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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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in das Wasser getaucht war. Drei, vier Schritte weiter, und die starke Strömung hätte sie erfasst und für immer davongetragen.
    »Pasong!«, rief sie. Ihre Stimme war dünn, kläglich. »Was machst du?«
    »Ich helfe dir«, sagte er nur, zog sie an Land und schleppte sie mit sich. Songe wehrte sich nach Kräften, aber es war aussichtslos. Pasong war von jeher der Stärkere der beiden gewesen, und jetzt, von der Seuche geschwächt, hatte Songe ihm nichts entgegenzusetzen.
    Er brachte sie in den Unterstand am Gehege, der in den letzten Monaten zu seiner Heimat geworden war. Er war primitiv, nicht zu vergleichen mit den Häusern der Siedlung, die Songe bauen ließ. Doch er genügte. Er schützte vor der brennenden
Sonne und vor dem Regen. Mehr brauchte es auf der Neuen Welt nicht. Und außerdem konnte Pasong vom Unterstand aus seine Herde beobachten.
    Er legte Songe ab und wusch sie. Sand hatte sich mit dem Schleim vermischt, der zwischen den Schuppen ihrer Haut hervortrat. Er wischte ihn mithilfe von kleinen Stöckchen weg, beachtete dabei weder ihre Proteste, er solle sich die Mühe sparen, sie sterben lassen und sich selbst retten, noch ihre Schmerzensschreie. Dann nahm er Äste, wie sie die Haarigen fraßen, riss Blätter von ihnen ab und rieb Songe mit ihnen ein. Ihre Schmerzensschreie erstarben. Songes Gesicht, angeschwollen in einem Maß, dass sie kaum noch zu erkennen war, schmierte er mit einem Brei ein, den er aus Blättern derselben Art gestampft hatte.
    »Was tust du mit mir?«, flüsterte sie schließlich, gerade, als Pasong glaubte, sie wäre eingeschlafen.
    »Ich rette dich«, antwortete er.
    »Damit?«
    Sie war zu schwach, um mit einem Arm auf etwas zu deuten, aber Pasong wusste, was sie meinte. Er hob den Ast an, von dem er sich immer wieder Blätter abriss, in den Mund steckte und kaute.
    »Ja.«
    »Die Haarigen essen diese Blätter«, sagte er. »Sie sind nicht krank. Ich glaube, es liegt daran.«
    Lange Zeit sagte Songe nichts. Sie sah ihn nur mit einem Blick an, in dem sich Trotz und Müdigkeit vermischten, als wolle sie lieber sterben, als das Futter von Haarigen anzurühren.
    Schließlich sagte sie: »Es juckt fürchterlich. Kannst du mich noch einmal einreiben?«
    »Natürlich.«
    Pasong pflegte Songe viele Tage lang. Er wischte den Schleim ab, der in einem nicht enden wollenden Strom zwischen ihren Schuppen hervortrat, rieb sie mit dem Blätterbrei ein, flößte ihr Wasser ein. Songe schlief die meiste Zeit, in der übrigen blieb sie stumm. Sie war zu schwach zum Sprechen.
Pasong erzählte ihr Geschichten. Von ihrer Flucht aus der Höhle, von der Stadt unter dem Meer. Davon, dass sie gesund werden würde und sie zusammen eine Stadt auf der Neuen Welt bauen würden, dass alles gut werden würde.
    Schlief sie, holte Pasong neue Zweige und brachte sie den Haarigen und Songe. Der Weg fiel ihm mit jedem Tag schwerer. Schließlich brach die Seuche auch bei ihm aus. Schleim trat aus seiner Haut, bedeckte ihn. Doch Pasong holte weiter Futter, pflegte weiter Songe. Er durfte nicht aufgeben. Außerdem glaubte er, dass die Blätter ihn schützen würden.
    Sie taten es. Der Schleim trocknete an Pasong, er wischte ihn ab, und schließlich kam kein neuer nach. Pasong hatte die Seuche überlebt. Auch Songe wurde wieder gesund. Sie war dünn und schwach, aber sie lebte.
    »Warte hier auf mich«, trug er ihr auf, als er sich wieder stark genug für einen längeren Gang fühlte.
    »Wo gehst du hin?« Sie fragte es mit einer Ängstlichkeit, die neu an ihr war.
    »Zu unseren Brüdern und Schwestern. Zur Siedlung.«
    Pasong machte sich auf den Weg. Mit letzter Kraft gelangte er in die Siedlung. Sie war verlassen. Ihre Brüder und Schwestern mussten sich todkrank in den Fluss gestürzt haben. Vielleicht waren die letzten Gesunden auch aufgebrochen, um irgendwo andere Brüder und Schwestern zu finden, denen sie sich anschließen konnten.
    Pasong sank zu Boden. Er sah in die Sonne, die nicht die seine war, atmete den Geruch der Neuen Welt, der nicht der seine war. Sie waren auf sich allein gestellt. Ein Bruder und eine Schwester gegen eine ganze Welt. Wieso quälte er sich? Wieso quälte er Songe? Wieso hatte er sie nicht einfach ins Wasser gehen lassen? Wieso war er ihr nicht gefolgt?
    Nach einiger Zeit hatte er genug Kraft geschöpft, um wieder aufzustehen. Er suchte vergeblich etwas zu essen. Tiere mussten sich der Vorräte bedient haben. Ein Gedanke kam ihm. Die Haarigen. Sie konnten die Haarigen essen. Es

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