Alien 3: Ewiges Licht
des Admirals beflissen. Und eine
weitere Frau, klein, schlicht und sanft, hatte ihr rundes, blasses
Gesicht fast unter der Kapuze ihres Schutzanzuges verborgen. Ihr
Händedruck war kurz und schlaff; und sie wandte sich vor
Pinheiros forschendem Blick ab. Ihr Name war Dorthy Yoshida.
»Wir wünschen, daß Sie uns alles zeigen,
Major«, sagte der Admiral und fixierte den Rand des
Amphitheaters: »Vielleicht fangen wir gleich hier an. Meinen Sie
nicht auch, Dorthy?«
»Ganz wie Sie wünschen.« Yoshida blickte in die
andere Richtung zu den niedrigen Hügeln ringsum.
Admiral Orquito sagte zu Pinheira: »Sie weiß alles
über den FEIND. Sie wird es uns sagen, wenn dies irgend etwas
mit ihnen zu tun hat.« Und er lachte krächzend über
Pinheiros offene Ungläubigkeit; denn Pinheiro wußte wie
die meisten Menschen, daß niemand bisher auch nur einen
flüchtigen Blick auf einen der FEINDE erhascht hatte. Es war
praktisch nichts über sie bekannt, außer daß sie
rote Zwergsterne mochten und daß sie unerbittlich und unsinnig
feindlich sein konnten. Die Wohnsiedlungen auf den Asteroiden um BD
20 waren verbrannt worden, ohne daß jemand auch nur auf einen
einzigen den Fuß gesetzt hatte. Und obwohl es Gerüchte
gab, daß eine Erkundungsgruppe auf die Oberfläche der
planetoformten Welt hinabgeschickt worden war, welche die einzige
andere bekannte Kolonie des FEINDES bildete, so waren das eben nur
Gerüchte. Und diese Welt hatte seit dem Ende der Kriege
ständig unter Quarantäne gestanden. Deshalb war Pinheiro
sofort sehr neugierig hinsichtlich der kleinen reizlosen Frau; aber
erst mußte die Zwei-Cruzeira-Tour absolviert werden, ehe er ihr
irgendwelche Fragen stellen konnte.
Die Gräben schnitten durch die Schichten von Sedimenten, die
von Tsunamis herrührten, die nach dem Bombardement um die Welt
gerast waren. Ganz oben waren die Riffelmarken der
zurückweichenden Fluten zu erkennen: die Senke, wo man Hunderte
von spiralförmig eingekerbten Knochen gefunden hatte, feine
Rillen, die vielleicht eine Art Schriftsprache darstellten… aber
nur vielleicht, wie Juan Madrinan sagte. Und überall gab es
Fossilien, winzige Schneckenhäuser, die unter jedem Schritt zu
Staub zermahlen wurden, riesige sternförmig plattgedrückte
Rippen, die Gräten von Fischen und so etwas wie Rochenstacheln.
Einstmals war dies der schlammige Boden einer üppigen polaren
Meeresbucht gewesen.
Der Admiral lächelte und nickte, während die
Archäologen ihre Arbeit erklärten. Er wich aber immer
plötzlich aus, wenn das Thema der Publikation zur Sprache kam.
Juan Madrinan hielt eine kleine vorbereitete Rede darüber, wie
wichtig es wäre, anderen Experten zu gestatten, über die
Funde nachzudenken; und José Velez äußerte seine
üblichen Wünsche hinsichtlich mehr Arbeitskräften.
Admiral Orquito sagte: »Sie haben solche Fortschritte erzielt.
Es ist wirklich erstaunlich… Jetzt, Major, werden sie mir das
Amphitheater zeigen?« Er lächelte Velez flüchtig zu
und stapfte am Arm seiner schönen blonden Adjutantin davon.
Pinheiro eilte hinter ihm her, um Velez’ Ärger zu
entgehen.
Das Amphitheater war mehr als alles andere das, was alle
prominenten Besucher sehen wollten.
Fast so breit wie das Tal, handelte es sich um eine
halbkreisförmige Senke, die aus dem Urgestein der
vorsintflutlichen Küste ausgehoben war. Der weite Boden war
übersät mit Säulen, die hier dicht
zusammengedrängt waren und dort in exakten sechseckigen Mustern
dastanden. Viele waren durch die Kraft der Tsunamis zerbrochen oder
zur Seite geneigt worden. Alle verjüngten sich von einer breiten
Basis aus, die aus Tausenden verschlungener Bänder
zusammengesetzt waren, einer Art Tang aus Holz. Außen
saßen daran stets die Schalen eines ortsfesten Organismus. In
Größe und Form einer jai alai- Schöpfkelle
ähnlich, waren sie in spiraligen Flechtmustern angeordnet, die
den Einritzungen der Knochenstangen verblüffend
ähnelten.
Xu Bing führte eifrig sein Meßgitter vor, um seine
Theorien der numerischen Anordnung dem Admiral Orquito zu
erklären, der sich als ein Experte für Beobachtungen aus
dem Orbit entpuppte. Pinheiro ließ sie damit weitermachen und
ging los, um die Frau Yoshida einzuholen, die unter dem
kathedralenartigen Wald fossiler Säulen spazierengegangen
war.
Sie fuhr mit der Hand über die gerippte Oberfläche einer
Säule und betastete die gebogenen Mulden. Pinheiro bemerkte,
daß ihre Fingernägel bis aufs Fleisch abgeknabbert waren,
fragte sie: »Sie
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