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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Leute, die ihre Entscheidung getroffen haben. Sie kommen schon klar.«
    »Rodrigo und Hero - ja. Aber Diane …«
    »Diane braucht dich am allerwenigsten!«
    Wilbur sagte nichts. Er sah Rudi nur an. Ungläubig und - bildete Rudi es sich ein - flehend. Als bitte er ihn wortlos, ihn zu verstehen, ihn nicht für einen alten Mann zu halten, den die Kraft und der Wille zum Leben verlassen hatten. Schließlich räusperte sich Wilbur. »Darüber können wir bis ans Ende der Welt streiten, Junge, und das möchte ich nicht. Lass uns über etwas anderes reden.«
    Es war ein vernünftiger Vorschlag, und gerade das machte Rudi rasend. Ständig war es dasselbe: Irgendwie gelang es Wilbur immer, die Oberhand zu behalten, irgendwie stand Rudi immer als der dumme, kleine Junge da. Trotzig schüttelte
er den Kopf: »Nein, ich will nicht über etwas anderes reden. Ich will mit dir streiten. Vielleicht ist das der einzige Weg, dich wachzurütteln. Verstehst du nicht, was passiert? Denk doch nach! Du wirfst dein Leben weg! Die Aliens, Pasong … sie benutzen dich nur, und du lässt es geschehen!«
    »Ganz im Gegensatz zu dir, nicht? Du fliegst ja nur um die Erde, sammelst Aliens ein und bringst sie hierher - das ist etwas ganz anderes, nicht?«
    »Ich tue wenigstens etwas Sinnvolles! Ich rette Leben. Ich hocke nicht nur in einem alten Flieger, als wäre er eine Festung, und kritzele Postkarten vor mich hin!«
    Wilbur nickte ernst. »Das stimmt. Ich kritzele. Aber weißt du was: Meine Kritzeleien bedeuten den Menschen, die sie bekommen, etwas. Sie werden gelesen, verschlungen. Das kann man von deinen Mails an Beatrice nicht behaupten …«
    »Das … ich …« Rudi wollte sich auf den alten Mann stürzen. Ihn zu Boden werfen und seinen Dickschädel so lange gegen den Boden der Bitch hämmern, bis ein Funken Verstand in ihn einzog. Aber er ließ es sein. Es war sinnlos. In einer Hinsicht war Wilbur Wilbur geblieben: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es unmöglich, es ihm auszutreiben. Und er, Rudi, wusste es. Wieso kam er überhaupt zur Alien-Insel?, fragte er sich. Er sollte es lassen. Jeder beliebige Pilot der Company konnte Wilbur mit Zigaretten, Schokoriegeln und dem übrigen Mist versorgen. Es wäre besser so für alle Beteiligten. Auf jeden Fall einfacher.
    Rudi stand auf, streckte sich. Er sah auf die Uhr. »Ich muss los. Die Company wartet auf das Flugzeug.«
    Wilbur wusste genauso gut wie Rudi, dass es eine Lüge war. Die Company brauchte jeden Quadratzentimeter ihrer Transportkapazität, aber Rudi war der Mann, der auf der Alien-Insel gelandet war. Er konnte das Flugzeug so lange behalten, wie er wollte.
    »Tu, was du tun musst«, sagte Wilbur. Er blieb mit verschränkten Armen sitzen und starrte in sein Glas. Er bebte.
    »Wir sehen uns.« Rudi wandte sich zum Gehen. Wilbur antwortete
nicht. Rudi nahm die Taschen mit den von Wilbur beschriebenen Postkarten und verließ die Bitch .
    Draußen atmete er die frische Luft ein, froh, der Enge des alten Flugzeugs entkommen zu sein. Erleichtert, nicht mehr mit ansehen zu müssen, was aus Wilbur geworden war. Erleichtert, nicht darüber nachdenken zu müssen, was aus ihm selbst geworden war.
    Rudi kehrte zurück zu seiner Sarayong. Der Rückflug nach Freetown würde lang und einsam sein. Ungestört.
    Er öffnete die Cockpittür. Im Sitz des Copiloten erwartete ihn Pasong. Er hatte die Beine ausgestreckt und stützte sie auf dem Instrumentenbrett auf.
    »Du bist spät dran, Junge«, sagte der Alien. Sein Blick war stechend, betastete das Innere Rudis. Es war der echte Pasong, keine seiner Erscheinungen.
    »W... Was willst du von mir?«, brachte Rudi hervor.
    »Nur einen kleinen Gefallen. Bring mich zu eurem Anführer!«

    Berlin, den 20. März 2066 Werter Kollege,
    die Ereignisse des 26. September brachten gravierende Veränderungen für den mir unterstellten Bereich mit sich.
     
    Die nahezu komplette Zerstörung des ehemaligen Frankfurter Hauptbahnhofs und seiner Gleisanlagen führte im Herbst und Winter 2065 bzw. 2066 zu ernsten Engpässen bei der Transportkapazität meines Ministeriums. Schutzbefohlene konnten aus Mangel an Zügen und wegen Gleisblockaden nicht im gewünschten Umfang verschoben werden. Als Resultat sanken die Erträge der wirtschaftlichen Verwertung der Schutzbefohlenen.
     
    Zum ersten Mal seit 23 Jahren war es meinem Ministerium unmöglich, seinen internen Haushalt auszugleichen. (Ganz zu schweigen von den hochpeinlichen Ermittlungen der

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