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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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angerichtet. Wir verzichten darauf. Aber noch sind wir hier, und das Geld, das wir verdienen, dient dazu, das gesamte Große Pack rechtzeitig zum Startplatz zu manövrieren.«
    »Und dieser Platz ist …?«
    »Der Hauptbahnhof in Frankfurt.«
     
    Wieselflink kehrte in das Labor zurück und untersuchte Wolfs Alienband ein letztes Mal, weniger, weil er sich endlich einen Durchbruch erhoffe, als um sich zu beschäftigen.
    Ihm blieb eine Stunde, bis Wolf seinen Bericht erwartete. Persönlich. Und Wieselflink war sich sicher, dass ihm sein Bericht nicht behagen würde, denn er bestand aus nur einem Wort: nichts. Wieselflink hatte nichts Auffälliges gefunden,
trotz der erstklassigen Ausstattung, über die er verfügte. Wolf musste einen nennenswerten Anteil des Geldes, das der Verkauf der Alienbänder erbrachte, in das Labor gesteckt haben. Wieselflink hatten, als er das Labor zum ersten Mal betreten hatte, Dutzende von Analysegeräten erwartet: Spektroskope und Chromatographen verschiedenster Ausführungen, in schützende Folien verpackt, mit denen die Hersteller sie ausgeliefert hatten. Wieselflink hatte sie ausnahmslos eingesetzt, mit ausnahmslos demselben Ergebnis: Polyethylenterephthalat, kurz PET. Eine Wald-und-Wiesen-Kunstfaser, reißfest und witterungsbeständig, mit geringer Wasseraufnahme.
    Das war alles. Keine zwischengewebte weitere Faser, keine Spuren anderer Stoffe, kein Gift - musste Wolf nicht in diese Richtung denken, angesichts des Aufwands, den er betrieb? -, nicht einmal Spuren von Schweiß. Niemand hatte das Band bislang getragen.
    Damit blieb das Motiv des Bands. Die Striche und der Kreis. Die teuren Geräte konnten Wieselflink bei der Interpretation nicht weiterhelfen. Blitz hätte es gekonnt. Wäre sie bei ihm gewesen, er wäre Wolf mit mindestens einem halben Dutzend Interpretationen unter die Augen getreten. Die Fantasie des Mädchens war unerschöpflich. Aber Blitz war weit weg. Es konnte nicht anders sein. Sie war in Fischers Zug zurückgeblieben und schlug sich irgendwie durch. Oder die Bahnpolizisten hatten sie erwischt, und dann war alles möglich, angefangen von einem Platz in einer fürsorglichen Pflegefamilie für die süße Waise ohne Halsband bis hin zu einer Kugel im Kopf. Nicht aus Grausamkeit, sondern weil es der einfachste Weg war, sich einer Störung zu entledigen, die nicht ins System passte. Man ignorierte ihre Existenz - oder beendete sie, ohne dass das Geschehen aktenkundig wurde und Arbeit und Fragen nach sich zog. Nur eines stand fest: Blitz hatte es nicht in Wolfs Zug geschafft, auch wenn Wieselflink in jeder Nacht im Labor aufgeschreckt war und in der unheimlichen Stille geglaubt hatte, das Trappeln ihrer kleinen Füße zu hören, einmal sogar einen schrillen Schrei. Einbildung. Wieselflink
war klug genug, es zu wissen. Es waren Manifestationen der Schuld, die in ihm nachhallte. Er hatte Blitz versprochen, sie mitzunehmen. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Er hatte Blitz verloren. Selbst wenn sie es auf irgendeine wundersame Weise geschafft hätte, sich an Bord von Wolfs Zug zu schmuggeln, sie hätte keine Stunde durchgehalten. Im Panzerzug gab es keine ungenutzten Winkel, in denen sich ein Gespenst einnisten konnte, weder im Zug selbst noch in den Köpfen der Gardisten, die ihn bemannten.
    Ein Gardist holte Wieselflink, gerade als er die letzte Testreihe mit dem üblichen Ergebnis beendet hatte, und brachte ihn zu Wolf. Wieselflink legte im Vorraum den Pelzmantel an und trat in die Kälte.
    Wolf war gerade beim Essen. Er saß im Schneidersitz auf dem Boden, beugte den Oberkörper weit vor und hatte die Schnauze in einem großen Metallnapf stecken, der vor ihm auf dem Boden stand.
    Als er Wieselflink hörte, hob er den Kopf. »Und?«, fragte er kauend. »Was hast du herausgefunden?«
    Wieselflink sagte es ihm.
    Wolf biss ihm wider Erwarten nicht die Kehle durch. Er beugte sich vor, senkte den Kopf, und als er wieder hochkam, war das blutige Fleischstück, das in dem Napf gelegen hatte, verschwunden. Es war Wolfs gewöhnliches Betragen. Der gutmütige Koch hatte Wieselflink davon erzählt. Die meiste Zeit ernährte sich Wolf wie ein Mensch, ein gesundheitsbewusster dazu. Viel Gemüse, viel Obst, komplexe Kohlenhydrate, wenig oder kein Fleisch. Doch in Abständen von Tagen orderte er rohes Fleisch, mehrere Kilo, um es in einer einzigen Mahlzeit zu verschlingen.
    Jetzt schluckte Wolf den letzten Bissen des Fleischs herunter und leckte die Blutreste auf der Schnauze mit der

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