Alien Earth - Phase 1
einen Irren abgeschrieben.«
Trixies Logik war überzeugend. Ekin musste es sich eingestehen. Ob mit Absicht oder nicht, Paul hatte sie vorbereitet. Und ja, auch wenn das Gefühl, von Paul geführt und manipuliert zu werden, nicht schmeckte, sie war neugierig.
Was ging mit Paul vor?
Was hatte der Alien mit ihm gemacht?
Was hatte Paul im Auftrag des Aliens gemacht?
»Okay, ich habe dich gehört. Aber selbst wenn du recht hast - was bringt uns das weiter? Wir wissen immer noch nicht, was Paul mit Sigma V sagen will. Oder dieser Roten Laterne.«
»Noch nicht. Fangen wir mit Sigma V an. Was bedeutet ›Sigma‹?«
»Ich habe nachgesehen.« Ekin zuckte die Achseln, wie um anzuzeigen, dass sie sich die Mühe hätte sparen können. »Es ist der achtzehnte Buchstabe des griechischen Alphabets. Wenn man es als Zahl benutzt, steht es für 200. Vielleicht steht ›Sigma V‹ für eine Zahl. 18 mal 5. Oder 18 mal 200. Oder 185200. Alles wäre möglich.«
»Ja. Oder es steht für ein Datum, den 18. Mai. Was hat Paul am 18. Mai dieses Jahres gemacht?«
»Das kann ich dir sagen: dasselbe wie ich. Zwei Zugriffe, einen in einem Vorort von Stuttgart, einen zweiten in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb, den Namen müsste ich nachsehen.«
» Zwei Zugriffe an einem Tag? Das ist ungewöhnlich, nicht?«
»Ja. Aber nicht sehr. Wir mussten für ein anderes Team einspringen, das auf der Hinfahrt in einen Unfall verwickelt wurde. Die Hunter konnten sich nicht loseisen, ohne ihre Tarnung zu gefährden. Also waren Paul und ich dran.«
»Irgendetwas Besonderes?«
»Nein. Die Zugriffe verliefen ohne Komplikationen. Keine Gegenwehr, keine Alienisten oder andere unliebsame Überraschungen. Paul hat immer viel gequatscht, aber wenn es darauf ankam, konnte man sich auf ihn verlassen.«
»Ist dir an Paul an diesem Tag etwas aufgefallen?«
Ekin überlegte. »Nicht, dass ich wüsste. Ich kann natürlich nicht sagen, was er morgens vor den Zugriffen und abends nach ihnen getan hat.«
»Hm, nicht gerade die Antwort, die ich mir erhofft habe …« Trixie winkte ab. Es sollte eine beiläufige Geste sein, aber sie misslang ihr. »Lassen wir die Zahlenspiele für den Augenblick. So kommen wir nicht weiter. In welchem Zusammenhang wird Sigma noch verwandt?«
»In Spielen, glaube ich. Ich erinnere mich an ein Computerspiel, das ich als Kind immer spielte. 2D, mit echtem Joystick. Es muss damals schon uralt gewesen sein. Der Schurke hieß Sigma.«
»Und er war ein Roboter, nicht?«, fügte Trixie hinzu.
»Ja, woher weißt du das?«
»Ich war auch einmal Kind. Ich glaube, mein Bruder hatte dasselbe Spiel wie du.« Es war das erste Mal, dass Ekin von Trixies Familie hörte. Sie hatte immer geglaubt, Trixie hätte keine. »Und er hatte noch ein anderes, in dem es einen Planeten gab, der Sigma irgendwas hieß. Dampfende Dschungel und zwischendrin ab und zu ein Reisfeld und eine Ansiedlung menschlicher Kolonisten.«
»›Sigma V ruft!‹ - klingt jetzt noch verlockender.«
»Ich weiß. Und bringt uns keinen Schritt weiter. Sigma hört sich vielleicht geheimnisvoller an, aber es ist ungefähr so beliebig wie der Name Fischer.«
Die beiden Frauen schwiegen, hingen ihren Gedanken nach. Ekin war plötzlich kalt. 16 Grad mochten eine gute Temperatur zum Nachdenken sein, zum Nackt-auf-dem-Bett-Sitzen war es eindeutig zu wenig. Sie stemmte die Arme in die weiche Matratze, um aufzustehen und sich etwas überzuziehen. Die Spielzeuglok, die zwischen ihr und Ekin lag, rollte die plötzlich entstandene Schräge hinunter und fiel auf den Boden. Ekin hob sie auf und wollte sie wieder zurücklegen.
»Ekin, das ist es!«, rief Trixie da. »In deiner Hand, die Taschenwelt! Vielleicht ist Sigma V eine Taschenwelt?«
Ekin besah die Lok zwischen ihren Fingern. Der Lack war an vielen Stellen verfärbt, platzte an anderen ab. Wie bei den echten Zügen, die man ab und zu fahren sah.
»Und wenn es so wäre, was dann?«, fragte sie.
»Dann … dann …«
»Soll ich Paul in eine Fantasiewelt folgen? Wenn du mich fragst, das wäre der Beweis dafür, dass Paul verrückt ist - und wir unsere Zeit verschwenden.«
Trixie schüttelte sich, als könne sie selbst nicht glauben, was sie eben gesagt hatte. »Entschuldige, das war voreilig. Ich glaube, ich wollte einfach zu sehr, dass wir weiterkommen …«
»Schon gut.« Ekin zog ein langes T-Shirt über und setzte sich wieder auf das Bett. »Geht mir genauso. Also bleiben wir
dran. Der Rest seiner Botschaft. Diese Rote
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