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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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verschwunden. Die
Oberfläche der Flüssigkeit war glatt, als hätten die Brüder und Schwestern niemals existiert.
    Das Saatschiff beachtete es nicht. Es setzte seinen Zufallskurs fort. In regelmäßigen Abständen sprengte es Segmente mit Brüdern und Schwestern ab, verstreute sie über die neue Welt. Manche fielen dem scheinbar sicheren Tod entgegen, andere einem vorgeblich einfachen neuen Leben, wieder andere verschwanden einfach in der Nacht. Was zutraf, würde sich erweisen. Die überkommenen Erfahrungen waren nutzlos. Sie mussten neue Erfahrungen machen.
    Pasong und Songe befanden sich im letzten Segment, das abgesprengt wurde. Ein Schlag ließ den Ring in zwei Hälften bersten, schleuderte sie weg vom Schiff. Sie fielen. Pasong glaubte unter ihnen das sich windende, vielarmige Band eines Stromes und seiner Zuflüsse zu erkennen. Brüder und Schwestern brüllten vor Angst und Aufregung auf. Die Sprengladungen unter ihren Schalen zündeten. Pasong wurde mit einem Ruck von dem Segment weggestoßen. Er überschlug sich, sah, wie sich Songe überschlug, sah, wie eine Schwester, deren Sprengladung versagt hatte, zusammen mit dem Segment ungebremst fiel. Der Boden raste Pasong entgegen, dann öffnete sich sein Schirm und bremste den Fall abrupt ab. Die Gurte der Schale lösten sich, gaben ihn frei. Hunderte von Schirmen hingen jetzt in der Luft, bildeten einen Ring, in dessen Mitte das Ringsegment auf der neuen Welt aufschlug und eine Fontäne aus Erde in die Höhe schleuderte. Pasong wandte den Kopf ab und verfolgte, wie das Saatschiff sich mit dröhnenden Triebwerken von ihnen entfernte, den Bergen am Horizont entgegen, über denen die Sonne stand. Es erinnerte jetzt an das Skelett eines Fischs. Die Schwanzflosse war noch intakt. Vom übrigen Fisch war nur die dürre Wirbelsäule übrig geblieben, an der die Segmente verankert gewesen waren.
    Das Skelett erreichte die Berge nicht. Das Dröhnen der Triebwerke wurde zu einem Gurgeln, als der Treibstoff des Schiffs zur Neige ging, und setzte schließlich aus. Lautlos
stürzte das Skelettschiff ab. Sonnenlicht verwandelte es in einen dunklen, von exakten Linien gezeichneten Umriss. Es zerschellte am Hang eines Hügels.
    Sie waren auf sich gestellt.
     
    »Was gibst du dich mit diesen Tieren ab?«
    Songe zeigte durch eine Lücke in dem baumhohen Zaun, der das Gehege der Haarigen eingrenzte. Es waren kleine Tiere, vielleicht halb so groß wie ein Bruder oder eine Schwester. Aber sie hatten starke Beine. Ein gewöhnlicher Zaun wäre für sie kein Hindernis gewesen.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Pasong. »Ich kann den Haarigen den ganzen Tag zusehen.«
    »Sie sind hässlich«, stellte Songe fest, und Pasong widersprach nicht, denn seine Schwester hatte recht. Die Tiere hatten überall Haare, und an den wenigen Stellen, die von den Haaren ausgespart blieben, war die Haut ungesund trocken und ledrig. »Ich wünschte, unsere Tiere hätten überlebt.«
    Sie hatten tiefgefrorene Fleischtiere aus der Alten Heimat mitgebracht, aber ihre Wiederbelebung war gescheitert. Die Hitze und Schwüle der neuen Welt hatte ihre Gefriereinheiten beschädigt.
    »Ich auch«, stimmte Pasong zu, und diesmal log er. »Aber sie haben es nicht, also müssen wir mit dem auskommen, was wir haben.« Er sah zu den zwei Dutzend Haarigen, die im Gehege an Ästen mampften, die Pasong ihnen gebracht hatte. »Und ich glaube, wir können von ihnen lernen.«
    »Glaubst du?« Songe musterte die Haarigen mit kaum verhohlener Skepsis. »Was können sie schon mehr, als den ganzen Tag zu fressen und uns mit ihren blöden Augen anzustarren?«
    Pasong nahm sich einen Augenblick, seinerseits Songe zu mustern. Es fiel ihm schwer, die Schwester, die vor ihm stand, mit der in Einklang zu bringen, mit der er in der unterseeischen Stadt auf der Alten Welt gelebt hatte. Songe war nicht mehr schwach. Die Summe ihrer Erfahrungen hatte sie zur Architektin ihrer Siedlung gemacht. Songe hatte den
Standort ausgesucht - eine Insel in dem Strom, der sich durch die Ebene schlängelte -, Songe bestimmte, wo innerhalb der Siedlung welches Haus in welcher Art errichtet wurde. Die Brüder und Schwestern achteten Songe, und Songe zehrte von ihrer Achtung.
    Die Achtung Songes war nicht ohne Grund: Von den knapp tausend Brüdern und Schwestern ihrer beiden Ringsegmente waren sechs Monate nach ihrer Ankunft auf der Neuen Welt noch siebenhundert am Leben. Ein Erfolg, so schien es, und vielleicht sogar ein einmaliger. Ihre

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