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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Produzenten der TAR-21 auf.
     
     
    - Auszug aus AlienNet-Subprojekt »Alien Earth - der Atlas der neuen Erde« Stand: 28. Juni 2066

KAPITEL 12
    Der Alien nannte sich Atsatun, und er hatte nichts mehr mit dem zappelnden und wimmernden Etwas gemein, das Wolf noch vor wenigen Minuten gegen den schmutzigen Lehmboden gedrückt hatte.
    »Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte Atsatun zum wiederholten Male. Er redete langsam. Der Gedanke, es bereite ihm Mühe, die menschlichen Stimmwerkzeuge zu verwenden, lag nahe, aber Paul konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass Atsatun von oben herab zu ihnen sprach. Wie mit störrischen Kindern. Man wiederholte, was man zu sagen hatte, einfach so lange, bis ihr beschränkter Verstand es erfasst hatte oder sich dem überlegenen Willen des Erwachsenen beugte.
    Atsatun hatte etwas Herrisches, das Paul an Pasong erinnerte, den Alien, der sich für Jahre in seinem Kopf eingenistet hatte und ihn dazu gezwungen hatte, den Seelentransfer vorzubereiten. In guten Momenten hatte Pasong etwas von einem strengen, aber wohlmeinenden Vater gehabt. Wenn er Paul in seinen Träumen durch seine werdende Unterwasserstadt geführt und sich an seinen eigenen Visionen berauscht hatte, hatte Paul so etwas wie Fürsorge zu spüren geglaubt. Als stelle Paul für ihn mehr als ein Werkzeug dar, mit dessen Hilfe er seine Pläne in die Tat umsetzte.
    Diese Momente waren nie von Dauer gewesen. Ein Zögern von Paul, ein Wort, das als Widerspruch ausgelegt werden konnte, ein Staunen, das nicht ehrfürchtig genug ausgefallen war, hatten Pasong bereits aufbrausen lassen. Einmal, als der Alien ihn durch seine Unterwasserstadt geführt hatte, war Paul ein neu errichtetes Gebäude entgangen. Es war ein besserer
Anbau gewesen, und Paul, ausgelaugt von seiner Doppelexistenz als Hunter und Handlanger Pasongs, hatte ihn schlicht übersehen. Pasong hatte ihn gepackt und wie eine Puppe in und durch den Himmel der Unterwasserstadt hindurchgeschleudert. Paul war sich heute noch sicher, dass die Vision ihn umgebracht hätte, wenn Pasong ihn nicht im letzten Moment zurück in die Stadt geholt hätte.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte Atsatun, ebenfalls nicht zum ersten Mal. Dann schwieg der Alien und wartete. Er stand am Besprechungstisch, den Stuhl, den die Kommandantin ihm angeboten hatte, ignorierend. Kahman, Paul und Wolf waren ebenfalls stehen geblieben. Kahman störte es nicht, sie wäre ohnehin aufgesprungen, und Paul war froh, nach dem langen Sitzen endlich einmal wieder die Beine auszustrecken. Nur Wolf, dem allein zu verdanken war, dass sie zu einem Alien vorgedrungen waren, wirkte merkwürdig unzufrieden. Als behage ihm nicht, was er heraufbeschworen hatte.
    »Das kann nicht sein!« Marita Kahman wandte sich ab, ging an den großen Tisch, an dem ihr Stab vorgab, mithilfe der Gefechtsfeldrechner Fluchtpläne auszuarbeiten, statt den Verhandlungen mit dem Alien zu lauschen, beugte sich vor, starrte einige Sekunden lang auf ein Tunnel-Szenario, an dem einer der Rechner feilte - es hätte ihr selbst, dem Stab und einer Handvoll Aliens die Chance auf eine Flucht eröffnet -, und wandte sich wieder an Atsatun.
    »Das kann einfach nicht sein. Ihr seid Aliens! Ihr habt den Sprung über Lichtjahre zur Erde geschafft, ihr baut Raumschiffe, die im Sonnensystem verkehren, als wäre es der Vorgarten der Erde, ihr habt euch eine schwimmende Insel im Pazifik und ich will nicht wissen, was darunter, eingerichtet, und ihr beherrscht den Transfer von Seelen.«
    »Nicht jede dieser Einschätzungen trifft zu, aber ich verstehe, was du ausdrücken willst.«
    Atsatun blickte die Kommandantin an, während er sprach. Sein Blick war starr, als sehe er weit über sein Gegenüber hinaus. Und der Blick war kalt. Paul hatte erst nach einiger Beobachtung
herausgefunden, woran es lag: Atsatun blinzelte oft minutenlang nicht. Und wenn er es tat, geschah es mit derselben entnervenden Gemessenheit, die jede seiner Gesten kennzeichnete. Sie verliehen ihm eine herrschaftliche Ausstrahlung, die vergessen ließ, dass er in einer Häftlingsuniform steckte und stank.
    »Dann erwarte ich eine andere Antwort von dir. Der Plan, den du vorschlägst, ist nackter Wahnsinn. Ihr müsst mehr zu bieten haben.«
    »Du hast eine falsche Vorstellung von uns. Wir sind keine Götter. Wir sind gewöhnliche Lebewesen wie ihr. Wir können nur im Rahmen dessen handeln, was uns die Umstände erlauben.«
    Kahman schnaubte. Atsatun reagierte nicht. Er stand da

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