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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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tun wollte, und zu den
Kontrollen gegriffen. Aber sie konnte nicht den Mut finden, die
Bewegung zu beenden. Dann sagte Maschine, die irgendwie erriet, was
sie vorhatte: »Nein, Suzy, wenn Sie mich ausschalten, werden Sie
alle Systeme lahmlegen…«
    Aber sie hatte es schon getan. Die Graphiken verschwanden. Sie
konnte die matt erhellte, enge Kabine sehen und die Prüflichter
der Kontrollen, die zur Hälfte rot, der Rest zumeist gelbbraun
blinkten. Sie schaltete die langsamen und trägen Stromkreise des
Hilfscomputers ein und befahl Außenansicht. Rot beleuchtetes
Eis wich hinter ihr zurück, und ein blauweißes Band schien
vor ihr in die Unendlichkeit aufzusteigen, aufwärts zu einem
Punkt intensiv weißen Lichts. Keine Graphiken, keine Detektoren
– die waren alle dirigiert durch die Stromkreise, welche
Maschine usurpiert hatte. Nichts als optische Sicht und Radar und das
Minimum an Betriebsanzeigen. Wie beim Kampfeinsatz auf Titan flog sie
mit dem Gefühl im Hosenboden.
    »Also, los geht’s!« sagte sie und gab den
Triebwerken für Lageregelung eine schnelle Befehlsfolge ein. Sie
drehte das Schiff so um, daß es mit dem Heck voran flog,
während der Bug auf den schmalen Lichtschein der Sammelscheibe
einschwenkte. Warnlichter wegen zu großer Nähe fingen an
zu blinken. Suzy schaltete sie aus. Rückwärtig erkannte sie
ein langes, graues Grenzgebiet zwischen Eis und Ozean. Riesige,
unregelmäßig schimmernde Gebilde dehnten sich
darüber, und Lichtpunkte, die den Augen weh taten, strahlten
darin. Die Schiffskameras abschalten. Jetzt keine Zeit für
Ablenkungen. Sie mußte auf jene leise, kleine Stimme in ihrem
Innern lauschen…
    Es gibt ein Schema, dem du folgen mußt. Gunasekra spricht
darüber eben jetzt zu mir. Laß dich nur darin entspannen,
Suzy! Laß es einfach kommen…
    Suzy fühlte, wie sich ihr Arm hob, ohne daß sie irgend
etwas damit zu tun hatte. Sie verkrampfte sich unwillkürlich
fest nach unten. Sie konnte sich nicht entspannen und nicht glauben,
daß das real wäre. Jene brennenden Punkte – sie
konnte ahnen, was sie waren. Jede Sekunde würde sie merken, wie
real sie waren. Oh, lieber Jesus, laß es geschehen!
    Nur tief und langsam atmen, Suzy. Aus deinem Zentrum
heraus.
    »Ich versuche es, aber, lieber Jesus…«
    Konzentriere dich auf deinen Atem. Shri shanti, Shri
shanti.
    »Jetzt kann ich die Wellen hören.«
    Ja. Jetzt still! Shri shanti. Shri shanti. Süßer
Atem. Heiliger Atem. Atme nur, Suzy. Dorthy lächelte,
strahlendes Lächeln erhellte ihr schlichtes Gesicht: Du
machst es großartig.
    Suzy konnte für einen Augenblick alles klar wie am Tage
sehen. Die weiße Kurve des Strandes, die an das blaue Wasser
grenzte; und Dorthy Yoshida; und das Muster heller Knoten, die um das
Schwarze Loch verstreut waren auf dem Boden des brodelnden Wirbels
der Sammelscheibe; und gefrorene Tundra, die eine Million Kilometer
unter ihrem Kiel dahinflog; und die aufragenden Festungen,
größer, als sie es sich vorstellen konnte, so riesig und
doch so fern, daß ihre Waffen sie noch nicht erreicht hatten
– noch nicht ganz…
    Und dann wirbelte das meiste von ihr fort, der Strand und die
kahlen Lichtfluten; und sie war wieder sie selbst. Ihre Hände
waren noch auf die Konsole gespreizt. Eine Einblendung in der Ecke
ihres Gesichtsfeldes, das Feuerleitnetz des Anzugs, zeigte, daß
alle Projektile fort waren. Und von einem jeden gingen
strahlenförmig die unmißverständlichen Verzerrungen
der Raumzeit durch die katalytische Waffe der Engel aus. Es war
vollbracht.
    Suzy blickte rückwärts und sah, wie strahlender Glanz
auf sie zukam. Der gleiche letzte Anblick, den so viele ihrer
Kameraden unten in der Schweresenke von BD 20 gehabt hatten, als ihre
Schiffe durch relativistische Plasmastrahlen in die Zange genommen
wurden. Eben genug Zeit, um ihre restlichen Waffen trotzig
abzuschießen und das schwindende Gefühl von Fremdartigkeit
tief in ihrem Innern anzurufen und zu flehen, daß man sie
hiervon wegbringen möge, ehe es traf.

 
   17
     
     
    Rings um sie war ein Ausbruch von Licht. Farben blitzten auf und
glitten ineinander, als sei sie kopfüber in einen Regenbogen
getaucht. Sie torkelte auf heißem Sand, noch benommen von der
momentanen Vision, die sie gehabt hatte, als sie von alledem
herunterkam. Ein kurzer blendender Anblick der Architekturen aus
gefrorenem Licht, das den Horizont der fraktalen Wüste
überkrustete. Eine Stadt – sie wußte nicht, wie sie
es sonst nennen sollte – eine Stadt aus

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