Alien Earth - Phase 2
und Jan verbunden hatte.
Pasong nickte. »Das sind weise Worte. Weiser vielleicht noch, als Sie es ahnen.« Pasong zeigte auf sich. »Ich bin zu Ihnen im Körper eines Menschen gekommen und spreche mit Ihnen. Wäre ich in meinem ursprünglichen Körper gekommen, wäre eine Verständigung zwischen uns nahezu ausgeschlossen, zu unterschiedlich wäre unsere Anatomie. Aber auf diese Weise … unsere Herkunft stellt keine unüberwindliche Barriere dar, die es uns unmöglich macht, die Gemeinsamkeiten zwischen Ihrer Art und der meinen zu erkennen. Uns verbindet der Glaube an den Einzelnen. Der Glaube daran, dass der Sinn des Lebens darin liegt, an seine Grenzen zu gehen. Sie zu überschreiten.«
»Ist das der Grund, aus dem Sie zur Erde gekommen sind?«
»In gewisser Weise ja. Die Erde ist ein außergewöhnlicher Planet. Sie Menschen sind außergewöhnlich. Aber leider haben uns nicht nur die Neugierde und der Wunsch, Grenzen zu überschreiten, hierhergeführt. Offen gestanden: Wir sind auf der Flucht.«
Pasongs Aussage überraschte François nicht. Die Company hatte ihre Agenten in den Sicherheitsdiensten. François kannte die geheimen Memos, die in den höchsten Kreisen des Hunter-Korps kursierten. Die Aliens, die über Jahre versucht hatten, sich in Menschen zu manifestieren, waren Traumatisierte gewesen.
»Wovor fliehen Sie?«, fragte er den Alien.
»Vor unserer eigenen Art.«
»Wieso das? Was haben Sie …« François brach ab, als er erkannte, wie heikel seine Frage war.
Pasong sprach sie aus. »Sie meinen, was wir getan haben, dass man uns verfolgt? Die Antwort ist: nichts. Nichts, außer
dass wir an unseren Idealen festhalten. Wir glauben an das Leben, den Einzelnen. Wir glauben an das Potenzial, das jedem Leben innewohnt. Daran, dass es der Sinn des Lebens ist, seine Potenziale auszuschöpfen. Nur, nicht alle Angehörige unserer Art teilen diese Auffassung. Es gibt zu viele, die glauben, dass es der Zweck von Grenzen sei, sie zu respektieren, als seien sie Naturgesetze. Dass es ein Verbrechen sei, sie zu überschreiten. Und sie hassen und fürchten diejenigen, die ihre Auffassung nicht teilen. Können Sie sich das vorstellen?«
Ja, François konnte es sich vorstellen. Er kannte Hass, er kannte Furcht. Sie waren ihm und Jan ein ständiger Begleiter gewesen. Am Anfang, in Lüttich, als ihre Beziehung gleich zwei Tabus verletzt hatte: Er und Jan waren schwul, und sie waren ein Wallone und ein Flame. Später, nachdem sie die Human Company gegründet hatten, hatte die halbe Menschheit sie als Verräter an ihrer Art gehasst. Und schließlich hatte der Hass Jan das Leben gekostet.
»Wir haben versucht, einen Ausgleich zu finden«, sagte Pasong. »Es war unmöglich. Die Ängstlichen lehnten ihn ab, sie hatten zu viel Furcht vor den Konsequenzen. Was, wenn andere unserem Beispiel folgten, die Fesseln ihrer Furcht abschüttelten und das wahre Leben lebten? Also zogen wir uns zurück. Wir gründeten eigene Gemeinschaften, blieben unter uns. Wir wollten niemanden bekehren, niemandem unsere Überzeugungen aufzwingen. Wir wollten nur leben. Es nützte nichts. Die Ängstlichen ließen uns nicht in Frieden. Ihre Furcht ließ es nicht zu. Uns blieb nur, uns selbst aufzugeben oder zu fliehen. Wir wählten die Flucht. Wir gaben unsere Heimat auf, ja sogar unsere eigenen Körper, um zu leben. Wir strebten zu neuen Welten. Doch es war vergeblich. Wohin wir uns auch wandten, nach kurzer Zeit folgten uns die Ängstlichen und trieben uns weiter. Ihre Zahl war riesig, sie waren wie eine Flut, der sich nichts entgegenstellen konnte. Es erging uns wie Lap-so. Wollten wir leben, mussten wir unseren Langen Marsch antreten. Von Planet zu Planet, von Körper zu Körper, immer weiter. Jeder Sprung ein Sprung ins Unbekannte,
jeder Sprung potenziell ein Sprung in den Tod. Viele meiner Gefährten starben. Jede neue Welt wartete mit einer Unzahl von Gefahren und Unwägbarkeiten auf, jeder neue Körper stellte eine neue Welt, ja, ein ganzes Universum für sich dar. Mit seinen eigenen Gesetzen, die es zu beachten galt. Brach man sie, starb man. Immer weiter flohen wir - bis wir zur Erde gelangten. Hier, unter den Menschen, hofften wir endlich eine Heimat zu finden, zu leben. Aber unsere Hoffnung war vergeblich. Die Ängstlichen sind uns gefolgt.«
»Woher wissen Sie das?«
»Wir haben Beobachtungssonden in den äußeren Regionen Ihres Sonnensystems platziert. Mehrere Sonden haben unabhängig voneinander ein Objekt geortet, das sich der
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