Alien Earth - Phase 1
Laterne.« Ekin drehte die Spielzeuglok in ihrer Hand hin und her, hielt sie schließlich mit der Rückseite nach oben. Ein einzelnes rotes Licht glimmte an der Seite. Die Status-Diode der Taschenwelt, die anzeigte, dass sie geladen war, und zugleich eines der Rücklichter der Lok. Neckisches Design … und vielleicht mehr als das?
»Trixie, sieh dir das Rücklicht an. Könnte Paul das mit der Roten Laterne meinen?« Sie hielt die Lok von ihnen weg. »Ich meine, aus der Entfernung könnte das durchgehen. Und ich glaube, Paul hat einmal erwähnt, dass man das bei den ersten Zügen so gemacht hat, eine Rote Laterne hinten angehängt, um das Ende zu markieren …«
»Züge? Das klingt absurd. Was sollte sich ein Alien in irgendeiner Weise mit Überschussmenschen abgeben?«
»Ich weiß nicht, ich …«
Trixie ließ sie nicht ausreden. »He, da kommt mir eine Idee. Paul hat dir öfters was von einer Roten Laterne erzählt, nicht?«
»Ja, wenn er seine widerlichen Geschichten mit Prostituierten zum Besten gab …«
»… die ich bislang immer als den Versuch abgetan habe, dich zu verletzen. Schläge, die so richtig unter die Gürtellinie gingen.«
»Das kannst du laut sagen! Ich …«
Trixie hörte sie nicht mehr. Sie hatte die Datenwand aufgeweckt, führte eine Abfrage durch, arbeitete sich durch die Ergebnisse. Nach einigen Augenblicken nickte sie zufrieden, drehte sich zu Ekin und grinste ihr Was-kostet-die-Welt-Grinsen. »Sag mal, bist du schon einmal in einem Puff gewesen?«
Tagesplan Gemeinschaft Himmelsberg
30. Juli 2064
05:00 Wecken
05:15 Arbeitseinheit I: Versorgung der Tiere
[Überlebenseinheit I: Fasten statt Hungern]
06:30 Frühstück
[Überlebenseinheit II: Die globale Energiekrise und ihre Auswirkung auf die menschliche Population]
07:00 Arbeitseinheit II: Allgemeine Arbeiten im Feld
[Überlebenseinheit III: Pflanzliches Protein - Erzeugung & Verarbeitung]
09:30 Zwischenmahlzeit
[Überlebenseinheit IV: Sexualhygiene - Schutz vor Geschlechtskrankheiten]
11:45 Mittagessen
[Überlebenseinheit V: Wassersparende Bewässerung]
12:30 Mittagsruhe
[in getrennten Räumen, Gelegenheit zur Reflexion über die Überlebenseinheiten I bis V]
14:30 Arbeitseinheit III: Allgemeine Arbeiten in Haus & Keller
[Überlebenseinheit VI: Dehydrierung - Gefahr im Feld!]
16:30 Zwischenmahlzeit
[Überlebenseinheit VII: Orientierung ohne Kompass]
18:30 Abendessen, daran anschließend Debatte
[Überlebenseinheit VIII: Der kommende Weltuntergang und wie wir ihn überleben werden]
19:30 Freizeit
20:00 Zeugung nach Beischlafplan
20:30 Rückkehr in getrennte Quartiere, Reflexion und Abfassung des Tagesberichts »Was habe ich gelernt?«
22:00 Schlaf
- Genehmigt vom Ministerium zur Rekultivierung des ländlichen Raums
KAPITEL 20
Innerhalb von 17 Minuten hatte die Bitch den voraussichtlichen Einschlagspunkt des Artefakts erreicht, beflügelt von unverhofftem Rückenwind und ihrem dahinschmelzenden Gewicht, als sich ihre Tanks rapide leerten. Was immer sie erwartete, ihr würde allenfalls Zeit für einen kurzen Tanz bleiben, dann musste sie umkehren, wollte sie nicht Gefahr laufen, vom Pazifik verschluckt zu werden.
Diane drosselte die Triebwerke, ließ die Bitch in lang gezogenen Kreisen sinken.
Die Crew schwieg. Die Finger von Dianes freier Hand waren in ständiger Bewegung und zerknüllten nicht vorhandene Becher, während sie durch die Cockpitscheibe in die Nacht starrte. Zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand klemmte eine Zigarette, die Diane kommentarlos aus einem Geheimfach gezogen hatte, fünf Minuten, nachdem sie sich ihrer Vorräte demonstrativ entledigt hatte. Rudi beneidete sie darum. Er rauchte nicht - eine Kostprobe des Himmelsberger Tabaks hatte ihm gereicht, um ihn für den Rest seiner Tage eines Besseren zu belehren -, aber er hätte jetzt eine Zigarette gut gebrauchen können, einfach nur, um etwas zu haben, an dem er sich festhalten konnte. Aber Rudi brachte nicht den Mut auf, Diane um eine zu bitten. Jeden Augenblick konnte das Artefakt einschlagen, konnten die Bitch und ihre Crew das ganz Große Los ziehen, doch einige Dinge würden bis ans Ende der Zeit bleiben, wie sie immer gewesen waren. Wie etwa, dass es für Rudi nicht in Frage kam, Diane das Wasser zu reichen, geschweige denn, sie um eine Kippe unter Kameraden anzuhauen.
Keine Kippe also. Rudi tat es Diane nach, zerknüllte zwischen den Fingern imaginäre Gegenstände. Er beugte sich vor und starrte in die
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