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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Worte: »World of Pleasures.«
    Rudi blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und betastete den Turm aus Licht mit Blicken. Er war wunderschön, vielleicht das Schönste, was er je gesehen hatte. Jonathan hatte recht.
    Rudi staunte, minutenlang.
    Dann winkte ihm einer der Engel zu. »Come here! Come here!« Es dauerte einige Augenblicke, bis Rudi verstand, dass
der Engel ihm zuwinkte. Ausgerechnet ihm. Rudi ging los, stolperte beinahe über einen größeren Stein, der aus dem Schotter hervorstand. Er fing sich ab, stellte im Fallen fest, dass der Schotter der Engelsinsel mit den Scherben von Bierflaschen vermischt war - und dass es ihm nichts ausmachte. Das Licht der Türme spiegelte sich in ihnen wider.
    Zwei Stufen führten in den Palast. Der Engel erwartete ihn schon an seinem Rand. »Come! Come!«, rief er.
    Rudi hatte den Fuß auf der ersten Stufe, als er zögerte.
    Der Engel trug einen Bikini. Er war klein und dünn, als bekäme er nie genug zu essen, und auf dem Oberschenkel hatte
    er einen Bluterguss, so groß wie eine Hand.
    Der Engel streckte ihm die Hand entgegen. »Come on!« Er lächelte. Die Zähne waren braun. Make-up zerfloss in der subtropischen Nacht unter den Augen.
    Rudi starrte dem Engel für einen Augenblick ins Gesicht, dann rannte er los, verfolgt von einem Chor von Engelsgelächter.
    Rudi rannte schneller. Er rannte über den Schotter, aus dem die Straßen der Engel-Insel bestanden, über die Scherben, die sich in seine dünnen Sohlen gruben. Er rannte zwischen den Palästen her, die eigentlich Bars waren und die, sah man genauer hin, aus Abfällen errichtete, windschiefe Hütten waren. Er rannte zwischen den Männern hindurch, die die Straßen Neo-Bangkoks bevölkerten und sich nicht daran zu stören schienen, dass die Paläste keine Paläste und die Engel keine Engel waren, machte sich, wenn es notwendig war, mit seinen starken Armen den Weg frei.
    Und während er rannte, fragte er sich, was Jonathan, den stillen, nachdenklichen Jonathan, der den Dingen immer auf den Grund gehen musste, dazu bewogen haben konnte, die Insel der Engel nicht so zu sehen, wie sie tatsächlich war. Er musste zu viel getrunken haben. So etwas in der Art.
    Schließlich hielt Rudi an. Wo war er?
    Er wollte weg, nur weg. Aber wie? Vor ihm waren Bars, hinter ihm waren Bars, nirgends war ein Ende abzusehen. Nirgends
die Schwärze, die das Meer bedeutete. Das Meer schien Rudi unendlich weit weg. Er konnte es nicht einmal mehr riechen. Die Luft war nicht mehr salzig frisch, sie stank nach Schweiß und Alkohol.
    Wo ging es zurück zu den Booten?
    Rudi rannte weiter. Er schwitzte. Nordnorwegen war eine schlechte Vorbereitung für subtropische Nächte gewesen.
    Durst regte sich in Rudi, erst leise, dann quälend, schließlich fordernd.
    Rudi hielt an, links und rechts Bars und »Come here! Come here!«-Rufe.
    Weg, nur weg. Ja. Aber erst etwas trinken. Nachdenken. Zur Ruhe kommen. Dann würde er weitersehen.
    Er überwand sich und betrat eine Bar. Die Engel, die keine waren, ließen ihn in Ruhe. Sie sahen ihm an, dass er nichts von ihnen wollte. Rudi suchte sich den Barhocker mit maximalem Abstand zu den Engeln und ihren Kunden aus und bestellte Wasser. Einfaches Wasser. Er trank zwei Krüge, bestellte einen dritten. Es half. Der Durst klang ab, so wie der Drang, einfach nur wegzurennen. Das führte nirgendwo hin. Er würde den Barkeeper nach dem Weg fragen - wenn nötig, würde er ihn für die Auskunft bezahlen, die Scheine in seiner Tasche bedeuteten ihm nichts - und dann …
    »He, Flyboy!«
    »Woher …?«
    Ein Mann lehnte neben ihm an der Bar. Ein Thai, unmöglich zart gebaut, wie es hier alle Menschen zu sein schienen. Er trug einen Klimaanzug, der nur Hände und Kopf unbedeckt ließ. Er musste vernetzt sein, wie Rudis Ausbilder. Die Drähte der Antennen schimmerten durch den Anzug wie ein zweites Aderngeflecht.
    »Du fragst dich, woher ich dein Geheimnis weiß?«, sagte er auf Englisch. Mit Akzent und merkwürdig hoch, aber fehlerfrei.
    Rudi wollte, dass der Mann ihn in Ruhe ließ, hätte ihm am liebsten gesagt, er solle verschwinden. Aber Rudi war allein und fremd hier. Also sagte er: »Ja, schon.«

    »Man sieht es dir an.«
    »Wirklich?« Rudi blickte an sich herunter. Hatte er vergessen, einen Teil der Company-Uniform auszuziehen?
    »Nicht die Kleider. Wie du dasitzt. Gerade. Flyboys haben Haltung. Sie haben etwas. Sie sind keine gewöhnlichen Menschen.«
    Rudi fiel keine Entgegnung ein. Niemand hatte ihm je

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