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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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würde sie stärken.

    Er schleppte sich zurück zum Gehege. Was sollte er Songe sagen? Wie konnten sie weiterleben, wenn …
    Pasong hielt vor dem Zaun des Geheges an. Er war an einer Stelle niedergewalzt, die Herde der Haarigen war geflüchtet. Pasong sah zum Wald in der Hoffnung, eine Spur der Tiere zu finden. Es war aussichtslos. Haarige waren schnell und geschickt. Es hatte Dutzende Brüder und Schwestern gebraucht, um sie einzufangen. Er und Songe würden sie nie wieder einfangen können.
    Er wandte sich zum Unterstand - und blieb abrupt stehen. Ein Tier beugte sich über Songe. Es war ein Haariger, aber er war größer als alle, die Pasong je gesehen hatte. Als er das Maul öffnete, zeigten sich lange Reihen scharfer Zähne. Ein Räuber.
    »Nein!«, brüllte Pasong. »Nein! Lass sie!«
    Der Räuber hielt in der Bewegung inne, drehte den Kopf zu Pasong. Dann stieß er wie zur Antwort einen Schrei aus und machte einen Satz.
    Pasong wollte wegrennen, aber seine Beine versagten. Als hätte sich die Zeit verlangsamt, verfolgte er, wie der Räuber in die Knie ging, das Maul zu einem zweiten Schrei aufriss und sprang …
    … und ein Teil Pasongs wollte sich dem Räuber entgegenstürzen, ein Ende machen, sich nicht länger quälen. Doch ein anderer, stärkerer Teil von ihm wollte leben. Um jeden Preis leben. Pasong sah dem Räuber entgegen, sah die Krallen, die ihn in einem Augenblick zerfetzen würden …
    … und etwas in Pasong riss …
    … und für einen Augenblick war da nur Schwärze, lautlose, endlose Schwärze …
    … und im nächsten Augenblick spürte Pasong, wie seine starken Beine das merkwürdige Tier mit der feuchten, haarlosen Haut und dem Schnabel von den Beinen rissen.
    Pasong verharrte. Er sah das warme Licht der Sonne, die jetzt die seine war, nahm den würzigen Geruch der Luft auf, die jetzt die seiner Welt war.

    Und Pasong verstand.
    Seine Seele hatte sich im Moment der Todesangst von ihrem Körper gelöst. Aber sie hatte sich nicht verflüchtigt, sie hatte eine neue Heimat gefunden, im Körper des Räubers. Und die Seele des Räubers …
    … Pasong blickte auf das Wesen hinab, das sich in seinem Griff wand. Es tat es ungeschickt, als wisse es nicht mit dem Körper umzugehen, und es stieß jämmerliche Schreie aus.
    Es war jämmerlich.
    Und Pasong hatte Hunger. Die Haarigen waren flink gewesen. Sie waren ihm entkommen, als er in ihr Gehege gerammt war. Pasong beugte sich vor, sein Kiefer schloss sich um den Kopf des Schnabelwesens. Mit einem Knacken zerbrach der Schädel, und die Schreie verstummten. Pasong fraß das Tier.
    Dann erinnerte er sich des zweiten Tiers. Er ging zu ihm. Das Tier lag noch Ort und Stelle. Er wusste, dass es krank war, es ihm nicht davonlaufen konnte. Er beugte sich über das Tier.
    Es roch merkwürdig, wie das andere, aber es roch nicht nach Angst. Es zappelte nicht. Es sah ihm in die Augen und sagte leise: »Pasong … bist du das?«
    Er ließ den Namen in seinen Gedanken widerhallen. Pasong …?
    »J-ja«
    »Tu mir nichts, bitte. Ich bin es, Songe. Deine Schwester.«
    Er überlegte. »Das ist egal«, sagte er dann und fraß das Tier. Es würde auf sich allein gestellt nicht überleben. Es war schwach und krank. Besser, er fraß es. Er hatte Hunger, er hatte lange keine Beute mehr erlegt. Er brauchte Zehrung.
    Satt schnellte Pasong auf einen Baum, um sein Fell zu reinigen und zu schlafen.
    Sein zweites Leben hatte begonnen.

    Datum/Zeit: 27. 8. 2049/10:29 (EST)
    Antragsteller: Michael Carmel
    Gesprächsführer: KIVA VX (autonomes Expertensystem, Build 5819)
    Beantragte Summe: 20 Millionen Dollar
     
     
     
    K: Sie sind Jude?
    MC: Ich war es einmal.
    K: Sie haben den Glauben verloren?
    MC: Nein, mein Glaube hat sich erweitert. Ich glaube jetzt an einen Gott, der alle Wesen des Universums behütet.
    K: Und Sie wünschen von unseren Mitgliedern einen Kredit für den Aufbau einer ordensähnlichen Gemeinschaft mit dem Ziel, künstliches intelligentes Leben zu erschaffen?
    MC: Eine neue Schöpfung. Ja.
    K: Zurück zu diesem Wolf … hat er Sie angegriffen?
    MC: Nein.
    K: Was dann?
    MC: Er hat mir die Brieftasche aus der Hose gezogen und ist mit ihr verschwunden.
    K: Das ist alles?
    MC: Ja.
    K: Ihre Zeit neigt sich dem Ende zu. Wollen Sie mir nicht von dem Erlebnis berichten, dass Sie dazu bewegte, aus der Armee aus zuscheiden, um eine neue Bestimmung für die Menschheit zu finden?
    MC: Das habe ich eben.
    K: Erklären Sie!
    MC: Dieser Wolf. Er war kein Tier. Er war …

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