Alien 3: Ewiges Licht
Lichtkreis her.
Dann fühlte sie, wie sie direkt durch das Licht hindurch flog. Die große geräuschlose Helligkeit umgab sie
allseitig, so daß sie heftig blinzeln mußte, um die
Nachbilder loszuwerden und sehen zu können, wo sie war.
Sie befand sich in ihrem Druckanzug und kniete in körnigem
Sand, rein und weiß wie Zucker. Jemand stand über ihr, ein
überstrahlter Schatten vor grünlichem Sonnenlicht.
»Hallo, Suzy«, sagte Dorthy Yoshida. »Hör
lieber zu, denn wir haben nicht viel Zeit. Eigentlich gar keine
Zeit.«
Suzy griff zu den Krampen ihres Helms, aber Dorthy Yoshida sagte
ihr, dies wäre nicht real. Aber ihre Stimme klang in Suzys Ohren
so deutlich und nahe, daß sie nicht über irgendeine
Nachrichtenverbindung kommen konnte.
»Nun, mir kommt dies alles höllisch real vor«,
sagte Suzy und betrachtete ringsum den Saum gebeugter Palmen, deren
sägezahnförmige Blätter sich scharf vor einem
vollkommen blauen Himmel abzeichneten, und die schwachen Wellen, die
Schaum auf festen, feuchten Sand warfen. Sie sah flüchtig,
daß jemand dort am Rande der Wellen wanderte, ein
stämmiger Bursche mit brauner Haut und glattem,
zurückgeklebtem schwarzem Haar. Aber nur, wenn sie etwas zur
Seite schaute. Wie der verwirrte Geist eines Vagabunden, der im
Strandgut nach seinem Schicksal sucht.
»Das ist Abel Gunasekra«, sagte ihr Dorthy. »Er ist
durch mich mit dir verbunden. Ich spreche zu dir durch die Implantate
in deinen Ohren, so daß Maschine mich nicht hören kann.
Nur du kannst es. All dies ist eine Art Metapher, Suzy. Die Engel
können es nur für den Moment aufrecht erhalten, in dem der
Katalysator durch deinen Ort geht. Halte es für eine
Realität, die ein wenig schmilzt und dann wieder fest wird. Wir
befinden uns jetzt in dieser flüssigen Phase.«
»Richtig, die Engel. Ich wußte, daß die darin
stecken müßten. Also hast du für sie den Katalysator
freigemacht, he? Denjenigen, den die anderen Gimpel hatten, die mit
ihrem Schiff auf dem Planetoiden eine Bruchlandung gemacht haben.
Meinst du, daß er funktionieren wird, wo er so alt
ist?«
»Wir sind hier beisammen. Und nicht nur das, du befindest
dich in meiner Zukunft, Suzy. Wo ich bin, hat der Katalysator die
Marodeure nicht getroffen. Er hat die Wirkungen der Waffe
ausgelöscht, die sie auf uns gerichtet hatten auf der Vingança, auf dem Wurmlochplanetoiden. Aber er hat noch
nicht die Quelle erreicht. Wo du bist, rast er schon die
HyperStruktur hinunter. Er arbeitet irgendwie durch Kontraraum. Darum
trifft seine Wirkung vor ihm ein. Ich meine, da gibt es ein oder gar
dreikausale Paradoxa. Ich bin sicher, Abel Gunasekra könnte es
erklären, aber er ist gerade jetzt beschäftigt. Suzy, es
gibt ein Problem, über das wir sprechen müssen.«
»Du sagst, daß er gegen die Marodeure gewirkt hat? Was
gibt es denn da noch zu besprechen?«
»Er wird gegen den Prozeß funktionieren, den die
Marodeure als Waffe eingesetzt haben. Den Prozeß, den die Engel
hinterlassen haben. Aber den Marodeuren ist es gelungen, ihn zu
klonen, auf die Weise, wie sie die HyperStruktur zu klonen versucht
haben. Rings um den Ereignishorizont des Schwarzen Loches sind
Quellen von Superphotonen verteilt. Diese verwandeln sich in Energie,
Licht, Gamma- und Röntgenstrahlen und auch in Partikel. Hadronen
und Leptonen: Protonen, Elektronen, Neutronen. Zumeist werden sie zu
Wasserstoff und etwas Helium. Zu neuer Materie, die sich die ganze
Zeit tief in der Sammelscheibe bildet. Strahlungsstrom durch Einsturz
in das Schwarze Loch wächst an, kann aber letztlich nicht
entweichen, weil zu viel Gas da ist. So kommt es zu einer riesigen
Explosion, die Gas nach außen bläst. Das ist schon einmal
geschehen. Das Gas bildet einen Wolkenring um die Sammelscheibe und
expandiert davon hinweg.«
»Was willst du damit sagen? Daß der Dorn aus diesem
Zeug besteht?«
»Zum Teil. Zumeist besteht er aus Raumzeit selbst, bearbeitet
von der Engelmaschinerie. Das Eis, das Wasser und die Atmosphäre
in der bewohnbaren Zone, vermutlich auch der Boden, das alles kommt
aus der neuen Materie. Aber der größte Teil der neuen
Materie bildet neue Sterne. Hinter dem anderen Ende des Dorns gibt es
fünf Wolf-Rayet-Sterne, die in komplizierten, aber stabilen
Bahnen umeinander laufen. Ihr Licht wird die ganze Strecke den
Dorn hinab kanalisiert und wird immer roter, bis es im fernen
Infrarot liegt, wenn es die Hypermateriesphäre
erreicht.«
»Spielt das eine Rolle, nachdem du sie erledigt
hast?«
»Der
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