Alien Earth - Phase 2
Zeichen ihres Vertrauens in die Menschheit, dass sie uns dieses Wissen zugänglich machen.«
Der Minister sah auf die Datenwand, auf der mittlerweile der Himmelsfisch langsam rotierte, dann auf den Aktenkoffer, schließlich zu Pasong. In dem bleichen Gesicht wirkten seine Augen riesig. In ihnen stand der Zweifel geschrieben. Was Pasong anbot, war beinahe zu gut, um wahr zu sein.
»Minister«, sagte der Alien leise. »Sind wir uns einig?«
Wu holte ein Taschentuch hervor, tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. Sein weißes Make-up hielt. Er stand auf, verneigte sich vor Pasong und nahm den Aktenkoffer an sich.
»Selbstverständlich.«
Aliens: Wieso es sie bald nicht mehr geben wird
Die Aliens sind unter uns. Es ist wahr. Sie sind real, weder Phantasiegeschöpfe noch die Produkte einer Massenhysterie, noch bloße Erfindung der Regierung, um uns unsere Bürgerrechte zu stehlen.
Aktuellen Schätzungen zufolge sind es 1,4 Millionen. Noch. Denn ihre Zahl schrumpft durch Krankheiten und Morde. Wie viele diesen Prozess überleben, bis eine Konsolidierung eintritt, ist fraglich. »Wenn auch nur einer übrig bleibt, ist es zu viel«, denken einige.
Ich denke anders. Jedes Alien-Leben ist unersetzlich - so wie es jedes Menschen-Leben ist. Mit jedem Leben, das vergeht, vergeht eine Welt. Gehört sie einem Menschen? Gehört sie einem Alien? Das ist ohne Bedeutung - insbesondere deshalb, weil es die Aliens nicht mehr lange geben wird.
Denn in dem Moment, in dem sich die Seele eines Aliens - verzeihen Sie mir den unpräzisen, religiös angehauchten Begriff, er hat sich so eingebürgert; bitte denken Sie sich an seiner Stelle »das Bewusstsein«, »das Ich«, »die Essenz« oder was immer Ihnen passend erscheint - im Körper eines Menschen manifestiert, stirbt sie. Sie stirbt - und wird im selben Moment neu geboren, in einem Prozess, der Monate und Jahre dauert.
Wie das? Ganz einfach: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Das Sein eines Aliens ist urplötzlich das Sein eines Menschen. Das Gehirn, mit dem er denkt, ist das eines Menschen. Die Finger, mit denen er seine Nahrung zubereitet, gehören einem Menschen. Die Luft, die er atmet, ist die der Erde. Sein Nachbar, auf den er wie jedes soziale Wesen angewiesen ist, ist ein Mensch.
Aliens werden zu … Noch ist es zu früh, mit Bestimmtheit zu sagen, wozu sie werden. Wer einmal erlebt hat, dass eine Alien-Seele wie
selbstverständlich die Sprachen spricht, die ihr menschliches Gehirn beherrscht, ist versucht zu glauben, dass am Ende der Entwicklung ein Mensch stehen wird.
Ich persönlich glaube nicht, dass es so kommen wird. Neue intelligente Wesen werden entstehen, weder Alien noch Mensch. Exakt, wie sie sein werden, weiß ich nicht. Ich bin nur ein einfacher Mensch, der versucht, die Welt zu begreifen, indem er sich seines Verstandes bedient.
Ich weiß nur eines: Diese neuen Wesen werden uns nicht fremd sein. Wir müssen sie weder hassen noch fürchten.
Zumindest nicht mehr und nicht weniger als unsere menschlichen Nachbarn...
- Aus dem Programm »Aliens: der Abschied« von Bernhard Ratschik,
Sommer 2066. Die Tour endete vorzeitig. 143 Auftritte waren geplant und bereits ausverkauft.
KAPITEL 18
Am nächsten Tag schien die Sonne.
Paul konnte sie nicht sehen, dazu war das Blätterdach des Waldes zu dicht, aber ihr warmes Licht umspielte sie, als die Aliens nach und nach erwachten und schließlich aufbrachen.
»Reflexion«, erklärte ihm Marita Kahman ungefragt. »Die Blätter der Bäume sind so gestaltet, dass sie einen Teil des Sonnenlichts zur Fotosynthese verwenden, einen Teil speichern, um in der Nacht Licht zu spenden, und einen Teil nach unten spiegeln. Auf diese Weise kann am Waldboden weit üppigere Vegetation gedeihen, als es bei einem natürlichen Wald in unseren Breiten möglich wäre.«
»Du kennst dich gut aus«, entgegnete Paul, verwundert über ihre Kenntnis und ihre Redseligkeit. Es war das erste Mal seit ihrem missglückten Ausbruch, dass die Soldatin ihn angesprochen hatte. Marita lächelte ihn an, als handle es sich bei ihm um Atsatun, als stünde ihr Leben auf dem Spiel, wenn sie ihm missfiel.
»Euro-Korpsakademie, Lehrgang Einsatzplanung, Einheit 1.1.: Kenne das Gelände!« Sie zuckte die Achseln. »Wir mussten damit rechnen, dass nicht alles glatt geht. Auch wenn unsere Chancen gut standen: Das Hunter-Korps ist überfordert. Niemand hat erwartet, dass es sich jemals schlagartig um 100.000
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