Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
nachweisliche Aliens kümmern müsste. Wir hätten genauso gut einfach davonkommen können. Aber darauf verlassen durften wir uns nicht. Der Wald stellt einen natürlichen Fluchtweg dar, also habe ich mich mit ihm vertraut gemacht. Nur wer seine Chancen kennt, hat eine Chance.«
    »Wir werden es erleben.« Paul war nicht zu Gesprächen aufgelegt.
Eine merkwürdige Leichtigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen. In der Nacht hatte er seine Chance zu fliehen weggeworfen, einer Ekin zuliebe, die nicht Ekin war. Eine Dummheit, möglicherweise eine mit tödlichem Ausgang. Nur: Es kümmerte ihn nicht. Er lebte. Er hatte den Berg hinter sich gelassen, einen künstlichen Lebensraum, der den Namen nicht verdiente. Alles im Berg war darauf ausgerichtet gewesen, an die Grenzen der menschlichen Leidensfähigkeit zu gehen: die Temperatur - Kälte und in Wolfs Fall Hitze -, die knappen Wasserrationen, die Menge und Zusammensetzung des Essens, das Licht, sein Entzug und seine spektrale Zusammensetzung, die Luft. Alles darauf abgestellt, zu zermürben, den Lebenswillen zu brechen.
    Ganz anders der genmodifizierte Wald. Der Wald war gut zum Leben, gut zum Menschen. Am Tag schützte er vor der Sonne, in der Nacht hielt er die Wärme und spendete Licht zur Orientierung. Und er war, wie Marita gesagt hatte: essbar. Jedes einzelne Blatt, war, wenn schon nicht schmackhaft, für Menschen verträglich. Mehr noch, selbst die Rinde und das Holz der Bäume waren unbedenklich. Weich gekocht ergaben sie einen Brei, reich an Kohlehydraten. Nach langjährigem Verzehr mochte es Komplikationen geben, so Marita, aber das war nicht gesichert. Der Wald war noch keine 15 Jahre alt. Was kümmerte es Paul? Er konnte sich nicht erinnern, jemals etwas Köstlicheres gegessen zu haben als die Beeren, die überall wuchsen. Es gab sie in Blau und Rot und Gelb und einem Dutzend anderer Farben. Manche waren so winzig, dass man sie mit zwei Fingern pflücken musste, andere waren so groß wie Äpfel. Und alle waren unwiderstehlich süß.
    Paul ließ keine Gelegenheit aus, welche im Vorbeigehen zu ernten und sich Mund und Taschen vollzustopfen. Die Aliens ließen ihn machen, auch dann noch, als er mit seinen häufigen Stopps den Marsch zu behindern drohte. Die Aliens selbst aßen und aßen, stopften in sich hinein, was sie zu fassen bekamen. Beeren natürlich, aber auch Blätter und Stängel. Je nachdem, wo er in der Kolonne marschierte, blieben für Paul nur noch vereinzelte, übersehene Reste.

    Die Aliens aßen, und mit jeder Stunde schienen sie Paul menschlicher zu werden. Ihre Bewegungen verloren das Ruckhafte; die Winkel, in die sie ihre Glieder stellten, wirkten weniger knochenbrecherisch; ihre Köpfe, die wie überflüssige Anhängsel zur Seite gebaumelt hatten, richteten sich auf. Paul, der seinen Vordermann keinen Moment aus den Augen ließ - er konnte essen und sehen gleichzeitig -, schien es, als kämen die Aliens in ihren neuen Körpern an. Sie machten auch regelmä ßige Pausen, und das zunehmend, ohne dass Marita sie darauf hinweisen musste. Sie marschierten langsamer, nicht mehr wie Sprinter, die alle Kraft in das Rennen legten, als wäre sie unerschöpflich, sondern wie Langstreckenläufer. Zügig, aber sich der Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit bewusst. Sie setzten beim Gehen die ganze Sohle auf. Sie stürzten seltener, und wenn sie es taten, streiften sie wenigstens den gröbsten Dreck von den Schürfwunden. Sie schwitzten wie Menschen, wischten sich die Stirn ab, anstatt den Schweiß ungehindert in die Augen rinnen zu lassen. Sie gaben Geräusche von sich. Sie grunzten und stöhnten vor Anstrengung. Sie schmatzten beim Essen. Und, am späten Nachmittag nach einer langen Rast, glaubte er sie sogar leise lachen zu hören.
    Und mit jedem Schritt blieben der Berg, das belagerte Wohnheim, das Korps, das sie jagte, weiter hinter ihnen zurück. Nur noch ein einziges Mal, am frühen Morgen, hörten sie das Feuer von automatischen Gewehren, dann hüllten sie die Stille und Güte des Waldes ein. Das Sterben schien plötzlich weit weg, Teil einer anderen Welt. Die Gewehre wirkten fehl am Platz, die ungeschickte Art der Aliens, sie zu halten, schien Paul plötzlich die einzig angemessene. Die Flecken auf den Uniformen dunkelten und erinnerten eher an Kaffee als an Blut.
    Am späten Nachmittag gelangten sie an einen Bach.
    Die Aliens hielten an. Atsatun ging zu den Gefangenen.
    »Ist das Wasser ungefährlich?«, fragte er. Es war der erste Wasserlauf, auf

Weitere Kostenlose Bücher