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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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dem Jungen etwas
zugestoßen? Doch als ich die Tür öffnete und mit
meinen steifen Gliedern mühsam die Laterne hob, ahnte ich
sofort, daß mir Unangenehmeres bevorstand.
    Der untersetzte Mann im Tarnanzug mit der Pistolentasche an der
Hüfte, das Haar kürzer geschoren als bei jedem
Strafgefangenen, sagte: »Ich kam gerade vorbei und dachte, ich
schaue mal herein. Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Sir James.
Mein Name ist Ames. Colonel Ames.«
    »Sie wünschen?«
    Er lachte über meinen ungläubigen Gesichtsausdruck.
»Sie dürfen mir glauben. Ich war wirklich hier in der
Gegend unterwegs. Wir waren hinter ein paar Aufrührern her,
haben auch tatsächlich einen von ihnen erwischt. Möchten
Sie ihn sehen?« Er deutete zum Tor am Ende der Einfahrt, wo zwei
Jeeps mit laufenden Motoren und aufgeblendeten Scheinwerfern
warteten.
    »Eigentlich nicht«, sagte ich so ruhig wie
möglich.
    »Das dachte ich mir«, meinte Ames. Und dann:
»Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«
    Er setzte sich nicht, sondern ging im Zimmer umher, blieb
gelegentlich stehen und studierte die Titel der Bücher in den
Regalen oder fuhr mit seinen behandschuhten Fingern über die
schimmernden Tasten des Steinway. Ein gut gebauter Mann in den
Fünfzigern – und äußerst überzeugt von
sich, wie es schien. Nach einer Minute fragte ich ihn: »Darf ich
nun erfahren, warum Sie mich noch so spät am Abend
aufsuchen?« Manchmal bleibt einem eben nichts anderes
übrig, als der unverschämten Überheblichkeit unserer
Besatzer mit der typisch britischen Kaltschnäuzigkeit und
beleidigenden Nichtachtung zu begegnen.
    »Nun, ich wollte nur fragen, ob Ihnen in letzter Zeit hier in
der Gegend etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Fremde, oder
Fahrzeuge, die noch nach der Ausgangssperre herumfuhren – irgend
etwas in dieser Art.«
    »Nein, ich habe nichts dergleichen bemerkt. Aber warum fragen
Sie? Gibt es da irgendeinen Zusammenhang mit den Rebellen, die Sie
jagen?«
    »Ja, ich denke, daß sie von den Einheimischen hier
unterstützt werden. Ihre Überfälle auf unsere
Patrouillen sind nämlich auffallend gut vorbereitet und
koordiniert. Aber Sie haben ja nichts bemerkt, wie Sie
sagen.«
    »Nein.«
    »Was ist mit Ihrem Neffen? Wenn ich richtig informiert bin,
treibt er sich viel in der Gegend herum. Vielleicht kann er mir etwas
sagen.«
    Aber David war draußen – nach Beginn der
Ausgangssperre.
    »Er ist krank«, sagte ich. »Ich hatte Ihnen
deswegen einen Brief geschrieben. Vielleicht erinnern Sie sich,
daß ich Sie darin über seine seltsamen
Ohnmachtsanfälle informierte. Er hat sich schon seit einiger
Zeit nicht mehr – wie Sie es nennen – herumgetrieben, und
im Moment erholt er sich gerade von seinem letzten Anfall. Der Arzt
hat ihm absolute Ruhe verordnet.«
    Wieder berührte Arnes den Steinway. Vielleicht überlegte
er, ob er mich noch weiter zu diesem Punkt befragen sollte.
Schließlich nickte er und wechselte das Thema. Er erzählte
mir, er besäße einige Aufnahmen von mir. Sein Auftreten
war jetzt weniger arrogant, doch fühlte ich mich unter seinem
stechenden Blick ziemlich unbehaglich.
    Ich murmelte die üblichen Floskeln, daß ich jetzt nur
noch ein alter Mann sei, dessen Karriere längst der
Vergangenheit angehöre. Arnes lächelte. »Wie ich
weiß, wollte Captain Dubois Sie überreden, nochmals
öffentlich aufzutreten. Die Idee gefällt mir.«
    »Leider dürfte sie kaum zu verwirklichen sein.«
    »Wie schade. Trotzdem, es war mir ein Vergnügen, Sie
kennengelernt zu haben.«
    An der Tür konnte er sich einen letzten Hieb gegen mich nicht
verkneifen. Aber vielleicht war er auch nur gekommen, um mir genau
diese Worte zu sagen: »Ich hoffe, Sie haben endlich begriffen,
Sir James. Wenn ich zu etwas ›Nein‹ sage, dann meine ich
auch ›Nein‹! Ohne Ausnahme! Es hat überhaupt keinen
Sinn, sich zusätzlich noch an Ihren Freund Dubois zu wenden. Er
hat nicht den geringsten Einfluß auf meine
Entscheidungen.«
    Arnes hatte also meinen zweiten Brief abgefangen. Ich nickte
förmlich. Arnes salutierte lässig und begab sich mit
forschem Schritt zu seinen Fahrzeugen.
    Ich bereitete mir gerade einen Drink von meinem sorgfältig
gehüteten Scotch, als ich David zurückkommen hörte.
Ich paßte ihn in der Diele ab, erzählte ihm von
Arnes’ Besuch und machte ihm klar, daß es zu
gefährlich sei, nach der Ausgangsperre noch draußen
herumzustreunen. Ich hatte mit heftigem Widerstand gerechnet, doch er
nickte nur ruhig, als ob er schon mit etwas

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