Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Kilczer oder
den Zwillingen zu fragen, und selbst war sie zu erschöpft, um
von sich aus die Sprache darauf zu bringen – in den Tank eines
Robotdocs. Jeder halbwegs erfahrene Medizintechniker hätte ihnen
sagen können, daß sie keinen ernsthaften Schaden genommen
hatte, sah man einmal von Histamin-Reaktionen, Unterernährung
und leichtem Skorbut ab. Aber der einzige Mediziner im Erkundungsteam
war Kilczer gewesen. Und der war tot.
    Der Robotdoc war ein militärisches Modell. Er überging
einfach ihr Sensorium, so daß sie ohne Sicht, Gefühl,
Geschmack oder Gehör in der Nährlösung schwebte, nicht
mal fähig, eine Augenbraue zu bewegen, und nahm ihr durch den
russischen Schlaf das Bewußtsein. Während des Schlafs
frischte er ihr Blut durch künstliches Plasma auf, pflanzte ihr
einen Leber-Bypass ein und begann mit der Analyse der Giftstoffe, die
ihre Zellen allmählich freisetzten. Weiterhin entfernte er aus
der Haut und dem subkutanen Gewebe die zahlreichen Infektionen und
stimulierte den Heilprozeß. Eine zivile Maschine hätte ihr
eine Diät aus beruhigenden Träumen verordnet, vielleicht am
Strand von Serenity oder am Tallman’s Scarp auf Titan. Aber
dieses Modell war nur effizient, mehr nicht. Es schickte sie in den
Schlaf, um ihr sensorische Entzugserscheinungen während der
Behandlung zu ersparen. Träume hatte es nicht im Programm.
    Manchmal befand sie sich wieder mit Kilczer auf der anderen Seite
der hohen Berge, wanderte mit ihm und etwas Schattenhaftem hinter
ihnen, etwas, das sie ihn nicht sehen lassen durfte, durch
Pinienwälder. Oder sie schwebte in ihrem kleinen Einmann-Schiff
draußen im Raum, wo Kometen ihre langen kalten Kreisbahnen
zogen, und Kilczers drängende Stimme kam krachend über den
Receiver. Aber sie verstand ihn nicht, weil er Russisch sprach. Oder
sie stand wieder auf der Lichtung über dem Wasserfall und sah
den Hüter durch das hohe Gras auf Kilczer zustürzen. Oder
sie war in dem Moment Kilczer, als der heftige Aufprall ihn –
sie – über den Rand in den Abgrund schleuderte. Oder war
sie der Hüter…?
    Manchmal träumte sie von der Jagd unter einem fremden
Nachthimmel, in dem hell leuchtende Schleier gefrorenen Nebels
blitzten. Nur ein einziger, hell strahlender Stern durchdrang sie mit
seinem Licht, war wie das Lichtauge am Ende eines langen, dunklen
Tunnels. Langsam, ganz allmählich, begriff sie, daß diese
letzten Visionen beileibe keine Träume waren. Etwas versuchte,
zu ihr durchzudringen, während die Maschine sie
behandelte…
    Mit einem Schlag kehrten all ihre Sinne zurück. Sie kniete in
einer blutwarmen Flüssigkeit, deren Geruch ihr in die Nase
stach, während sie die Nasenflügel herunterlief. Helles
Licht zauberte Regenbogen in die Tropfen, die an ihren Augenlidern
hingen. Jemand faßte unter ihre Ellbogen und richtete sie auf.
Kalte Fliesen unter ihren klebrigen Füßen. Sie hustete und
hustete.
    »Hier herüber, Honey«, sagte die große Frau,
Angel Sutter, und führte sie zu einem Korbstuhl aus Plastik.
»Wie fühlen Sie sich?«
    Sie befanden sich in einem kleinen, hell erleuchteten Raum, dessen
eine Hälfte der Robotdoc ausfüllte. Irgendwo summte eine
Pumpe und saugte die amniotische Flüssigkeit ab. Die Pritsche,
die Dorthy aus dem Robotdoc ausgefahren hatte, verschwand mit einem
leisen Klicken in der grellweißen Hülle der Maschine.
Dahinter kam eine abgerundete Decke zum Vorschein – die
Wölbung des Kuppelzeltes.
    Dorthy saß zusammengesunken auf dem Stuhl. Sie war nackt,
ihre Haut ölig von Langketten-Silikonen und Fluorkohlenstoffen.
Sie schimmerte wie stumpfe Bronze. Alle Verletzungen, die sie sich
auf ihrer Wanderung zugezogen hatte, waren abgeheilt.
    »Wie ein Critter, der aus seinem Kokon schlüpft«,
sagte sie. Angel Sutter hüllte sie in ein großes
Badetuch.
    »Sie sehen wieder besser aus«, meinte Sutter und
nibbelte ihr die Schultern trocken. »Als man Sie hereinbrachte,
dachte ich, Sie würden es nicht schaffen. Sie sahen einer
tausend Jahre alten vertrockneten Mumie verdammt
ähnlich.«
    »So fühlte ich mich auch«, erklärte Dorthy.
Dann überfiel sie wieder die Erinnerung. Sie schauderte.
»Arcady Kilczer ist tot.«
    Sutter fuhr fort, ihr den Rücken zu trocknen. »Das haben
wir befürchtet. Die Zwillinge auch, oder?«
    »Sie starben, als… als…«
    »Honey, Sie müssen jetzt nicht reden. Warten Sie eine
Weile. Sie hatten Glück, daß man das Ding da mit den
anderen Sachen hier heraufgebracht hat. Den Rücktransport nach
Camp Zero

Weitere Kostenlose Bücher