Alien Earth - Phase 1
ersticken drohte. Aber so war es nicht. Stattdessen hatte sie das Gefühl, dass man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Sie stemmte die Füße fest auf den Untergrund und sah zur Datenwand. Das Bild hatte gewechselt. Durch das Bullauge eines Raumschiffs sah man auf die Erde. Und um das Bullauge standen keine Aliens, sondern Menschen. Ein Hitler, ein Stalin,
ein Lap-so. Die drei kicherten. »He!«, rief der Stalin. »Stellt euch ihre Gesichter vor!«
Trixie schüttelte den Kopf. »Schätzchen, du sitzt da wie der armseligste Haufen Elend, der mir je untergekommen ist. Aber keine Sorge: Elend ist mein Beruf. Was ist los? Da ist doch noch etwas.«
»Ich weiß nicht. Wirklich nicht. Irgendwie …«
»Du kriegst den Klumpen nicht raus, was? Dann lass deine Freundin Trixie das für dich machen. Du schämst dich, Schätzchen. Besser gesagt: Am liebsten würdest du vor Scham vom Angesicht dieser Erde verschwinden. Monate-, vielleicht sogar jahrelang hast du einen Alien vor der Nase und merkst es nicht. Ausgerechnet du, der Hunter! Dazu sage ich dir eines: na und? Jeder macht mal Fehler. Du wirst sehen, dass das Korps nicht so nachtragend ist, wie man flüstert. Du bekommst einen neuen Partner, bewährst dich, und in ein, zwei Jahren ist die ganze Angelegenheit nur noch eine unbedeutende Fußnote in deiner Personalakte. Eine amüsante Episode aus deiner langen, erfolgreichen Laufbahn im Korps, ein erfrischender Farbtupfer.«
Ekin holte tief Luft. »Trixie, danke. Für deine Mühe und deine unendliche Geduld. Ich bin sicher, dass du mit allem, was du sagst, recht hast. Dass ich mich wie eine komplette Idiotin aufführe, die das Glück, das über sie gekommen ist, nicht zu schätzen weiß. Nur …«
»… es hilft nichts?«
Ekin nickte. »Pauls Taschenwelt. Sie war in der Kaffeemaschine versteckt. An einem Ort, an dem ich sie finden musste. Und mit einer Botschaft versehen, die für mich bestimmt ist. Wenn ich als kühl analysierender Hunter im Kopf ein paar Schritte zurücktrete, bedeutet das zwei Dinge. Erstens: Paul muss gewusst haben, was geschehen würde. Und er war darauf vorbereitet. Und zweitens: Er hat mir etwas mitgeteilt, was für ihn von überragender Wichtigkeit sein muss.«
»Das klingt plausibel«, sagte Trixie. »Und was hat er dir mit ›Sigma V ruft‹ und ›Folge der Roten Laterne‹ mitteilen wollen?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Bislang. Aber ich werde es herausfinden.«
»Kann sein. Oder auch nicht. Wie gesagt, gib diese Taschenwelt dem Korps. Es kann nicht lange dauern, bis das Korps Paul gefasst hat. Dann haben die Spezialisten alles in der Hand, was sie brauchen, um Pauls Geheimnisse zu lüften.«
»Nein! Das will ich nicht!«
»Wieso? Genau für solche Fälle gibt es das Korps.«
»Ja …«
»… aber?« Trixie lehnte sich vor und fixierte Ekin.
»Aber … ich will es einfach nicht. Und ich habe einen Grund.« Ekin wand sich unter Trixies Blick. »Einen völlig bescheuerten, für den du mich gleich mit bloßen Händen zerrei ßen wirst. Zu Recht. Nämlich, dass ich es tun muss. Ich habe keine Wahl. Ich bin ihm verpflichtet. Und Paul weiß es. Ich bin ein braves Mädchen. Und brave Mädchen helfen, wenn man sie darum bittet. Sie können nicht anders.«
»Und springen auch aus dem Fenster, wenn der Typ ›spring!‹ brüllt?«
»Wenn es sich lohnt - ja.«
»Und woher willst du das wissen?«
»Das sagst du mir, Trixie.«
»Was?« Trixie holte tief Luft. »Das erklärst du mir besser.«
»Da gibt es nicht viel zu erklären. Du bist die Psychologin, die Expertin, du kennst dich damit aus«, Ekin klopfte sich gegen die Stirn, »was hier oben vor sich geht. Bei einem Menschen. Und bei einem Alien.«
»Und?«
»Ich brauche eine Einschätzung. Von einem Profi. Sag mir, was Paul ist. Ein ganz normaler Gestörter mit einer Vorliebe für Ramsch und Mobbing? Ein aufrechter Hunter, der unter der Last seiner Verantwortung durchgedreht ist? Oder ein Alien in der Endphase der Manifestation?«
»Macht das einen Unterschied?«
»Einen riesigen. Ist Paul einfach nur durchgedreht? Dann bete ich, dass das Korps ihn so schnell wie möglich aufstöbert
und ihn in Behandlung bringt. Hat ihm das Hunter-Dasein das Genick gebrochen? Dann muss ihm das Korps wieder auf die Beine helfen. Aber angenommen, das Korps liegt richtig, und in Paul hat sich ein Alien manifestiert - dann hat Paul etwas vor.«
Trixie lehnte sich zurück. »Das verstehe ich nicht. Was willst du damit sagen?
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