Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
Fleischberg hatte jemanden, der ihm zuhörte. Wieselflink fand so viel Sicherheit, wie man sie in der Fabrik finden konnte. Niemand ertrug Fleischbergs ewiges Gezeter, aber niemand traute sich, sich mit ihm anzulegen. Der Dicke hatte riesige Metzgerhände, mit denen er ein Tier in der Mitte auseinanderreißen konnte, einfach so. Kein Nomade war scharf darauf auszuprobieren, ob das auch auf einen Menschen zutraf. Also ging man Fleischberg aus dem Weg, ließ ihn machen, was immer ihm einfiel. Ihm und seinem Burschen Wieselflink.
    »Was sag ich dir?« Der Laster hielt an der Rampe, das Warnsignal brach ab. Fleischberg drückte die Knöpfe am Heck. Nichts regte sich. »Kaputt. Schweine! Als wenn wir’s nicht schon schwer genug hätten. Nichts von wegen ›die Ladung einfach auf die Rampe kippen‹! Jetzt müssen wir schuften!«
    Schuften machte Fleischberg nervös. Er glaubte daran, dass sich die Halsbänder durch die Bewegungen ihrer Träger aufluden. Je mehr man sich bewegte, desto schlimmer die Schläge, die das Band einem verabreichte. Also sah Fleischberg zu, dass er stillhielt.
    Der Dicke schlurfte fluchend und jammernd in die Halle und kam mit zwei langen Metallstangen wieder. Wieselflink nahm seine Handschuhe aus dem Rucksack und streifte sie über.
    »Mach schon!« Fleischberg hielt ihm eine Stange hin. »Haben nicht den ganzen Tag Zeit. Hab keine Lust, wegen dir
überfeinem Lahmarsch’nen Schlag abzukriegen, klar?« Er langte sich an das Halsband.
    »Ich bin ja schon dabei.« Zeit, den Mund aufzumachen, dem Dicken ein Signal zu geben, dass er sich anstrengte. Sonst drehte er durch. Fleischberg, der wuchtige Fleischberg, dem keiner schräg zu kommen wagte, fürchtete sich vor den Schlägen des Halsbands wie ein kleines Kind. Vielleicht aß er deshalb so viel. Essen hielt die Angst im Zaum. Und vielleicht verband Fleischberg damit eine uneingestandene Hoffnung: Sein Hals wurde zusehends dicker. Irgendwann musste er das Band sprengen - oder Fleischberg würde ersticken. Auch ein Weg nach draußen. Aber nicht der von Wieselflink.
    Die beiden Männer postierten sich links und rechts am Heck des Lasters und packten mit jeweils einer Hand die Griffe.
    »Auf drei. Eins, zwei, drei!«
    Die Klappe flog mit Wucht hoch und riss Wieselflink um ein Haar mit.
    »Ziehen, hab ich gesagt, Kleiner, nicht festhalten!« Fleischberg stützte die Klappe mit der Stange ab und glotzte in den Frachtraum.
    »Scheiße!«, sagte er. »Was für ein Scheißtag. Erst kommt der Laster zu früh, und eine gute, kaum angerauchte Kippe geht drauf, dann ist die Hydraulik am Arsch, und wir dürfen schuften - und jetzt kommen die mit so was.«
    »Was hast du?« Wieselflink trat neben den Dicken. »Sind doch nur Säcke.«
    Der Frachtraum war bis ungefähr auf halbe Höhe mit Müllsäcken gefüllt. Ungewöhnlich. Seit Wieselflink in der Fabrik war, hatte sich noch niemand die Mühe gemacht, eine Fuhre in Säcke zu packen. Aber: mit oder ohne Säcke - was machte es für einen Unterschied? Einen vielleicht: Die Tiere, die in den Plastiksäcken steckten, würden garantiert tot sein. Die Säcke waren mit robustem Band zugeklebt. Was immer in ihnen steckte, musste längst erstickt sein. Es kam gelegentlich vor, dass ein Tier sich noch rührte. Kein schöner Anblick. Noch unschöner als ein totes Tier. Zum Glück drehte Fleischberg
allem, was noch nicht ganz tot war, schnell den Hals um. Fleischberg konnte es nicht mit ansehen, wenn ein Tier litt.
    »›Sind doch nur Säcke.‹ Kapierst gar nichts, Kleiner, was?« Fleischberg packte einen Sack. »Ich zeig dir deine Säcke!«
    Er riss die dicke Folie auseinander. Mehrere Fellbündel klatschten auf den Beton der Rampe.
    Wieselflink zuckte die Achseln. »Katzen. Und?« Die eine oder andere Katze war bei jeder Ladung dabei. Sie fielen nicht weiter auf neben den Schlachtabfällen, den Knochen und Knorpeln, den überfahrenen Tieren, den kuh- und mausgro ßen Hunden, den Hunden mit Leoparden-, Tiger-, Neon- und Was-wusste-Wieselflink-Fell, den Hunden ohne Kopf, den Känguruhunden, den Biberhunden, den Hundeschlangen, den Hunden mit sechs Beinen, denen mit acht oder zwölf, oder den Tieren, die so schräg aussahen, als wären sie direkt aus dem Alienschiff auf den Laster abgeworfen worden.
    Aber das war der Fabrik egal. Was zählte, war, was am Ende herauskam. Für Menschen verträgliches tierisches Eiweiß. Und wenn die Fabrik mit den Tieren durch war, merkte dem Ergebnis niemand mehr an, was es früher gewesen

Weitere Kostenlose Bücher