Alien Earth - Phase 3
Gelegenheit dazu haben.«
»Nein.«
»Wieso nicht? Das ist nicht dein Human Korps, das sind Aliens. Pasong, ihr Anführer. Sie müssen von unserem Plan erfahren haben. Sie sind gekommen, um ihn zu durchkreuzen. Sie …«
»Es sind keine Aliens. Nicht alle. Der Mann in der Mitte ist es nicht.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es eben.«
»Das ist ein schöner Grund. Du weißt es eben. Wir …«
Wolf knurrte. Carmel brach ab, sah überrascht zu dem GenMod, als widerspräche ihm Wolf zum ersten Mal. Carmel zog den Kopf zwischen die Schultern. »Also gut. Warten wir noch etwas ab.« Er begann wieder zu beten, und Ekin fragte sich, welche Verbindung zwischen Wolf und Paul bestand. Es wollte ihr nicht in den Kopf. Wieso beschützte Wolf Paul vor Carmel? Kannte er Paul? Wenn ja, woher?
Ekin musterte Paul durch das Visier. Was führte ihn hierher? Machten er und Pasong gemeinsame Sache? Es war der Schluss, der am nächsten lag. Ein Splitter Pasongs hatte jahrelang in Paul gelebt. Paul war Pasongs Werkzeug gewesen. Ohne Pauls jahrelangen heimlichen Vorbereitungen hätte der Massentransfer im Frankfurter Hauptbahnhof nicht gelingen können. Pasong musste Paul gerettet haben. Aus der Verbundenheit, die über die Jahre zwischen ihnen gewachsen war, vielleicht auch nur, weil Paul sich als nützliches Werkzeug erwiesen hatte und es keinen Grund gab, darauf zu verzichten. Ein Splitter Pasongs musste in Paul leben, ihm seinen Willen aufzwingen. Nur: Wieso stand dann Paul der Trotz ins Gesicht geschrieben?
Sie rückte den Lauf ein weiteres Stück zur Seite, richtete ihn auf die dritte Person. Vielleicht würde sie ihr die Antwort geben?
Es war eine Frau. Sie hatte langes schwarzes Haar und war einen Kopf kleiner als Paul. Sie blickte in das geöffnete Tor des Luftfisches, hatte Ekin den Rücken zugekehrt. Dann wandte sie sich um.
Ekin blickte in ihr eigenes Gesicht.
In ihr ehemaliges Gesicht.
Der Körper, den Ekin im Visier hatte, gehörte nicht mehr länger ihr. Sie hatte ihn zurückgelassen, auf der Plattform über den Gleisen des ehemaligen Frankfurter Hauptbahnhofs. Sie hatte keine andere Wahl gehabt. Nur ihre Seele hatte die
Reise nach Sigma V antreten können. Sie erinnerte sich an das Versprechen, das sie Paul abgenommen hatte: »Pass auf ihn auf!«, hatte sie ihn beschworen. »Ich will ihn wiederhaben. Wenn ich eines Tages zurückkomme. Falls ich je zurückkomme …«
Ekin war zurückgekommen. Oder besser gesagt: das, was aus ihr geworden war. Nach tausend Leben auf Sigma V lebte sie jetzt im Körper eines Mädchens, verschmolzen mit der Seele des Mädchens. Vor ihr, zum Greifen nahe, stand ihr altes Leben. Paul. Und ihr eigener Körper. Paul hatte sein Versprechen gehalten. Er hatte auf ihn aufgepasst. Ihr Körper sah gut aus. Besser wahrscheinlich als je zu der Zeit, in der er ihr, Ekin, gehört hatte. Die Ekin, die sie sah, wirkte gelöst, mit sich selbst im Lot. Sie strahlte, als wäre sie voller Vorfreude nach New Providence gekommen.
Ekins Uhr piepste. Noch fünf Minuten bis zum Ablauf von Pasongs Ultimatum.
Ekin zoomte das Gesicht ihres alten Körpers heran. Es füllte das ganze Visier aus. Als stünde sie vor sich selbst.
Wollte sie ihn zurückhaben?
Es konnte gelingen. Ihre Seele hatte den Sprung nach Sigma V geschafft und den Sprung zurück auf die Erde in einen fremden Körper. Der Sprung in ihren alten Körper, in den sie gehörte, musste dagegen ein Hüpfer sein. Kaum der Rede wert. Oder?
Ekins früheres Gesicht verschwand aus dem Visier.
»Was ist los? Was tun sie jetzt?«, zischte Carmel.
Paul und die beiden Aliens hatten sich aufgeteilt. Sie gingen zu den Wissenschaftlern und Smarties. Denen, die bei Bewusstsein waren, legten sie etwas in die ausgestreckten Hände. Denen, die bewusstlos oder schon sterbend am Boden lagen, öffneten sie die Münder oder Schnauzen, und legten etwas hinein.
»Was ist los?«, flüsterte Carmel. »Was ist nur los? Was tun sie mit ihnen?« Tränen standen in seinen Augen. Er sprach nicht von den Menschen, er sprach von den Smarties. Seinem
Lebenswerk. Dem Ausdruck seines Glaubens. Der Säule, auf der sein Dasein ruhte.
Die Lebenden, Menschen wie Smarties, schüttelten sich. Sie schwankten, strafften sich, als müssten sie sich von Neuem zurechtfinden. Die Bewusstlosen und Sterbenden erwachten und erhoben sich. Und dann strömten sie dem Luftfisch entgegen, die Rampe hinauf. Ihr Gang war unbeschwert und hüpfend, wie der von Kindern, die auf einen
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