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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Stelle. Er sah seinen Artgenossen nach, die nach oben entschwanden, und bemerkte nicht, dass Melvin ihn beobachtete.
    59b weinte.
    Es war unsinnig. Wie sollte der Smartie weinen - unter Wasser? Und doch war Melvin sich sicher, dass es sich genau so verhielt. Er spürte es. In den Augen von 59b stand ein Schimmer, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Der Smartie, das genmodifizierte Tier, weinte. 59b trauerte. Er verstand, was geschah.
    Von diesem Augenblick an sah Melvin die Welt mit neuen Augen. 59b war kein Tier. Keiner der Smarties war ein Tier. Es war offensichtlich. Jeder konnte es sehen. Man musste es nur
wollen, seine Vorurteile ablegen. Melvin wollte sehen. Als das nächste Mal aussortierte Smarties den Fahrstuhl in den Tod bestiegen, sorgte er dafür, dass Dutzende von Artgenossen Zeuge wurden - und in den Augen jedes Einzelnen stand derselbe feuchte Schimmer.
    Wie hatte er ihn nur übersehen können? Wie hatte er nur übersehen können, was die Smarties wirklich waren?
    Nach und nach fand er die Antwort: Es waren nicht nur seine Vorurteile, die ihm den Blick versperrt hatten. Nein, die Smarties selbst sorgten für das Bild der dummen Tiere. Eifrig, wie es ihre Designer vorgesehen hatten, schürften sie. Sie redeten nicht miteinander, arbeiteten die meiste Zeit nebeneinander her. Nur wenn es die Arbeit erforderlich machte, sprachen sie sich ab. Aber mit langsamen, schwerfälligen Gesten, ein Abklatsch der flinken Zeichensprache, die sie benutzten, wenn sie Melvin ihren Gehorsam beteuerten oder seine Befehle bestätigten. Familien oder kleinere Verbünde, die an Stelle von Familien traten, schienen nicht zu existierten. Jeden Tag formten sich neue Gruppen, die zusammen schürften. Die Smarties, so schien es, waren nicht in der Lage, Beziehungen untereinander zu knüpfen. Ihre Herde verdiente den Namen nicht. Sie war keine Herde, sondern ein zusammengewürfelter Haufen von Einzelwesen, zufällig entstanden und ohne Bedeutung, die über die reine, von Menschen bestimmte Organisation hinausging.
    Melvin lernte, dass das Gegenteil der Fall war. Er hatte deshalb keine kleineren Verbünde bemerkt, weil die Smarties längst eine höhere Ebene des Zusammenlebens erreicht hatten. Die gesamte Herde, 250 Smarties stark, bildete einen engen Verbund. Und der Austausch innerhalb dieses Verbunds wurde durch das tägliche Durchmischen der Arbeitsgruppen gewährt.
    Melvin hatte das Geheimnis der Smarties gelöst. Ein Geheimnis, so gut verborgen, dass nicht einmal Eric Pinero, der die Smarties für ihre Zähigkeit bewunderte, seine Existenz erahnte.

    Die Smarties waren intelligente Wesen.
    Es war eine Erkenntnis, die Melvins Schuldgefühle noch hätte steigern sollen. Er hatte kein Tier misshandelt, sondern ein denkendes, fühlendes Wesen. Doch das Gegenteil war der Fall. 59b war intelligent. Er hatte aus freien Stücken einen Entschluss gefasst, trotz des Risikos, das er gekannt haben musste. Er hatte es dennoch getan. Das war Pech. Melvin hatte genug davon in seinem Leben gekostet, um die Feststellung treffen zu können. Außerdem war da noch etwas: Schuld und Unschuld waren nebensächlich geworden. Melvin wusste, dass seine Entdeckung bedeutend war, auch wenn er nicht zu sagen vermocht hätte, worin die Bedeutung lag. Der Auftrag, mit dem ihm das merkwürdige Mädchen in die Tiefe geschickt hatte, kam ihm wieder in den Sinn.
    Beobachte. Höre. Verstehe. Und dann handle.
    Den ersten Teil seines Auftrags hatte er erfüllt, wenn auch ohne Absicht. Blieb der zweite Teil. Die Smarties waren intelligent, Melvin hatte es verstanden. Einer von ihnen, 59b, hatte zu fliehen versucht, in einer Hydrattasche ein leuchtendes Kreuz mit einem Jesus. Was hatte das zu bedeuteten? Flüchteten die Smarties sich in Religion, um ihr Dasein besser ertragen zu können? Aber wieso dann ausgerechnet in das Christentum? Und wie passte die Flucht von 59b in das Bild?
    Verstehe. Und dann handle.
    Was hatte es zu bedeuten? Was erwartete man von ihm? Sein Auftrag würde über das Schicksal der Menschheit entscheiden, hatte ihm das merkwürdige Mädchen gesagt. Die Worte klangen, in Gedanken wiederholt, noch genauso lachhaft wie in jenem Augenblick, als sie das Mädchen ausgesprochen hatte. Was wollte sie von ihm? Wollte sie, dass er den Revolutionär spielte, für den man ihn sein Leben lang gehalten hatte und der er nie gewesen war? Einen Aufstand der Smarties anzettelte? Buchstäblich eine Revolution von unten?
    Unmöglich. So verrückt konnte nicht

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