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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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verrücktes Volk.
     
    Major Sebastian Artemio Pinheiro saß in seiner
klimatisierten unterirdischen Bleibe inmitten der geheimen
Aushöhlung an den Hängen von Arrul Terek und fragte sich
nicht zum erstenmal, ob er ebenso verrückt würde, wie man
es von den Zithsa-Jägern behauptete. Pinheiro war ein
hochgewachsener, kräftiger Mann. Er hockte auf der Kante seines
Bettes, das als ein quadratischer Felsblock den meisten Platz in dem
kleinen Raum beanspruchte. Er polierte seine kostspieligen Stiefel
aus Zithsa-Fell zu den Klängen des himmlischen Chors aus
Beethovens Missa Solemnis; und deshalb dachte er über
Zithsa-Jäger nach. Und er putzte seine Stiefel deshalb, weil er
sich fragte, was er hier draußen im Flachland machte, wo er ein
Dutzend angeheuerter Archäologen beaufsichtigte, von denen kaum
einer die Sprache des anderen verstand, eingepfercht durch
ständige Kontrollen im Umkreis, solange die Expedition dauern
würde. Aber es stand auch der Besuch eines seiner vorgesetzten
Beamten bevor.
    Pinheiro polierte gründlich und war von seiner Tätigkeit
voll beansprucht, bis José Velez die Flügeltür der
Hütte aufstieß und ihm meldete, daß die vornehmen
Besucher soeben den Wachtposten am Paß erreicht
hätten.
    Pinheiro stellte die Stiefel ab und langte zu dem kleinen
Kühlschrank auf dem Fußboden hinunter. »Ein Drink
gefällig?« fragte er Velez.
    »Bist du verrückt?«
    »So wie eine Wanze«, sagte Pinheiro, schenkte sich einen
Schuß gallertartigen Wodkas ein und kippte ihn hinunter. Dann
zog er seine engen schwarz schimmernden Stiefel an, stapfte aus dem
Zimmer und durch den anschließenden Speiseraum zur
Luftschleuse. José Velez folgte ihm dichtauf.
    Der untersetzte Bohringenieur sagte: »Sebastian, was es auch
ist, ich hoffe, daß du meinen Protest zur Kenntnis
nimmst.«
    »José, die Besucher sind die letzten Leute, um die du
dir Sorgen machen könntest. Weißt du, es sind bloß
hochrangige Touristen, die hergekommen sind, um zu gaffen. Reiche
deine Beschwerde schriftlich ein!«
    »Das habe ich schon getan, sogar zweimal!« Der
üppige Schnurrbart von Velez schien zu funkeln, so heftig war
seine offene Empörung. Er zog die Luke der Luftschleuse zu und
folgte Pinheiro die Wendeltreppe nach oben. Dabei rief er: »Ich
brauche Helfer, um die Kerne aus der Tiefe hochzuschaffen! Ich bin
Bohringenieur und kein Schwerarbeiter. Die Arbeit, die sie von mir
verlangen, ist unter diesen Bedingungen unmöglich. Wir brauchen
mehr Leute auf der Ausgrabungsstelle, nicht mehr
Wachpersonal!«
    Wenn man aus dem Schatten des Treppenschachts hinaustrat, war es
so, als ob man in den Gluthauch eines Hochofens käme. Die polare
Sonne, eine zusammengedrückte, weiß strahlende Scheibe,
hatte sich in ihrem Tageslauf der stumpfen Kuppe von Arrul Terek
genähert. Hitze drang durch den Schlackenboden des nahegelegenen
Tales. Die gezackten Berge, die sich nach links und rechts
anschlossen, schienen über einem wabernden Dunst dick wie
Öl zu erzittern.
    Die Wohnräume der Archäologen waren tief in den Boden
versenkt und durch flache Erdhügel bedeckt und so isoliert,
daß sie bis auf das Bündel borstiger Kurzwellenantennen
und die kleine Funkschüssel aussahen wie die Grabtumuli der
nordamerikanischen Indianer oder von Königen der Eisenzeit.
Hangabwärts war die eigentliche Ausgrabungsstätte; und
jenseits davon konnte Pinheiro durch Schleier heißen Dunstes am
Horizont eben den silbrigen Kopf des Geländefahrzeugs erkennen,
das sich aus dem Gebirgspaß in einem Kilometer Entfernung
seinen Weg bahnte.
    Velez zog die Kapuze seines Schutzanzugs hoch und sagte: »Wie
viele Wächter haben wir? Fünfzig? Hundert? Hier ist alles
verteufelt rückständig.«
    »Es ist die Brutzeit der Zithsa«, sagte Pinheiro.
»Sie ziehen durch diese Gegend ins Flachland. Extrawachen
wären nötig, um Jäger fernzuhalten, die zu nahe
herankommen.«
    »Manchmal glaube ich, daß du all diesen Unsinn
glaubst.«
    Pinheiro zuckte die Achseln, weil er das wirklich mehr oder
weniger glaubte. Sicherheit mußte sein. Sie sorgte für
Distanz; und es gab keine Alternative für eine große
Arbeitskraft, weil schon das Dutzend Archäologen hier ein
Sicherheitsrisiko darstellte, das Pinheiro wie den Korken auf einer
Flasche heißen Nitroglyzerins empfand. Das konnte er Velez
nicht sagen. Er fühlte aber, daß er dem Ingenieur etwas
schuldig war. Velez machte allerhand Lärm, war aber ein
unermüdlicher Arbeiter.
    »Hab Geduld!« sagte Pinheiro. »Ich werde

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