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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Macht beugen
und gegen meine Überzeugung handeln. Auch das werde ich nicht vergessen, so lange ich lebe.
     
    Eine besondere Tragik liegt darin, dass Ihren Mann nur vier Tage davon trennten, 20 Jahre der Handelsmarine anzugehören. Hätte er nur vier Tage länger gelebt, Sie und Ihre Kinder dürften wenigstens auf eine, wenn auch bescheidene, so doch sichere Pension zählen.
     
    Madame Ortega, ich kann nicht ungeschehen machen, was geschehen ist. Ich kann nur versuchen, Ihrem Leid die schlimmste Spitze zu nehmen. Ich kann nicht zulassen, dass sich Armut zu Ihrer Trauer gesellt.
     
    Der Scheck, der diesem Schreiben beiliegt, macht nur einen Bruchteil der Summe aus, die Ihnen eigentlich zusteht. Ich hoffe, dass Sie ihn dennoch zu würdigen wissen: Es sind alle Mittel, die ich aufbringen konnte.
     
    Mit den besten Wünschen, verbleibe ich
     
    Captain Ernest T. Blackwell
     
    PS: Ihr Mann starb so gefasst, wie er gelebt hat. Er musste nicht leiden.

KAPITEL 32
    Rodrigo blieb hinter Wilbur zurück. Er glitt durch die Lange Stille, an deren Ende ihn die Stadt erwartete.
    Sie kündigte sich mit einem Flüstern an, nach drei Stunden beständigen Sinkens. Anfangs schien sie stets wie eine Täuschung, nahm Wilbur ihre Stimmen als die Stimmen seiner Gedanken wahr, die in der Langen Stille mit jeder Minute, die er sank, lauter wurden. Aber die Stimmen der Stadt waren lauter als die seiner Gedanken, und fröhlicher. In Wilburs Ohren klangen sie wie die von ausgelassenen Kindern auf einem Jahrmarkt. Und kam er schließlich näher, in der Minute, bevor der Schacht ihn ausspucken würde, mischte sich ein dumpfes Dröhnen dazu, als spiele jemand einen alles durchdringenden Bass.
    Dann kam die Barriere. Sie war unsichtbar, weich und nachgiebig. Wie das Netz einer Spinne. Und wie ein Spinnennetz war sie stark und elastisch. Wilbur spürte, wie die Barriere ihn wie eine riesige Hand barg, er langsam weitersank, die Barriere seine Fahrt anhielt - und ihn durch eine Öffnung in der Seite des Schachts hinausschleuderte, der Stadt entgegen.
    Sie besaß keinen Namen. Wilbur hatte weder Pasong noch einen anderen Alien jemals einen sagen hören. Ja, er hatte nicht einmal den Begriff »Stadt« gehört. Es war der Name, den er, der Mensch, gewählt hatte, um begreiflich zu machen, was er sah. Die Aliens brauchten keinen Namen oder Begriff. Die Stadt war einfach der Ort, an dem sie waren.
    Der Schub, den die Barriere Wilbur mitgegeben hatte, ließ ihn im weiten Bogen und sich überschlagend über die Stadt
schweben und schließlich absinken. Wilbur sah die Schwärze der Tiefsee, die sich elf Kilometer hoch über ihm türmte. Er betrachtete die Flanken der Berge, welche die Stadt zu beiden Seiten begrenzten und die rasch in der Schwärze verschwanden, nur zu einem Bruchteil sichtbar. Er sah die Stadt selbst, die gedämpften Lichtkegel, die unter den Gebilden hervorstrahlten, die Wilbur »Häuser« benannt hatte, die leuchtenden Seile, die die Häuser in Position hielten, und diejenigen, die zwischen den Häusern verliefen und ein weiteres Spinnennetz bildeten, so weitläufig, dass es Wilbur unmöglich war, es in seiner Gesamtheit zu überblicken.
    Und er sah und hörte die Aliens.
    Ihre Kokons brannten - wie der seine - stechend grell in der Tiefe. Wilbur erinnerten sie ein wenig an die Signalfackeln, die die Bitch für Notfälle mitgeführt hatte. Er und Melvin und Diane hatten sich auf Funafuti einmal nach einigen Drinks den Spaß gemacht und den gesamten Vorrat der Bitch entzündet und in das Meer geworfen. Um ein Haar hätte die Company sie ausgeschlossen - sie verstand keinen Spaß, wenn es um die Verschwendung ihrer immer zu knappen Mittel ging -, und gelohnt hatte sich das Ganze sowieso nicht: Die eine Hälfte der Fackeln hatte sich nicht entzünden wollen, die Übrigen waren in der flachen Brandung vor sich hin gedümpelt, bessere Wunderkerzen nur, und waren nach ein paar Minuten schon wieder erloschen. Sie hatten gerade genug Licht abgegeben, um ihn und Melvin und Diane zu verraten.
    Diese Fackeln aber waren anders. Die Kokons der Aliens erloschen nie, solange man sich im Wasser befand. Das Wasser war die Quelle, aus der sie Sauerstoff und die Energie bezogen, um sich selbst aufrechtzuerhalten. Und sie waren keine leblosen Stäbe, die mit dem Seegang vor sich hin trieben. Die Aliens tollten umher. Sie schlängelten sich wie Aale, schossen pfeilschnell wie Pinguine durch die Tiefsee, schlugen Haken, stießen sich von den elastischen

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