der Boden fiel allmählich ab. Der Wind ließ etwas nach.
Immer noch wanderte Dorthy in einer Wolkenbank weiter, die alles, was
mehr als zehn Meter entfernt war, einfach verschluckte. Erst als die
ersten Bäume im Nebel auftauchten, wußte sie, daß
sie den Paß hinter sich hatte.
    Sie hatte es geschafft.
    Sie befand sich jetzt im Innern der Kaldera.
    Sie ging weiter und stieg den sanften Hang hinunter, wanderte
unter niedrigen, weit verstreut stehenden Bäumen entlang, in
deren Kronen der Wind leise seufzte. Die Äste trugen
handflächengroße Blätter. Der Nebel lichtete sich
allmählich…
    Plötzlich hörte Dorthy ein Geräusch und blieb wie
angewurzelt stehen. Das Geräusch kam von links oben, ein leises
Klopfen wie von einem zu schnell schlagenden Herzen. Das Brummen
eines Choppers…
    Sie sah die Maschine als schemenhaften Schatten durch den Nebel
tauchen. Dann flammte der Suchscheinwerfer auf und blieb mit
unheimlicher Präzision an ihrer Gestalt kleben, warf ihren
Schatten hart auf den sanften Abhang. Der Chopper drehte eine
Schleife, wobei der Scheinwerfer um die eigenen Achse rotierte, um
Dorthy nicht aus dem Lichtkegel zu verlieren, und setzte zur Landung
an.
    Endlich! Sie hatte den Kraterwall überstiegen, die Kaldera
erreicht – und war nun tatsächlich gerettet. Sechzehn Tage
waren vergangen, seit die Critter-Herde das Lager unten in der Ebene
überrannt hatte. Die Sonne dagegen begann gerade erst ihren
Abstieg aus dem Zenit.



Sie brachten Dorthy sofort zu dem Hochlager, das die Burg
überwachte, und steckten sie – ohne erst nach

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