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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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haben auch wir unsere Grenzen.«
    »Das Abteil gehört mir … allein ?«
    »Hast du mir nicht zugehört?« Fischer schüttelte den Kopf. »Niemand gehört irgendetwas, außer den Dingen, die sich in deinem Rucksack befinden und zusammen nicht mehr als 20 Kilogramm wiegen. Der Platz gehört niemandem, er gehört allen. Und das Große Pack stellt dir seine Nutzung zur Verfügung, solange es für die Erfüllung deiner Aufgabe erforderlich ist.« Er schob Wieselflink in das Abteil. »Am besten räumst du erst mal auf. Die Bahnpolizisten waren bei der Räumung nicht gerade zimperlich. Sobald du wieder Ordnung hast, kannst du dich einarbeiten. Schrauber war sehr eifrig. Du wirst dich anstrengen müssen, um die Lücke auszufüllen, die er hinterlassen hat. Ich erwarte von dir für den Anfang mindestens zwei Drittel seiner Leistung. Und wenn du aufgeräumt hast, leg dich schlafen.«
    »Schlafen? Das ist nicht dein Ernst? Nach all dem, was …«
    »Du wirst sehen, du schläfst. Du brauchst Ruhe. Und etwas Zeit, damit du die Botschaft deines Alienbands erfühlst. Der Verstand ist wichtig, aber ohne das Herz ist er nichts. Du wirst sehen, du wirst die Welt ganz anders betrachten. Gute Nacht!«
    Fischer schloss die Tür hinter ihm. Wieselflink blieb auf dem Fleck stehen. Ratlos. Wohin war er nur geraten? Er fand keine Antwort auf seine Frage. Nach einiger Zeit bückte er sich, räumte die gepolsterte Bank frei, um sich hinsetzen zu können. Das Stehen strengte ihn an. Er trank aus seiner Flasche. Nur wenige Schlucke; er hatte vergessen, sie auffüllen zu lassen. Und hinauszugehen, den ganzen weiten Weg nach Wagen 6, dazu fehlte ihm die Kraft. Fischer hatte recht: Er
brauchte Ruhe. Wieso sollte er sich nicht hinlegen? Es war bequemer so. Niemand konnte etwas dagegen haben. Fischer hatte es ihm sogar aufgetragen.
    Wieselflink streckte sich aus. Das Alienband war größer als sein Halsband, verdeckte es vollständig. Es fühlte sich warm und stark an, wie eine Hand, die ihn sanft, aber unnachgiebig festhielt.
    Wieselflink schlief.
    Im Schlaf sah er Fleischberg und Kitty. Er hörte die dumpfen Aufschläge ihrer Körper auf dem Schotter, das Zischen der finalen Schläge. Und was er hörte, barg eine Botschaft für ihn. Eine Bestätigung. Er durfte niemals ruhen, sich niemals in sich selbst zurückziehen und unbeweglich werden. Nicht wie Fleischberg. Und er durfte sich niemals gegen Gewalten aufbäumen, die stärker waren als er. Nicht wie Kitty.
    Fleischberg und Kitty waren tot. Er lebte. Er wollte, dass es so blieb. Er musste der sein, der er war, weiter seinen eigenen Weg gehen. Er sorgte für sich selbst besser, als jedes Pack es vermochte, das Große Pack eingeschlossen.
    Er musste schnell sein.
    Geschmeidig.
    Wieselflink.

    »Erzählen Sie uns von Ihren Träumen!«
    »W-was für Träume?«
    »Nun, Ihre Träume eben. Nachts. Wenn Sie schlafen.«
    »Nachts … ich … ich träume nicht.«
    »Jeder Mensch träumt.«
    »Ich nicht! Hören Sie? Ich nicht!«
    »Ich bitte Sie, es besteht kein Grund zur Aufregung. Wir unterhalten uns doch nur. Niemand will Ihnen Böses. An Träumen ist nichts Böses. Jeder von uns träumt. Ich auch.«
    [Keine Antwort]
    »Und es ist auch ganz normal, dass man sich am nächsten Morgen nicht mehr an seine Träume erinnert. Völlig normal.«
    [keine Antwort]
    »Man glaubt, der Traum wäre verpufft. Nur eine Ahnung bleibt, und fasst man nach, ist es, als versuche man Nebel zu greifen. Ist es nicht so?«
    »J… ja.«
    »Schön, dass Sie wieder mit uns sprechen. Wie Nebel also. Aber der Nebel ist nur ein unvollkommenes Bild. Es gibt ein besseres: Regen. Der Regen rinnt über die Kleidung auf die Haut, und schnappt man mit der Hand danach, erwischt man immer ein paar Tropfen.«
    [Keine Antwort]
    »Tasten Sie nach diesen Tropfen! Sie sind in Ihrer Hand aufgereiht, wenn Sie sich nur konzentrieren! Was sehen Sie in ihnen?«
    »Ich … bitte …«
    »Die Tropfen. Was sehen Sie in ihnen?«

    »… bitte … bitte … ich …«
    »Was sehen Sie?«
    »Bitte … nein, LASST MICH!«
     
    Verdächtige/r: Tino Salvator
    Alter: 27
    Zugriff: 26.03.2065, nach Anzeige aus Nachbarschaft. Starke Gegenwehr.
    Symptomatik: Alkohol- und Substanzmissbrauch, stark eingeschränkte soziale Funktionsfähigkeit, gewalttätige Übergriffe (23 aktenkundig)
    Status: positiv (fünf Stimmen pro Manifestation, null kontra, null Enthaltung)
    Empfehlung: indefinite Sicherheitsverwahrung nach § 12 Alien-Gesetz, II. Novellierung 2062, reguläre

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