Alien Earth - Phase 1
Perlmann einen unersetzlichen Verlust erlitten. Am 20. Dezember 1999 in Shengzen, China, geboren, gelangte er mit seiner Familie 2018 nach Israel. Er absolvierte den dreijährigen Wehrdienst, schloss daran das Studium der Biologie an der Universität von Tel Aviv an, forschte lange Jahre am Weizmann Institute of Science und später an der National University of Singapore, wo er den Lehrstuhl für Crossover Genetics begründete.
Hayim Perlmanns Arbeit fokussierte sich in seinen frühen Jahren auf die Stammzellenforschung. Später konzentrierte er seine schöpferische Kraft und Hartnäckigkeit auf praktische Anwendungen des menschlichen und tierischen Genoms. Es sind seine Durchbrüche auf diesem Gebiet, für die er in Erinnerung bleiben wird.
Perlmanns Schlüsselerlebnis war der israelisch-syrische Golan-Krieg (2027-31), an dem er als Leutnant der Reserve teilnahm. Perlmann wurde mehrfach verwundet und mit dem Orden »Held von Israel« ausgezeichnet. Doch das Leid und das Sterben, das er während des Stellungskriegs in den Gräben und Kellern miterleben musste, ließen ihn nicht mehr los, und er suchte nach Wegen, es zukünftig zu verhindern. Ein mehrmonatiger Lazarettaufenthalt im Jahr 2031 gab ihm schließlich die nötige Ruhe, seine Gedanken zu ordnen.
Hayim Perlmann war ein praktischer Utopist. Er glaubte daran, dass eine bessere Welt möglich sei, aber er glaubte nicht daran, dass es möglich sei, die menschliche Natur zu ändern. Stattdessen suchte er nach Wegen, die menschliche Beteiligung an Konflikten zu minimieren. Er fand schließlich einen solchen Weg in seinem ureigenen Fachgebiet, der Biologie.
Seine Vision: Stellvertreter, die dem Menschen das Leid abnehmen.
Es war, zugegeben, zeitlebens keine unstrittige Vision. Aber Hayim Perlmann verfolgte sie mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit, verteidigte sie gegen Kritiker jedweder Art als einen Dienst an der gesamten Menschheit. Um ein Haar bezahlte er dabei mit seinem Leben. Als im israelischen Bürgerkrieg ein aufgeputschter Mob seine Forschungsstätte stürmte und in seiner blinden Wut sein bisheriges Lebenswerk vernichtete, gelang ihm nur durch einen Zufall die Flucht.
Aber er gab nicht auf, weder in seinem unerschütterlichen Glauben an das Edle im Menschen noch in seinem Entdeckerdrang. Hayim Perlmann nahm das großzügige Angebot unseres Freistaats an und führte seine Forschungen weiter.
Der Tod Professor Hayim Perlmanns ist ein unwiederbringlicher Verlust nicht nur für die Wissenschaft, sondern für die gesamte Menschheit. Es ist sein Verdienst, dass Menschen in aufgeklärten Gesellschaften bereits heute von der Last zahlloser niedriger und gefährlicher Tätigkeiten befreit sind. Damit ist ein Teil seiner Vision bereits erfüllt. Wir schulden es Professor Perlmann, sie zur Gänze zu verwirklichen.
- Aileen Koh
President National University Singapore
KAPITEL 30
Wieselflink versuchte das Beste aus den drei Tagen zu machen, die Wolf ihm gegeben hatte.
Er erlegte sich einen strengen Plan auf. Jeder Arbeitsstunde folgte eine Viertelstunde der Erholung. Nach vier Arbeitsstunden nahm er eine längere Pause von einer ganzen Stunde, in der er schlief. Oder, wenn das nicht funktionierte, zumindest sich hinlegte und ruhte. Danach reduzierte er das Pensum auf jeweils eine Dreiviertelstunde Arbeit, unterbrochen von Viertelstundenpausen. Er aß und trank gut. Wasser und Nahrung waren in Wolfs Zug unrationiert. Die Bordküche war rund um die Uhr in Betrieb und bot eine Auswahl an, die Wieselflink an die Buffets erinnerte, die er in besseren Zeiten auf Fachkongressen als Selbstverständlichkeit angesehen hatte. Wieselflink stopfte sich mit Obst, Gemüse und Salaten voll - die Monate in der Fabrik hatten seinen Appetit auf Fleisch fürs Erste gestillt -, unterstützt von dem ebenso dicken wie mütterlichen Bordkoch. Die übrigen Erholungszeiten verbrachte Wieselflink damit, im Zug spazieren zu gehen. Zu seiner Verwunderung hinderte man ihn nicht daran.
Überall, wo er hinkam, waren Gardisten konzentriert an der Arbeit. Überall, wo er hinsah, erblickte er makellose Sauberkeit, blitzende, polierte Oberflächen, roch er dieselbe Duftnote, die er am zweiten Tag endlich richtig einzuordnen vermochte. Es war derselbe Geruch, der in seinem Benziner gehangen hatte, als er ihn vom Händler abgeholt und in der Sommerhitze die erste Spritztour mit ihm unternommen hatte, schweißnass auf den Plastikfolien der Sitze klebend, die er
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