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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Beobachtungen vergleichen. Marita verbrachte ihre Tage mit Atsatun. Lange Tage.
    »Er will alles wissen«, berichtete sie Paul. »Politik, Geschichte, Verwaltungsstrukturen, Wirtschaftskraft. Wer mit wem verbündet ist, wer mit wem verfeindet ist, wie es vor zehn Jahren gewesen ist, vor fünfzig, vor fünfhundert Jahren.«
    »Atsatun versucht sich ein Bild von der Welt zu machen, in der er und seine Leute sich wiedergefunden haben«, sagte Paul. Er dachte an Pasong, den Alien, der sich jahrelang in ihm eingenistet hatte. Pasong hatte niemals etwas gefragt, er hatte stets gewusst. Der Alien musste sich Pauls Gedächtnis bedient haben, ohne dass er es bemerkt hätte. Oder Pasong
besaß andere Quellen. Wie immer er es angestellt hatte: Pasong hatte den Überblick besessen, den Atsatun offensichtlich suchte. Aber wieso musste Atsatun überhaupt suchen? Die Aliens besaßen eine den Menschen unbekannte Fähigkeit, Wissen und Erfahrungen zu teilen, darin waren sich er und Marita einig. Anders waren die Sprünge, mit denen sie lernten, nicht zu erklären. Kaum hatte er Ghi Waschstelle und Abort gezeigt und den jeweiligen Vorgang vorgeführt, beherrschten ihn alle Aliens. Er hatte Ghi gezeigt, wie man die Löcher in den Uniformen flickte. Ghi hatte zwei Tage dazu gebraucht, es zu lernen - ihre Finger wollten ihr nicht gehorchen -, aber kaum hatte sie es gemeistert, flickten alle Aliens ihre Löcher. Er hatte Ghi darauf hingewiesen, dass Menschen ihre Nahrung kauten, bevor sie sie herunterschluckten - bei der nächsten Mahlzeit kauten alle Aliens jeden Bissen zwanzigmal, bevor sie schluckten. Genau so, wie er es Ghi beigebracht hatten.
    Der Schluss daraus lag auf der Hand: Was ein Alien wusste, wussten alle. Aber wieso wussten die Aliens dann nicht, was Pasong wusste? War Pasong tot? Oder einfach zu weit entfernt? Oder gehörten Atsatun, Ghi und ihre Leute nicht zu Pasong?
    Es waren Fragen, die nicht nur für ihr eigenes Überleben, sondern für das der gesamten Menschheit von ungeheurer Tragweite sein mochten. Doch Paul sprach sie nicht an. Es hätte bedeutet, Marita von Pasong zu erzählen. Und das wagte er nicht. Gut möglich, dass es Marita als konstruktiven Beitrag zu ihrem Puzzlespiel nähme - und ebenso gut, dass sie ihn als Verräter an der Menschheit auf der Stelle erwürgte.
    »Das sieht ein Blinder«, flüsterte Marita. »Atsatun versucht, sich zu orientieren. Er tut wenigstens so. Aber ich nehme es ihm nicht ab. Seit sieben Jahren hängt das Alien-Schiff im Orbit, und wer weiß, wie viele Jahre es vorher schon unserer gesamten Kommunikation gelauscht hat. Seit bald einem Jahr gibt es die Alien-Insel, arbeiten Aliens und Human Company offen zusammen. Atsatun muss mehr wissen, als er zugibt.«
    »Wieso fragt er dich dann aus?«
    »Um mich abzulenken. Und um sicherzustellen, dass ich ihn nicht belüge. Er stellt mir neunundneunzig Fragen, auf die er die Antwort bereits kennt, und eine, auf die er sie nicht kennt. An den neunundneunzig kann er ablesen, ob ich lüge, und mir ist es praktisch unmöglich zu erraten, welche die hundertste ist, die ihm eigentlich wichtig ist.«
    »Und was rätst du?«
    »Die Aliens haben mehr vor, als sie behaupten. Atsatun löchert mich über diesen Wald. Es ist wichtig für ihr Überleben, um mehr geht es ihnen nicht, sagt er.«
    Marita strich Paul durch den wieder nachgewachsenen Haarflaum. Es war eine leere Geste, Schauspielerei.
    »Das leuchtet ein. Die Umgebung zu kennen, ist…«
    »Ja. Aber mit der näheren Umgebung sind wir längst durch. Atsatun will wissen, was um den Wald herumliegt. Er will, dass ich ihm Karten zeichne. Offenbar weiß er, dass ich es bei der Armee gelernt habe.«
    »Er plant für den Fall der Fälle. Wenn sie den Wald verlassen müssen, werden Karten wichtig sein.«
    »Schon.« Marita schüttelte den Kopf. »Aber ich nehme es ihm einfach nicht ab. Er und seine Leute haben einen unvorstellbaren Abgrund überwunden, um zur Erde zu kommen. Sie haben ihre Körper zurückgelassen. Und das, so wie es aussieht, ohne die Aussicht, jemals wieder in sie zurückzukehren. Glaubst du, das hätten sie getan, um sich in einer baufälligen alten Mühle in einem verwunschenen Wald zu verstecken und Sammler und Jäger zu spielen, bis man sie irgendwann durch einen Zufall entdeckt und sie jagt? Ich nicht. Die Aliens haben etwas vor. Etwas, was uns überhaupt nicht gefallen wird.«
    »Sagt die Frau Kommandantin, die an der Spitze eines Haufens von Gutmenschen 3000 Aliens befreit

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