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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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verschärfte Vernehmung

KAPITEL 13
    Der Tag der Abrechnung.
    Ekin stand früh auf und ging, ohne die schlafende Trixie zu wecken. Es war eine lange Nacht für Ekin gewesen, die Decke über den Kopf gezogen, ihren eigenen Gedanken ausgeliefert. Alle paar Minuten hatte sie die Decke etwas angehoben, um frische Luft in ihr Versteck einzulassen, und hatte den Umriss von Trixie vor sich gehabt.
    Trixie, die schlief - ihr Atem war zu gleichmäßig, als dass es anders hätte sein können -, während Ekin sich ruhelos hinund herwälzte. Trixie, die Ekin nicht verstand. Was war los mit ihr? Wieso hatte sie sich abgewandt? Trixie war noch nie um Rat verlegen gewesen, wenn es um Paul ging.
    Die Straßenbahn kam zu spät, sie war in eine mobile Kontrolle geraten, wie die Fahrerin über Lautsprecher durchsagte. Drei Leute waren vorläufig festgenommen worden. Unregelmäßigkeiten in den Papieren. Ekin erkämpfte sich in der übervollen Bahn mit den Ellenbogen Platz und steckte ihrerseits ein paar Ellenbogenstöße in die Hüfte ein. Die Leute unterhielten sich über die Festnahmen, darüber, ob es sich nur um ein paar Flüchtlinge gehandelt hatte, die ihren Radius überschritten hatten, oder vielleicht um Aliens. Die Diskussionen wurden lauter, nachdem das Alien-Wort gefallen war. »Wieso erschießt man die Aliens nicht auf der Stelle?«, fragte ein Mann brüllend. »Dann wäre der Spuk schnell vorbei!« Mehrere Leute stimmten ihm zu. Ein anderer rief: »Wo sind die Hunter? Nie sieht man sie!« Wieder Zustimmung. Von einigen Leuten. Andere schwiegen, vermieden es, mit irgendjemandem Blickkontakt aufzunehmen. Besonnenere Köpfe, hoffte Ekin. Oder wenigstens
Leute, die einfach nur versuchten, ihr eigenes Leben zu leben, und die Aliens ignorierten. Oder Alienisten-Sympathisanten, die es vorgezogen hätten, wenn sich die Menschheit der Gnade der Aliens ausgeliefert hätte, aber klug genug waren, ihre Meinung für sich zu behalten.
    Ekin hielt sich an einer Stange fest, starrte auf den Boden und wünschte sich, die Stadt könne die Fahrtzuteilungen strenger handhaben. Das hätte die Abnutzung am rollenden Material verringert - und eine Entzerrung der Spitzenlasten hätte es effizienter genutzt. Sie waren im Krieg, sie konnten sich keine Verschwendung leisten.
    Einige Stopps weiter hatte sie sich einen Platz am Fenster erkämpft. Die Türme des Kölner Doms kamen in Sicht, zogen seitlich vorbei, blieben hinter ihr zurück. Ekins Stopp kam, aber sie stieg nicht aus. Sie fuhr die Linie bis zur Endstation und blieb sitzen, als die Bahn in die Wendeschleife fuhr. In einem Spiegel konnte Ekin das Gesicht der Straßenbahnfahrerin sehen. Sie trug ein Alienband mit einem Muster, das aus der Entfernung wie ein Schachbrett aussah. Die Frau glotzte sie an, als wäre sie ein Alien. Niemand, der seinen Verstand beisammen hatte, fuhr mit der Bahn spazieren.
    Ekin war es gleich. Nein, das stimmte nicht. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hoffte sie, dass die Fahrerin sie ansprechen würde. Sie stellte sich vor, wie sie ihr Hunter-Abzeichen aus der Tasche zog und die Frau, die sich eben noch selbstgerecht aufgeplustert hatte, in sich zusammenfiel, als hätte man die Luft aus ihr gelassen, und sich stammelnd entschuldigte. Ganz wie Paul es getan hätte …
    Paul.
    Es lief alles auf ihn hinaus, nicht? Ekin konnte heulen oder schreien, ihn ignorieren, konnte sich auf ausgefallene sexuelle Rollenspiele mit einer Person einlassen, der sie nach den Korps-Regeln nicht einmal die Hand hätte schütteln dürfen, es nützte nichts. Was immer sie tat, ihr Maßstab war Paul.
    Es war krank. Sie war eine erwachsene Frau. Ein Hunter. Angehörige der Elite der Menschheit. Paul war ihr Teampartner,
ein Kollege in einem Feld, in dem alles darauf ankam, nüchterne Distanz zu wahren. Sie hätte diese Distanz längst wieder herstellen müssen, um ihrer selbst willen, um ihres professionellen Anspruchs willen. Um der Menschheit willen.
    Paul hatte heimlich gekritzelt.
    Im Korps gab es zwei Bezeichnungen für einen solchen Vorgang. Einen sperrigen in Bürokraten-Sprech: Vorenthaltung von dienstlichen Informationen. Und einen zweiten, der den Kern traf: Verrat.
    Aber natürlich, Paul wäre nicht Paul gewesen, hätte er sich mit einfachem Verrat begnügt. Er hatte einen, nein, zwei draufgesetzt: ein Ablenkungsmanöver - die Befragung einer Bürgerin - und einen Tritt in den Unterleib für Ekin. Das Geheul, mit dem die alte Frau sich in Pauls Arme hatte fallen lassen,

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