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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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waren entstanden, von tiefen Schluchten zerfurcht. Doch immer wieder war die Insel zu ihrer Urform zurückgekehrt: einem Blatt im Ozean, einer Landeplattform, dem Tor zur Welt der Aliens.
    Ein Aufschrei drang durch die Tür des Cockpits, als die Sarayong
sich auf die Seite legte und den Passagieren den Blick auf die Alien-Insel ermöglichte. Er kam aus den Kehlen von 198 Aliens, Ramons »Dreck« und Einsprengsel aus Aliens, die auf anderen Wegen und aus anderen Teilen der Erde ihren Weg nach Freetown gefunden und die medizinischen Checks bestanden hatten. Es war der erste Laut, den Rudi von ihnen hörte, und es würde - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - der letzte sein. Gerettete Aliens sprachen nicht. Sollten sie miteinander kommunizieren, was Rudi bezweifelte, geschah es auf lautlose, für menschliche Sinne unbegreifliche Weise. Dieser Schrei, den sie ausstießen, wenn sie im Begriff waren, in den Schoß der ihren einzukehren, war eine einmalige Abnormität. Ein Ausbruch von Gefühlen, so stark, dass er die Barriere zwischen Alien-Psyche und Menschenkörper übersprang.
    Der Bordcomputer piepste. Er hatte die Radaranalyse der Wellenmuster abgeschlossen. Rudi konnte landen. Er fuhr das Landegestell aus, und die Maschine setzte auf, rollte mit den Wellen, hüpfte mehrfach zurück in den Himmel, als ein Wellenkamm sich unter ihren Rädern wie eine Schanze erhob, und kam schließlich zum Stehen. Ein Routinevorgang jetzt, mithilfe des Bordrechners und angesichts der Weite der Insel. Eine Portion Glück, nicht von dieser Welt, war es vor Monaten gewesen, als er die lahme Bitch bei hohem Wellengang heruntergebracht hatte, nur auf sein Gefühl gestützt und ohne den Sprit und die Schubleistung für einen zweiten Versuch.
    Die Sarayong rollte aus. Rudi gab die Türen frei. Links und rechts wuchsen Artefakttürme aus der Insel. Aliens strömten aus ihnen, um ihre Artgenossen in Empfang zu nehmen. Es war ein stummer Vorgang. Die Geretteten verließen einer nach dem anderen das Flugzeug, ohne Drängeln, ohne sich zu verabschieden, ohne Anzeichen von Freude, ohne irgendwelche Anzeichen von Gefühlen. Die Aliens, die sie empfingen, wirkten gleichermaßen ungerührt. Nur zwei Dinge unterschieden sie von den Geretteten: Sie bewegten sich nicht wie in Trance - und sie waren nackt.
    Rudi verfolgte aus dem schaukelnden Cockpit, wie die
Aliens in Paaren in den Artefakttürmen verschwanden. Die Türen glitten zu, und die Türme sackten weg. Die Aliens waren zu Hause, Rudi hatte seinen Auftrag erledigt.
    Beinahe.
    Er stand auf, nahm die in Freetown vorbereiteten Taschen an sich und verließ das Flugzeug. Es gelang ihm nur mit Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Der Boden der Insel war schlüpfrig und feucht und in ständiger Bewegung, als lebe er. Hätte Rudi auf dem Flug nicht eine halbe Schachtel Tabletten gegen die Übelkeit heruntergeschluckt, er hätte sich längst übergeben müssen. Vorsichtig, mit beiden Händen an das Geländer geklammert, kletterte er aus der Sarayong und marschierte los, der einzigen Erhebung der Insel entgegen, die als solche keine Kreuzform besaß.
    In der Ferne zog ein Punkt am Horizont entlang. Wahrscheinlich eine amerikanische Drohne, die nachsah, was das Company-Flugzeug auf der Insel trieb - ein notdürftiger Ersatz für das Netz der Beobachtungssatelliten, das die Aliens außer Gefecht gesetzt hatten. Das Sonnensystem, alles, was jenseits der irdischen Troposphäre lag, gehörte ihnen. Die Drohne würde nicht viel zu berichten haben, die Entfernung war zu groß für ihre Kameras und Teleskope, und die Aliens verstanden sich darauf, menschliches Beobachtungsgerät zu stören. Kam die Drohne näher, würden die Aliens sie vernichten. Schickte die US Alien Force eine zweite, würde sie das Schicksal der ersten teilen. So wie jede weitere, bis die Aliens des Spiels müde wurden und irgendwo irgendein bemanntes amerikanisches Flugzeug vom Himmel holten. Das würde genügen, um die Amerikaner an Arlington zu erinnern, und dem Drohnenspuk ein Ende machen.
    Nach und nach wurde die Erhebung größer. Sie ritt, ebenso wie Rudi, mit dem Wellengang auf und ab. Manchmal war die Erhebung minutenlang aus seiner Sicht verschwunden, um dann für einige Augenblicke, wenn sich Rudi und die Erhebung zur selben Zeit auf einem Wellenkamm befanden, wieder sichtbar zu werden.

    Sie war ein bunter Tupfer auf der geschwärzten Oberfläche der Alien-Insel vor dem immerblauen pazifischen Himmel.
    Ein rosa Tupfer,

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