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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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hindurch und schlug das Steuer ein. Der Wagen wurde herumgeworfen und hielt direkt auf die Halle im Mittelpunkt der Siedlung zu.
    »Pasong! Was soll das? Du …«
    Der Alien hörte nicht. Im Licht der Scheinwerferkegel sah
Rudi ein großes, verschlossenes Tor auf sie zuspringen. Unmittelbar vor dem Tor trat Pasong auf die Bremse. Es genügte nicht mehr. Der Wagen rammte das Tor, drückte die beiden Flügel mit Wucht auf. Rudi wurde nach vorn gerissen, die Gurte hielten ihn - und er blickte in das Innere der Halle.
    Es war eine Werkstatt. In langen Reihen standen ölige Maschinen. An den Maschinen standen nicht weniger ölige Menschen. Sie sahen aus, als hätte man sie mitten in der Bewegung angehalten. Das Heulen und Kreischen der Maschinen flachte ab, verstummte.
    Pasong öffnete die Wagentür und trat hinaus, in einer Hand das vergoldete TAR-21. Zwischen den Scheinwerfern blieb er stehen, reckte das Gewehr hoch und schüttelte es. Die Glöckchen klangen laut in der Stille der Nacht.
    »Kommt her!«, brüllte Pasong. »Ich habe mit euch zu reden!«
    Wieder schüttelte er das Gewehr, wieder erklangen die Glöckchen.
    »Bewegt euch!«, brüllte Pasong. »Oder wollt ihr Gesindel den Zorn eines ehrwürdigen Bürgers auf euch laden?«
    Pasong senkte das Gewehr. Einige Augenblicke herrschte Stille, dann trat einer der Arbeiter vor. Er war klein, dunkelhäutig - beinahe so dunkelhäutig wie der Alien - und ungeschminkt. Um die Hüften hatte er ein schmutziges Tuch geschlungen, an den Füßen hingen Schlappen an dünnen Schnüren um die großen Zehen. Er hatte den Kopf gesenkt, um nicht von den Scheinwerfern geblendet zu werden, aber da war noch mehr. Es war eine Geste der Unterwürfigkeit. Eine Geste, die nicht zu dem TAR-21 passen wollte, mit dem er sich bewaffnet hatte.
    Pasong nickte zufrieden. »Wenigstens einer von euch, der weiß, was sich gehört!«, rief er. »Nehmt euch ein Beispiel an ihm. Kommt her! Fürchtet euch nicht! Ich bin nicht hier, um euch etwas anzutun.«
    Sie kamen. Zuerst taten es nur die Männer, einzeln, mit Tüchern um die Hüften und Gewehren. Die TAR-21 waren herkömmliche Modelle, ohne Verzierungen, Glöckchen oder
Schellen. Die Oberflächen aus Metall und Plastik waren verkratzt und matt. Was diese Männer in den Händen hielten, waren allenfalls in zweiter Linie Statussymbole. Für sie waren es Werkzeuge.
    »Gut so! Kommt!«
    Pasong reckte seine Waffe ein weiteres Mal hoch, schüttelte sie. Die Glöckchen klangen herrisch durch die Nacht.
    In den Hütten gingen Lichter an. Der Rest des Dorfes kam hervor. Frauen, kleiner noch als ihre Männer, und mit Tüchern, die ihre ganzen Körper bedeckten. Ohne Waffen. Kinder, nackt. Sie drängten sich im Licht der grellen Hallenbeleuchtung zusammen, hielten einander an den Händen. Rudi erinnerten sie an die Schafe, die sie in Himmelsberg gehalten hatten. Einmal im Jahr hatten sie die Tiere zusammengetrieben, um sie zu scheren. Die Schafe hatten sich vor Angst kaum auf den Beinen halten können: Sie waren kluge Tiere und hatten geahnt - oder sogar gewusst -, dass man einige von ihnen zum Schlachten aussortieren würde. Rudi hatte sich immer gefragt, wieso sich die Schafe nicht einfach davonmachten. Die Zäune der Kommune waren immer löchrig. Alles, was die Schafe gebraucht hätten, wäre etwas Mut gewesen.
    »Ich bin heute Nacht einen weiten Weg gekommen«, verkündete Pasong. »Aus der Stadt bin ich gekommen, der Festung. Auf meinen Schlaf habe ich verzichtet, auf mein weiches Bett, auf das angenehme Klima meines Ambientalsystems. Einen Wagen habe ich gemietet. Ein teures Vergnügen, auch für einen Bürger wie mich. Ich habe all dies auf mich genommen, um zu euch zu kommen. Und wisst ihr, wieso?«
    Keiner der Dorfbewohner antwortete. Sie hatten die Köpfe halb gesenkt, im Versuch, gleichzeitig unterwürfig zu wirken, nicht geblendet zu werden und dennoch einen Blick auf den merkwürdigen Bürger zu erhaschen, der sie so überraschend heimsuchte.
    »Ich sage es euch: weil ich wütend auf euch bin. Unendlich wütend. Und wieso?«

    Niemand antwortete.
    »Genau deshalb. Weil ihr feige seid. Seht euch um, seht euch an! Ihr seid schmutzig, ihr stinkt nach Maschinenöl. Nach denselben Maschinen, an denen ihr die Instrumente fertigt, mit deren Hilfe man euch unterdrückt. Ihr seid die industrielle Basis der Festung Singapur. Ohne euch gäbe es keine Festung Singapur. Und was bekommt ihr als Lohn? Ihr haust in Hütten, die euch die Festung geschenkt hat. Sie

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