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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Sie besaß kein Etikett, aber Rudi wusste, worum es sich bei der klaren Flüssigkeit handelte: hochprozentigen Schnaps.
    »Wo hast du den her?«, fragte Rudi. Er rutschte auf dem Klappstuhl hin und her. Er war so unbequem, wie er aussah.
    »Hero lässt ihn für mich destillieren. Frag mich nicht, aus was. Wasser gibt es ja jedenfalls genug da unten.« Er hielt die Flasche über das Glas, das vor Rudi stand. »Auch einen Schluck?«
    »Nein, danke.«
    »Wie du meinst.« Wilbur zuckte die Achseln und leerte sein Glas in einem Zug. »Und jetzt erzähl: Wie sieht es draußen aus? Du bist mich lange nicht mehr besuchen gekommen.«
    »Es ging nicht früher. Wir bekommen nicht mehr genug Aliens in die Hände«, log Rudi. Er hatte den Auftrag in der Republica angenommen, um den Besuch hinauszuschieben. Es war ihm erträglicher vorgekommen, als mit anzusehen, was aus Wilbur geworden war. Wo war der Wilbur geblieben, den er kannte? Der Mann, der kompromisslos durchknüppelte, was er für richtig hielt - und das notfalls mit dem Gewehr in der Hand?
    Wilbur schenkte sich nach. Seine Fingerspitzen waren schwarz und blau von Tinte. Er schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht sein! Da draußen treiben sich noch ein paar hunderttausend Seelen herum.«
    »Schon. Aber viele verstecken sich, andere werden versteckt - und die Preise steigen immer weiter.«

    »Hm, das leuchtet ein. Was ist sonst passiert, Junge?«
    Rudi erzählte. Davon, dass Freetown jedes Mal, wenn er dort landete, größer geworden war. Von den Gerüchten, dass die Company mit der chinesischen Regierung über die Auslösung von mehreren zehntausend Aliens verhandele, und zwar im Gegenzug für den Zugang zu Alien-Know-how. Vom neuesten Tratsch: Projektkoordinator Kees Schrever stand kurz davor, geschasst zu werden. »Er soll Gelder unterschlagen haben. Deshalb war die Verpflegung auf Funafuti immer so …«
    Wilbur unterbrach ihn. »Was hast du, Junge?«
    »Nichts.« Rudi mochte es nicht, die ganze Zeit »Junge« genannt zu werden. Er hatte geglaubt, das ein für alle Mal hinter sich gelassen zu haben. Aber er sagte nichts. Er wollte keinen Streit. Wenigstens dieses Mal nicht.
    Wilbur schüttelte den Kopf. »Nichts da, Junge. So kommst du mir nicht davon. Ich mag alt sein, aber ich bin nicht blöd. Du rutschst auf deinem Hintern hin und her, du erzählst mir lustlos Geschichten, die ich mir jederzeit aus dem AlienNet ziehen könnte, und du siehst überall hin, nur nicht mir in die Augen. Du hast doch etwas.«
    »Nein. Der Stuhl ist unbequem, und ich bin vielleicht etwas müde, aber das ist alles.«
    »Müde kann ich mir vorstellen. Aber da ist noch mehr, oder?« Wilbur stellte das Glas ab und beugte sich vor. »Sei ehrlich zu mir, Junge. Du hast dieses sinnlose Umherfliegen satt, nicht?«
    Rudi dachte an die Republica del Este, die Kinder, die ihn von der Rückbank zu Tode verängstigt angestarrt hatten, als der Laster ihren Wagen in den Fluss geschoben hatte. Wieder roch er verbranntes Fleisch. Er zwang sich, die Achseln zu zucken, und sagte: »Ich weiß nicht, wie du auf diesen Gedanken kommst. Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich bin frei. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich komme herum. Ich sehe die Welt. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Wieso sollte ich das satt haben?«
    Wilbur beugte sich ihm noch weiter entgegen. Rudi roch
den Schnaps, als der alte Mann sprach. »Weil es furchtbar wehtun kann, die Welt zu sehen. Sie ist ein unschöner Ort. Und weil es nicht wert ist, seine begrenzte Lebenszeit auf die Erde zu verschwenden. Nicht mehr, seit die Aliens gekommen sind. Pasong …«
    »Pasong, Pasong, Pasong - er ist dein großer Retter geworden, was?«
    »Du bist unfair, Junge. Du …«
    »Es ist doch so! Du hast nichts anderes mehr im Kopf!«
    Wilbur füllte das Glas nach und lehnte sich zurück. »Nehmen wir an, es wäre so … was wäre daran so schlimm?«
    »Das kann ich dir sagen!« Rudi vergaß seine Vorsätze. Zu viel war zu viel. »Schau dir an, was dein Pasong aus dir gemacht hat! Du hockst in deiner alten Rostlaube von Flugzeug und tust so, als ob nichts und niemand auf der Welt dich etwas anginge. Und dabei lässt du dich von Pasong einwickeln.«
    »Pasong schaut nach mir. Ich weiß nicht, was das mit Einwickeln zu tun haben sollte. Und außerdem tust du mir unrecht. Ich sitze nicht nur da. Ich halte Verbindung zu den Aliens. Ich schreibe. Und ich sehe nach unseren Kameraden.«
    »Was gibt es da zu sehen? Sie sind erwachsene

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