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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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bald.
    Und schließlich wurde sie ein Tupfer mit Fahrwerk, Flügeln und Propellern und einem Rumpf, von dem der rosa Anstrich abblätterte. Mit schmutzigen, stumpfen Cockpitfenstern, unter denen ein Pin-up mit glubschäugigem Alienkopf aufgemalt war. Die Strawberry Bitch .
    Die Seitenluke öffnete sich. Die Treppe klappte aus und knallte auf die Insel. Es klang hohl, als schlage man auf eine riesige Trommel. Ein älterer Mann erschien in der Tür. Sein Haar war, soweit vorhanden, kurz rasiert und grau, und er trug einen Mechanikeroverall, so mitgenommen und fleckig wie das Flugzeug, in dem er hauste. Der Mann ignorierte die Treppe und sprang mit jugendlich anmutendem Überschwang in einem Satz herunter. Ein dumpfer Schlag dröhnte durch die Alien-Insel, als er aufkam. Einen Moment stand der Mann, dann knickte das linke Bein unter ihm weg. Er schimpfte laut.
    Rudi zögerte einen Augenblick - er hatte sich vorgenommen, diesmal auf Distanz zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren -, dann rannte er zu ihm, so schnell es seine schweren Taschen zuließen. Ein Teil von ihm mochte den alten Mann immer noch. Viel mehr, als ihm, Rudi, gut tat.
    »Verdammt, lass gut sein, Junge! Ich bin ausgerutscht, das passiert. Ich komme schon allein wieder auf die Beine!« Wilbur wehrte sich, aber Rudi ließ sich nicht abhalten. Er zog den alten Mann hoch und hielt ihn fest - auch dann noch, als er längst wieder sicher stand. Er kannte Wilbur gut genug, um es sich zu erlauben. Der ehemalige Bordingenieur der Bitch kam aus einer golf-amerikanischen Offiziersfamilie, in der ein kräftiger Händedruck das Äußerste an Sentimentalität kennzeichnete. Wilbur hatte der Armee, seiner Familie, seiner Nation und vielleicht der Menschheit den Rücken gekehrt, aber manche Dinge saßen zu tief, um sie jemals hinter sich lassen zu können. Wilbur hätte sich eher die Hand abgeschnitten, als seinem lang erwarteten Besuch in die Arme zu fallen, also musste er Umwege gehen.

    Rudi hielt den Bordingenieur schweigend fest, bis dessen schlimmstes Zittern gewichen war. Dann trat er einen Schritt zurück. »Wilbur, wie geht es …«
    Wilbur ließ ihn nicht ausreden. »Hast du Zigaretten gebracht?«
    »Ja.«
    »Dann her damit!«
    Rudi holte eine Stange aus einer Tasche. Wilbur schnappte sie ihm aus der Hand, fummelte eine Packung frei, aus der Packung eine einzelne Zigarette, zündete sie sich an und nahm mit geschlossenen Augen einen tiefen Zug.
    »Wo hast du dich nur rumgetrieben, Junge?« Wilbur hustete. »Ich schnappe schon seit einer Woche nach ein bisschen rauchiger Luft, und Pasong lacht mich nur aus. Erklärt mir allen Ernstes, er könne mir nicht helfen. Der alte Teufel! Wer von einem anderen Stern kommt und das hier baut, sollte auch in der Lage sein, für einen Not leidenden alten Mann eine Stange Zigaretten aufzutreiben, denkst du nicht?«
    Wilbur nahm einen langen Zug, der die Glut bis an seine tintenfleckigen Fingerspitzen trieb. Er stöhnte und klopfte Rudi auf die Schulter: »Komm rein, Junge!«
    Rudi folgte ihm in die Bitch . Ihm gefiel nicht, dass Wilbur rauchte. Früher, als sie noch über dem Südostpazifik Alien-Artefakte zusammen gejagt hatten, war Wilbur Nichtraucher gewesen. Beinahe wenigstens. Er hatte sich ab und zu eine Kippe genehmigt, eine Handvoll im Monat vielleicht - ungefähr so viele wie Diane in einer Stunde abgequalmt hatte. Aber jetzt war Diane nicht mehr bei ihnen, und Wilbur, der immer alles für die Pilotin der Bitch getan hatte, schien für sie das Kettenrauchen übernommen zu haben.
    Im Flugzeug war es genauso wie früher: Kalter Rauch und Schweiß hingen in der Luft, die Sitze waren abgewetzt, stellenweise drückte sich der Schaumstoff durch Risse im Bezug. Im Cockpit sowie an den Plätzen des Bordingenieurs und des Lauschers glommen grüne und gelbe Lichter. Wilbur hielt die Bitch startbereit, so, als könnte im nächsten Moment ein
Alarm losheulen, und das Schicksal der Menschheit hinge davon ab, dass er die alte Mühle augenblicklich in die Luft brachte. Wilbur konnte nicht anders. Die Bitch war seine Heimat. Der alte Mann brachte es nicht über sich, sie aufzugeben, auch wenn ihm die Company und Pasong mehrfach angeboten hatten, sich ein beliebiges anderes Flugzeug auszusuchen.
    Wilbur nahm Rudi die Taschen ab und verstaute sie im Cockpit. Dann winkte er ihn an den Klapptisch, den er an der Stelle aufgebaut hatte, die früher Heros Mini-U-Boot geborgen hatte, und schenkte sich aus einer einfachen Flasche ein.

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