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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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noch nicht hatte abziehen wollen, um den Zauber des Augenblicks festzuhalten.
    Wolfs Zug war fabrikneu - und eine von außen abgetrennte Welt für sich. Ein U-Boot wäre der richtige Vergleich gewesen - die Panzerung mit ihrer niedrigen Decke löste in Wieselflink ein Gefühl des Eingesperrtseins aus, das sich nicht abschütteln ließ -, doch er befand sich in Wolfs Reich, der passende Vergleich war ein Raumschiff.
    In Wolfs Gebilde gab es weder Fenster noch Türen. Klopfte man in Fensterhöhe gegen eine Wand, antwortete unweigerlich ein dumpfer, leiser Ton, Produkt der Panzerplatten, mit denen der Zug durchgängig armiert war. Die Luft roch immer gleich, hatte - mit Ausnahme von Wolfs Quartier - stets die optimale Temperatur: in den Arbeitsräumen 21 Grad, in den Schlafräumen 16 Grad. Ob der Zug stand oder fuhr, war nur mit Mühe festzustellen. Die Panzerung dämmte den Schall. Von außen komplett und innerhalb des Zugs so nachhaltig, dass Wieselflink sich lange Minuten konzentrieren und den Atem flach halten musste, um aus weiter Ferne das Gemurmel von Stimmen zu hören und dazwischen - manchmal, nur manchmal und möglicherweise Einbildung - das Schlagen der Räder auf den Schienen. Es war, als wäre Wolfs Zug von einer großen Leere umgeben, wie das Vakuum ein Raumschiff umgab. Und passte man nicht auf, erlaubte man sich nur einen Augenblick der Untätigkeit, begann der Verstand, diese Leere mit seinen Fantasien zu füllen.
    Wieselflink sah sich um. Um bei Verstand zu bleiben, aber auch, um einen Ausweg zu finden, einen Weg nach draußen, das immer noch existieren musste, auch wenn es ihm nach kurzer Zeit in Wolfs Zug schwerfiel, es sich vorzustellen.
    Es gab nicht viel zu sehen. Ein zentraler Gang führte durch den Zug, band Küche samt Kantine, eine winzige Krankenstation sowie Schlaf- und Arbeitsräume an. Überall waren Gardisten. Eine Hälfte lag in den Betten, die sich jeweils zwei Gardisten im Wechsel teilten, und ruhte sich von einer Zwölf-Stunden-Schicht aus - der Vorgang optimiert durch auf den Einzelnen abgestimmte Dosen von Schlafmitteln -, die andere saß vor ihren Displays. Niemand patrouillierte oder stand
Posten - wer es in Wolfs Zug geschafft hatte, schien über jeden Zweifel an seiner Treue zu Anführer und Sache erhaben.
    Am ersten Tag hielt Wieselflink noch scheu Abstand von den Arbeitsräumen. Mehr als einen Seitenblick im Vorbeigehen auf die Displays schien ihm für einen Neuling nicht angeraten. Am zweiten, nachdem niemand ihn für seine Neugierde zurechtgewiesen hatte, getraute er sich, hin und wieder vor einem Arbeitsabteil stehen zu bleiben - und am dritten rief ihn ein Gardist zu sich.
    »He, Wieselflink, streune nicht wie eine Katze herum - komm herein!«
    Es war Fischer. Er trug eine neue Uniform, in der Wieselflink ihn um ein Haar nicht erkannt hätte. Ihr Schnitt, der dem Anti-G-Anzug eines Piloten nachempfunden war, gab vor, dass mehr Fleisch an dem dürren Fischer hing, als tatsächlich der Fall war. Sie stand ihm gut.
    »Na los, komm schon! Wir beißen nicht!«
    Fischer wirkte verwandelt, um Jahre verjüngt. Er stand von seinem Platz auf, winkte Wieselflink aufmunternd zu. Wieselflink trat zögernd in das Abteil. Fischer begrüßte ihn wie einen alten Kameraden, nicht wie einen Deserteur, den er persönlich in letzter Minute eingefangen hatte.
    »Lebst dich ein, was?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Und hast wieder eine Werkstatt bekommen.« Fischer schüttelte anerkennend den Kopf. »Kaum zu glauben. Aber du bist eben ein Typ, der immer auf die Füße fällt, das habe ich mir von Anfang an gedacht.«
    »Eigentlich ist es ein Labor.«
    »Was auch immer. Man sagt, dass Wolf dir einen Spezialauftrag erteilt hat …«
    Was wusste Fischer? »Na ja, so könnte man es …«
    »Schon gut, schon gut!« Er klopfte Wieselflink auf den Rücken. »Ich will dich nicht aushorchen. Wolf weiß, was er tut. Das genügt mir.« Fischer hob beide Arme, breitete sie aus. »Und, was sagst du zu Wolfs Zug? Atemberaubend, nicht?
Einem Mann, der das möglich gemacht hat, ist nichts unmöglich!«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte Wieselflink zu, in einer Zweideutigkeit, die Fischer entgehen musste. Es war offenkundig: Fischer ahnte nichts. Wolf hatte ihm nicht eröffnet, dass der Große Plan eine Täuschung war. Weder ihm noch - es war nur folgerichtig - den übrigen Gardisten. Wolf hatte es nur ihm, Wieselflink, gesagt. Wieso? Was bezweckte er damit?
    »Und, wie geht die Arbeit voran?«, fragte

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