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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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rechten Winkel aus.
    »Seht!«, rief Pasong und explodierte in einem Lichtblitz.
     
    Pasongs Blitz tanzte auf Rudis Netzhäuten, als der Alien wieder in den Wagen stieg und sie weiterfuhren. Rudi sah. Er sah, wie Pasong den Wagen wendete, ihn zurück auf den Highway steuerte, ihn nach einigen Kilometern wieder verließ und von neuem Plastikhütten an ihnen vorbeizogen, gruppiert um eine Fertigungshalle. Er sah alles, aber es schien in weiter Ferne zu sein, war ausgebleicht, wirkte nicht real, so als träume er.
    Pasong bremste hart. Kurz bevor der Wagen hielt, schlug er das Steuer ein, sodass er quer auf der Straße stehen blieb, die hier nurmehr einen Feldweg darstellte. Er schaltete den Motor aus und trat mit dem vergoldeten Gewehr in einer Hand vor die Scheinwerfer. Die Kegel verloren sich in der Plantage, die
der Weg säumte. Die Bäume waren gerade und wuchsen in regelmäßigen Abständen. Von ihren Ästen hingen in großen Trauben faustgroße Früchte, die Rudi vom Abendessen im Gästehaus her kannte. Ihr Geschmack erinnerte an den Ziegenkäse, den sie in Himmelsberg hergestellt hatten - mit einem Schuss Marmelade. Die Bäume waren von Menschen angepflanzt, wie alle Bäume in West-Malaysia. So wie alle Bäume von Menschen entworfen waren.
    Pasong holte etwas aus einer Tasche seines Anzugs und hielt es an den Mund. Rudi hörte ein dünnes, hohes Pfeifen. Der Alien drehte sich um 90 Grad, pfiff wieder, drehte sich weiter, bis er alle Richtungen abgedeckt hatte. Pasong hatte sich nicht die Mühe gemacht, die weiße Schminke neu aufzutragen. Im Gegenteil, er hatte sie auf einer Seite des Gesichts ganz abgewischt. Als er sich drehte, bekam Rudi seine beiden Gesichter zu sehen: das bleiche, puppenhafte des Bürgers der stolzen Festung Singapur und das schwarze des Privileglosen. Letzteres wäre unsichtbar gewesen, hätte daraus nicht das Auge hervorgestochen.
    Der Alien hatte seine Drehung kaum beendet, als Rudi das Rascheln von Blättern hörte. Und ein kriechendes Geräusch. Es kam von allen Seiten.
    Es waren GenMods, die Sklaven der Festung Singapur. Sie krochen herbei, Kreaturen, denen man die Unterwürfigkeit in die Gene geschrieben hatte. Der Grundstock musste aus Orang-Utans bestanden haben. Die GenMods hatten einen roten, langhaarigen Pelz. Ihre Arme, die sie ausstreckten, um den Körper hinterherzuziehen, waren unmöglich lang, die Beine unmöglich kurz. Die Finger waren langgliedrig und wirkten geschickt.
    »Ich bin gekommen, um euch Geschichten zu erzählen«, sagte Pasong. »Drei Geschichten. Und ich muss euch warnen, nicht alle von ihnen sind schöne Geschichten. Die erste handelt von einem Orang, der wie ihr in den Bergen lebt. Das heißt: Lebt er wirklich, oder hat es nur den Anschein? Noch bevor die Sonne aufgeht, beginnt seine Arbeit; sie endet erst,
nachdem die Sonne untergegangen ist. So verlaufen neun von zehn Tagen für ihn, manchmal auch zehn von zehn, wenn er seine Quote nicht erfüllt. Denn dieser Orang ist Teil eines großen Plans, ein Rädchen in einer großen Maschine. Das ist der Lauf seiner Welt. Sie ist klein. Sie misst zwei auf zwei Kilometer im Äußersten, so viel, wie das Pflanzquadrat der Plantage misst. Seine Schöpfer, die Menschen, haben ihn darauf zugeschnitten. Sie haben ihm lange, geschickte Finger gegeben, damit er die Käsefrüchte schnell pflücken kann. Andere haben an einer Hand eine scharfe Klinge aus Horn anstelle der Finger, um Bananenstauden abzuschneiden. Wieder andere besitzen Sägen, um die Stämme zu fällen, aus denen der Treibstoff gewonnen wird, der die Ambientalsysteme der Stadt am Leben erhält. Wieder andere Orangs schließlich besitzen Hohlnadeln anstelle von Fingern, um die Fasern zu trennen, aus denen Singapur seine unvergleichlich leichten und widerstandsfähigen Flugzeugrümpfe herstellt.«
    Pasong übersah die Menge, die sich versammelt hatte. Es mussten Hunderte von GenMods sein. Sie knieten, die Stirnen gegen den Boden gepresst, in einer kompakten Masse, die sich über die Ränder der Schweinwerferkegel in die Plantage erstreckte.
    »Das ist, wenn man es so nennen kann, das Leben eines Orangs heute. Bis zu dem Tag, an dem er stirbt.« Der Alien machte eine Pause. »Es ist eine traurige Geschichte und eine, die ihr bereits kennt. Es ist eure Geschichte. Und es war einmal meine.«
    Pasong ging die Böschung hinunter. Von überallher kam Rascheln, als die Orangs nach allen Seiten stoben, um eine Gasse für den Bürger frei zu machen. Es musste die

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