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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Versuche, über Funk Kontakt zu anderen Siedlergruppen aufzunehmen, blieben vergeblich. Sie mochten tot sein, oder die Nässe und Hitze hatte ihre Funkgeräte aufgeweicht.
    »Was sollen wir von ihnen lernen?«, fragte Songe ein zweites Mal, als Pasong nicht schnell genug antwortete. Songe war auf der Neuen Welt die Geduld abhanden gekommen. »Sie sind hässlich, sie stinken, sie sind Tiere.«
    Pasong war anderer Meinung. Die Haarigen waren nicht hässlich. Nicht, wenn man sich die Zeit nahm, sich mit ihnen zu beschäftigen. Aber Songe würde das nicht hören wollen. »Sie leben«, bemerkte er deshalb nur.
    »Das sehe ich. Was ist daran besonders?«
    »Eigentlich dürften sie nicht leben. Nicht, wenn stimmt, woran wir glauben.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Pasong ließ sich einen Augenblick Zeit mit der Antwort. Er fragte sich, was geschehen war. Sollte nicht er hier an Songes Stelle stehen? Er war stärker als Songe, körperlich. Er würde es immer sein. Hatte nicht er damals Songe zur unterseeischen Stadt geführt, hatte er dort nicht ebenso viele Erfahrungen gesammelt wie sie? Wieso war nicht er der geachtete Architekt? Wieso sonderte er sich ab, zog es vor, seine Tage bei den Haarigen zu verbringen anstatt mit seinen Brüdern und Schwestern?
    Als er darüber nachdachte, wie er Songe am besten erklärte, was er an den Haarigen fand, kam er endlich darauf:
Er war hier bei den Tieren nicht, weil es ihm an Fähigkeiten oder Erfahrungen mangelte. Er war bei den Haarigen, weil er es wollte. Die Siedlung auszubauen, hätte bedeutet, im Bereich der Erfahrungen zu bleiben, sich zu wiederholen, die Neue Welt so gut wie möglich aus seinen Gedanken auszuschließen. Aber Pasong wollte das nicht. Er suchte das Neue, das Unerfahrene. Er fand es hier bei den Haarigen.
    »Diese Haarigen«, sagte er, »sie haben nur wenige Junge. Sie schlüpfen nicht aus Eiern, sondern direkt aus dem Leib der Mutter. Seit ich diese Tiere halte, habe ich keine Brut von mehr als fünf Schlüpflingen gesehen.«
    »Gibt es keine Räuber, die sie fressen?«
    »Ich glaube schon. Sie haben oft Angst, wenn sie andere Tiere rufen hören.«
    »Wie überleben sie dann? Geben sie Erfahrungen weiter?«
    »Das ist, was mich fasziniert. Sie kennen keine Erfahrungen, nicht in unserem Sinne. Sie … ihre Brut frisst nicht die Eltern. Und die Eltern sterben nicht, sobald die Brut da ist.«
    »Wovon zehrt die Brut dann?«
    »Die Eltern bringen ihr zu essen. Aber das ist noch nicht alles. Sie bringen jedem Einzelnen der Schlüpflinge zu essen, auch den Schwachen. Und sie bleiben bei den Jungen. Ich weiß nicht, für wie lange, dazu sind wir zu kurze Zeit hier, aber es würde mich nicht überraschen, wenn es Jahre wären. Und in dieser Zeit vermitteln sie den Jungen ihre Erfahrungen.«
    Songes Blick wechselte von der Herde im Gehege zu Pasong und zurück. Skepsis lag in ihm, vielleicht sogar Ekel.
    »Kann man sie essen?«
    »Ich glaube schon.« Pasong hatte sich bislang geweigert, eines seiner Tiere herauszugeben. Es war noch zu früh, hatte er stets abgewehrt. Es waren zu wenige.
    »Das ist gut.« Songe sah sich nach allen Richtungen um, dann fuhr sie flüsternd fort. »Weißt du, ich mache mir Sorgen um dich. Du hast dich verändert. Unsere Brüder und Schwestern reden über dich. Wieso verschwendest du deine Zeit mit diesen Tieren? Sie lassen sich züchten, das ist erwiesen. Was
willst du also noch hier? Die Brüder und Schwestern fragen sich, was du zu unserem Überleben beiträgst.«
    »Fleisch. Und noch etwas viel Wichtigeres: neue Erfahrungen, Wissen über die Neue Welt. Wir …«
    Sie legte ihm eine Flossenhand auf den Mund. »Pass auf dich auf, Pasong. Ich will dich nicht verlieren.«
    Sie wandte sich ab, und Pasong blickte ihr nach, wie sie zur Siedlung ging. Stolz und aufrecht, im sicheren Bewusstsein, der Neuen Welt Herr zu sein.
    Es sollte das letzte Mal sein, dass er Songe so sah.
     
    Pasong fand Songe bei den übrigen Kranken am flussabwärtigen Ende der Insel. Der Boden war dort sandig, ging, geschützt von der Masse der Insel, sanft in das Wasser über. Pasong erinnerte die Stelle an den Strand auf der Alten Welt, den sie als Schlüpflinge hinuntergekrochen waren, dem Meer entgegen, dem Leben.
    Jetzt krochen die Brüder und Schwestern wieder dem Wasser entgegen, aber sie taten es als Kranke, dem Tod entgegen. Sie taten es, damit den Gesunden eine Aussicht blieb zu überleben.
    Pasong rannte zwischen die Kranken und packte Songe, die schon halb

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