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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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genetische Prägung sein, die sie dazu veranlasste. Rudi hielt es für unwahrscheinlich, dass diese Wesen jemals einen Bürger der Stadt zu Gesicht bekommen hatten.
    »Kommen wir zur zweiten Geschichte«, rief der Alien. »Sie spielt am selben Ort, aber in der Vergangenheit. Es ist noch nicht lange her, da gab es in diesem Land keine Plantagen.
Die Hügel und Berge waren von einem dichten Wald bestanden, der nichts mit einer Plantage gemein hatte. Der Wald wuchs, wie er wollte. Und eure Vorfahren, die in diesem Wald lebten, taten, was sie wollten. Sie mussten niemals arbeiten, sie wussten nicht einmal, was Arbeit bedeutet. Sie lebten einfach. Sie spielten, sie faulenzten, sie aßen, sie paarten sich. Menschen kannten sie, wenn überhaupt, nur aus der Ferne. Der Wald war viel zu dicht und die Menschen viel zu ungeschickt, als dass sie in ihm hätten leben können. Und die wenigen Menschen, die euch zu Gesicht bekamen, zollten euch Respekt: Sie nannten euch Waldmenschen. Es war ein schönes Leben, das eure Vorfahren führten. Aber es hatte einen Haken: Es war kurz und unbarmherzig. Wurde ein Orang krank, gab es keinen Arzt, der ihm geholfen hätte. Passte ein Orang nicht auf, fraß ihn einer der vielen Jäger, die sich im Wald herumtrieben. Stieß ein Orang seine Gruppe vor den Kopf, blieb er auf sich allein gestellt und starb rasch. Eure Vorfahren störten sich nicht daran. Sie kannten es nicht anders, und kein Mensch hatte ihre Gene manipuliert. Sie waren dumm, aber glücklich.«
    Pasong hielt in der Mitte der Genmods an. »Heute ist das anders. Die Menschen haben mit euren Genen gespielt und euch beides genommen: eure Dummheit und euer Glück.«
    Der Alien drehte sich langsam auf der Stelle, als wolle er die Herde zählen, die sich versammelt hatte.
    »Aber das muss nicht so bleiben. Die Vergangenheit war anders als die Gegenwart, und die Zukunft wird anders sein als die Gegenwart. Deshalb will ich euch eine letzte Geschichte erzählen, aus der Zukunft. Stellt euch eine Welt ohne Plantagen vor, ohne Straßen, ohne Flugzeuge, ohne Fabriken und Maschinen. Eine Welt aus Wäldern. Aus Wäldern, die gut zu euch sind. In denen jedes Blatt, jede Frucht köstlicher und bekömmlicher ist als die vorhergehende. In denen es keine Jäger gibt, die euch nach dem Leben trachten. Ein Wald, der es euch erlaubt, so zu sein, wie ihr es wollt. In dem ihr frei seid, den ihr durchstreifen könnt, bis an das Ende der Welt oder eurer
Tage. In dieser Welt gibt es Menschen, einige, aber sie sind nicht eure Herren. Ihr steht auf einer Stufe mit ihnen, weil ihr eure Rechte durchgesetzt habt. Weil ihr erkannt habt, dass die Menschen zwar eine eurer Hände zu ihrem Werkzeug gemacht haben, das aber nichts bedeutet. Ihr besitzt immer noch eine zweite Hand.«
    Pasong hob die vergoldete TAR-21, ließ die Glöckchen klirren.
    »Und mit dieser zweiten Hand könnt ihr das hier halten!«
    Die Orangs rührten sich nicht.
    »Hoch mit den Köpfen!«, befahl Pasong. »Fürchtet euch nicht! Hoch mit ihnen! Seht mich an und …«
    Pasong stellte sich breitbeinig auf, reckte beide Arme hoch. Rudi ahnte, was kommen würde, und schloss die Augen.
    »… und seht!«
    Der Lichtblitz des Aliens fegte über die GenMods hinweg und durch Rudis geschlossene Lider.

    Einsatzdatum: 30. Juni 2066
    Einsatzort: Deichwartstadion, Hamburg (vormals Airbus Arena, vormals AOL Arena, vormals Volksparkstadion)
     
    Einsatzleiter: Leutnant Helmut Schirrmer, Hunter Korps, Sondereinsatztruppe für Großeinsätze
     
    Einsatzziel: allgemeine Überwachung, evtl. Festnahme des Aufrührers Bernhard Ratschik, evtl. Verhinderung eines Massen-Seelentransfers
     
     
    Einsatzhintergrund: Meldungen von Informanten aus dem unmittelbaren Umfeld Ratschiks deuteten auf menschenfeindliche Aktivität hin.
    Einsatzablauf: Im Stadion hielten sich insgesamt 83 590 Personen auf, davon waren 82 830 Besucher, 409 Stadionpersonal und 351 Tourpersonal. Bei der Veranstaltung handelte es sich um die drittletzte Aufführung in Ratschiks Vortragstour »Aliens: der Abschied«.
     
    Die Veranstaltung verlief anfangs in geordneten Bahnen, Ratschik hielt sich an das vom Ministerium genehmigte Manuskript. Unsere Kräfte beschränkten sich deshalb auf Observation. Zum Abschluss der Veranstaltung wich Ratschik allerdings ab: Er warf demonstrativ das Manuskript seiner Rede in die Menge und schrie: »Freunde, der Moment ist gekommen. Schüttelt eure Fesseln ab, wählt die Freiheit,
wählt das Leben!« Er holte ein

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