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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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nicht für Menschen geschaffen war.
    Und Tanzen hieß zurückzukommen. Es mit den letzten Litern Kerosin zurück nach Funafuti oder wenigstens nach Nanomea oder Nukufetau zu schaffen, auch wenn das Letztere eine unschöne Delle im Ansehen einer Crew hinterließ. Es war Ehrensache, zum eigenen Stützpunkt zurückzukehren. Aber das war nichts im Vergleich dazu, über dem offenen Meer ohne Sprit dahinzutrudeln, denn Rudi hatte die Bitch im Verdacht, ein noch schlechterer Schwimmer zu sein, als er selbst es war.
    Tanzen hatte ein Ziel: oben zu bleiben, in der Hoffnung auf eine unschlagbare Ausgangsposition, wenn ein Artefakt herunterkam. Und je länger man oben und draußen über dem Meer blieb, desto besser die Aussichten.
    Deshalb die Propeller. Die Bitch hatte mit den 550 Kilometern in der Stunde, die ihre Triebwerke am Anschlag hergaben, gute Chancen, den Preis für den langsamsten U-Boot-Träger der Company zu gewinnen. Dafür besaß sie Ausdauer, »Sitzfleisch«, wie Wilbur es nannte. 38 Stunden, sollte Rudi erfahren, saß die Bitch auf einer Backe ab. Je nachdem, wie kerosinstrapazierend eine Patrouille ausfiel, konnte diese drei ganze Tage und Nächte dauern. Der Rekord der Bitch stand bei 81 Stunden. Diane hatte die Bitch im Gleitflug - mehr in
der Luft stehend als sonst etwas - nach Funafuti gebracht und genau so auf die Piste gesetzt, dass sie einen Meter vor ihrem Hangar ausgerollt war. Der Beifall der Flyboys am Boden war lauter gewesen, als die Motoren bei Vollschub dröhnten. Behauptete jedenfalls Wilbur.
    Es war Rodrigos Schuld gewesen. Diane bestimmte, mit welchen Schritten die Bitch tanzte, Rodrigo wohin.
    Der langhaarige Brasilianer kauerte reglos vor seinem Display und klickte sich per Augenblinzeln von Kanal zu Kanal, von Quelle zu Quelle, und war zu jedem beliebigen Zeitpunkt damit beschäftigt, ein halbes Dutzend von ihnen zu knacken oder auszuwerten. Amerikaner, Chinesen, Europäer, Rumpf-UNO, AlienNet, Knalltüten von überall auf der Welt … wer immer glaubte, etwas zu sagen zu haben, war Rodrigo willkommen - der Lauscher war vorurteilslos mit System. Bei ihm klang das so: »Auch das dümmste Huhn findet ab und zu ein Korn, sonst wäre es längst verhungert.« Es roch nach dem Bauernhof, auf dem Rodrigo mit seiner Familie trotzig und weil es keinen anderen Ort gab, an den sie hätten gehen können, gegen die Dürre im Amazonasbecken angekämpft hatte, bevor er das Große Los gezogen hatte. Unter dem Strich lief es auf eines hinaus: Das entscheidende Byte Information konnte von überall herkommen, aus dem Nichts, ohne Vorwarnung. Wie das Alienschiff.
    Also lauschte Rodrigo, machte sich - unterstützt von diversen Expertensystemen, die auf seiner vom Bordrechner der Bitch unabhängigen Rechnereinheit liefen - seinen persönlichen Reim auf das, was er sah, hörte oder las, knackte unknackbare Verschlüsselungen und versuchte Authentisches von absichtlich Gefälschtem zu unterscheiden, um keiner falschen Spur hinterherzuhetzen. Für gewöhnlich lief es darauf heraus, konsequent eigene Wege zu gehen und sich von der Meute fernzuhalten. Flog die halbe Company-Flotte samt der geballten Konkurrenz nach Nordwesten, dirigierte er die Bitch nach Südosten. Oder nach Osten, oder nach Westen. Irgendwohin, Hauptsache weg von den anderen. Es war ihre einzige
Chance; die Bitch war zu langsam, um einem anderen Flieger die Beute vor der Nase wegzuschnappen - es sei denn, das Artefakt klatschte zufällig neben ihr in den Pazifik, und sie war im Umkreis von 300 Kilometern das einzige Flugzeug.
    Trat dieser Fall ein, war Hiroyuko, genannt Hero, an der Reihe. Es war ein merkwürdiger Spitzname für einen Mann, der bislang Tapferkeit nur in einer einzigen Disziplin bewiesen hatte, wenn auch in übermenschlichem Maße: der Geduld. Hero war Steuermann, Kapitän, Maschinist und Matrose - kurz: die Gesamtbesatzung - des Mini-U-Boots, das im Bauch der Bitch auf seinen ersten echten Einsatz wartete, zusammen mit Hero. An dem Tag, an dem es einem Artefakt einfiel, in unmittelbarer Nähe von ihnen herunterzukommen, würde die große Stunde des Japaners schlagen. Die Bitch würde Hero samt U-Boot im Tiefflug ausklinken. Hero aber würde dem Artefakt hinterhertauchen, der Hitzeschleppe folgen, die es hinterlassen hatte, es dann mit den Greifern seines U-Boots packen und nicht mehr loslassen, selbst wenn die Amerikaner ihm eine komplette Flottille Jagd-U-Boote auf den Hals hetzen sollten, und seine Beute schließlich ans

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