Alien Earth - Phase 2
Seilen zwischen den Häusern ab, immer weiter, als handele es sich bei ihnen um ein Feld von Sprungbrettern. Sie tanzten, alleine und miteinander, sie
schlugen Purzelbäume und Saltos. Sie umklammerten einander, ihre Kokons verschmolzen, während sie selbst mit ihren Partnern verschmolzen.
»Wilbur, da bist du wieder!«
Ein Alien, nackt wie all seine Gefährten, schoss aus dem Nichts auf Wilbur zu, packte ihn und bremste seine Fahrt ab, als fange er einen Ball auf.
»Komm zu uns!« Der Alien steckte in einer alten Frau, aber er bewegte sich mit der Leichtigkeit eines Kindes. »Spiel mit uns!« Er zwinkerte Wilbur auffordernd zu.
»Nein, nicht heute.«
»Das sagst du immer!«
»Es geht nicht, wirklich. Ich habe zu tun.«
»Das sagst du auch immer!«
»Weil es so ist.«
»Dann mach, dass es anders ist!« Der Alien hielt seine Handgelenke fest, ihre Kokons vereinigten sich. Wilbur roch Schweiß.
»Das geht nicht. Ich muss tun, was ich tun muss.«
»Ist das so? Aber wer sagt dir, wo du es tun musst?«
Wilbur versuchte sich loszumachen, der Alien hielt ihn fest. »Bitte, ich …«
»Wieso kommst du nicht zu uns? Was willst du da oben allein in deinem alten Flieger hocken?«
»Die Bitch ist mein Zuhause. Außerdem bin ich gern allein.«
»Das glaubst du.«
»Ja.«
»Aber dein Glaube ist falsch. Menschen sind nicht dafür geschaffen, allein zu sein. Du bist nicht glücklich.«
»Woher willst ausgerechnet du wissen, wofür ein Mensch geschaffen ist?«
»Weil ich keiner bin. Ich sehe euch, wie ihr seid, nicht, wofür ihr euch haltet.« Der Alien ließ ihn los. »Du musst nur ein Wort sagen, und … Du weißt schon.« Der Alien zwinkerte ihm verschwörerisch zu, als wäre er ein junges Mädchen und teile ein Geheimnis mit ihm, von dem die Erwachsenen niemals
erfahren durften. Dann zuckte er wie ein Otter, sein ganzer Körper eine einzige Flosse, und schoss davon. Wilbur sah ihm nach. Der Alien rammte gegen ein Seil. Das Seil gab nach, spannte sich und katapultierte ihn in einem großen Bogen über die Stadt hinweg. Der Alien überschlug sich jauchzend und verschwand im Gewimmel seiner Artgenossen.
Der Alien war aufrichtig, Wilbur wusste es. Er musste sich nur von der Bitch losmachen, durch die Lange Stille gleiten und sich unter sie mischen. Die Aliens würden ihn in ihrer Stadt, in ihrer Mitte aufnehmen und alles tun, um ihn glücklich zu machen.
Ein Wort, eine Geste, ein einziger Akt - es war so einfach.
Wilbur setzte seinen Weg fort. Die Aliens ließen ihn in Ruhe. Sie wussten, dass einer der ihren einen Versuch unternommen hatte, und sie waren realistisch genug - oder kannten sie so etwas wie Respekt? -, um sich darüber klar zu sein, dass sie ihn nicht würden umstimmen können. Nicht an diesem Tag.
Der Bordingenieur benötigte beinahe eine halbe Stunde, bevor sein Ziel in Sicht kam. Wilburs körperliche Verfassung war nicht schlechter, sondern eher besser als die der meisten Aliens, aber irgendetwas schien ihm zu fehlen. Es war ihm, anders als den Aliens, unmöglich, so durch die Tiefsee zu schweben, als existiere sie nicht. Der Wasserdruck lastete auf ihm, forderte ihn bei jeder Bewegung. Wilbur widerstand ihm zwar, doch mehr als ein mühseliges Hangeln entlang der Seile zwischen den Häusern war für ihn nicht drin. Der Kokon der Aliens machte es ihm möglich, in der Tiefe zu überleben, aber er bewirkte keine Wunder, machte die Tiefsee nicht zu seiner Welt.
Schließlich erreichte er das Haus, das er suchte. Es stand etwas abseits von den übrigen, am Rand der Schlucht, kratzte mit einer Flanke beinahe an der Felswand und war das größte der ganzen Stadt. Der Lichtkegel, der unter dem Einstieg hervorstrahlte, war ein breites Rechteck, als hätte jemand eine riesige Neonröhre an der Unterseite des Hauses angebracht.
Statt mit einem Tau wie die übrigen Häuser, war dieses mit einem Dutzend von ihnen am Boden verankert. Jedes Tau hielt eines der Artefakte am Platz, aus denen die Aliens das Haus errichtet hatten. Es war eine ungewöhnliche Sache für die Aliens, die in ihrer Stadt am Meeresgrund weder Arbeit noch Ernsthaftigkeit zu kennen schienen.
Aber die Aliens hatten sich nicht abhalten lassen. Hero hatte das Wort gesagt, und sie hatten es gehört und ihm das größte Haus der Stadt gebaut.
Wilbur stieß sich von dem Seil ab, glitt unter den Lichtbalken und durchbrach die Wasseroberfläche. Grelles Licht empfing ihn, der Gestank nach Öl, Schmierfett und Ozon - Heros Werft. Wilbur schwamm
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