Alien Earth - Phase 1
Company nach Sierra Leone ausgesiedelt, von wo aus sie sich über den Globus zerstreute. Der Nutzungsvertrag mit der Company sichert den Tuvalesen einen hohen Lebensstandard.
Seit 2060 dienen die Inseln Funafuti, Nanomea und Nukufetau als Flyboy-Basen, Grundlage sind die im Zweiten Weltkrieg von der US Air Force angelegten Bomber-Pisten.
Die Nutzung ist saisonal. Die Inseln werden in der Sturmsaison regelmäßig überflutet. Die Übersäuerung des Meerwassers hat zu einem Absterben der Korallenriffe geführt und damit zum Ausfall ihrer Schutzfunktion bei Stürmen. Trotz aufwändiger Befestigungsmaßnahmen räumt man den Pisten eine verbliebene Nutzungsdauer von maximal zehn Jahren ein.
Ausbeute an Artefakten: 38.
- Auszug aus »AlienWatch - 20 Milliarden Augen sehen mehr!«, AlienNet-Subprojekt
KAPITEL 8
Die Schlampe hieß Strawberry Bitch und verdankte Namen und Anstrich dem Bomber, den ein Vorfahr Wilburs im Zweiten Weltkrieg geflogen hatte. Sie glänzte erdbeerrosa, hatte eine Spannweite von 40 Metern, einen Radarbuckel, auf beiden Seiten unter den Cockpitscheiben ein Pin-up mit überirdischen Kurven und einem glubschäugigen Alienkopf - und Propeller.
Vier Propeller, die wie hässliche Warzen aus den Flügeln wuchsen.
Rudi blieb fassungslos stehen. Wilbur, der ihn zusammen mit Diane im Hangar aufgelesen hatte, schlug ihm mit der flachen Hand auf den Rücken. Eine Geste, angesiedelt irgendwo zwischen Kameradschaft, Väterlichkeit und Verletztheit. Wilbur war der Bordingenieur. Nicht der Mann, der die Bitch flog, das übernahm allein Diane. Nein, der Mann, der dafür sorgte, dass Diane ein Flugzeug hatte, das flog. Wilbur, sollte Rudi in den nächsten Wochen feststellen, schlief wahlweise in, auf oder unter der Bitch . Und wenn er gerade nicht bei seiner Bitch schlief, fummelte er an ihr herum. Sie war wie alles auf Funafuti Company-Inventar, aber tatsächlich gehörte sie ganz und gar Wilbur. Die Bitch war ein Teil von ihm, und wer an ihr herummäkelte, mäkelte an seiner Person herum.
»Krieg den Mund wieder zu, Junge. Düsen machen auch nichts anderes, als Luft nach hinten zu schieben, klar?«
»K-klar.«
»Gut, dass wir uns da einig sind. Und jetzt an deinen Platz mit dir. Wir haben hier lange genug herumgehockt!«
Einer der Propeller lief krachend und knatternd an, wie in
einem Film aus dem vorigen Jahrhundert. Die Übrigen folgten, kamen - widerwillig, wie es Rudi schien - auf Touren. Über eine wacklige Treppe, die aus dem Rumpf ausklappte, stieg Rudi in den Bauch der Bitch . Eine einzige lange Kabine erwartete ihn, keine Abtrennung teilte das Cockpit ab. Es roch nach altem Schweiß und kaltem Rauch, der sich nach den ersten Atemzügen in Rudis Lunge und Magen ausbreitete und ihn merkwürdig benommen machte. Zwei Gestalten in Fliegermonturen - seine neuen Kameraden - beschäftigten sich mit Displays oder beugten sich über Ausrüstungsgegenstände und überprüften ihre Befestigung.
Als sie ihn hereinkommen sahen, unterbrachen sie ihre Beschäftigung und gingen auf Rudi zu.
»Hero«, sagte der eine, schüttelte ihm die Hand und verbeugte sich gleichzeitig vor ihm. Er war ein Asiate, mit heller, fast bleicher Haut, schwarzem Haar und faltigem Gesicht. Er war klein, ging Rudi nur bis zur Brust.
»Rodrigo«, sagte der andere. Auch sein Gesicht war faltig, aber sonnenverbrannt - zumindest der Teil, der nicht von der großflächigen Datenbrille verdeckt wurde.
»Freut mich«, entgegnete Rudi. »Ich hoffe, wir …« Er brach ab. Hero und Rodrigo hörten nicht mehr hin. Sie hatten kehrtgemacht, widmeten sich wieder ihren Startvorbereitungen. Rudi stand da, wusste nicht, wohin mit sich, und war froh, als Diane sich im Sitz umdrehte und ihn nach vorn winkte, wenn auch in der Art, wie man ein lästig gewordenes Haustier herumkommandierte.
»Schnall dich an, Junge. Wir starten!«
Rudi nickte. Er war zur Company gestoßen, um zu fliegen und Aliens ins Auge zu sehen. Nur: So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er sah an sich herunter und sagte: »Aber …«
»Aber was?«
»Ich habe noch keine Montur.«
»Keine Zeit. Das Wetter stimmt, wir haben eine Startfreigabe, und ich platze, wenn ich nur eine Minute länger am Boden bleiben muss. Du kannst dich darum kümmern, sobald du
zurück bist. Das da …«, sie deutete mit einem langen, dünnen Finger auf seine Shorts und das Hemd, »… passt prima für deine Aufgabe. Stell dir einfach vor, du bist Tourist. Du glotzt dir alles an, und gut. Also:
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