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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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es gewesen war. In wenigen Augenblicken würde er seine Macht ausspielen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl - und es verfestigte seinen Entschluss. Es gab kein Zurück mehr für ihn. Er konnte nicht länger ein gewöhnlicher Mensch unter Milliarden sein.
    Er vervielfachte seine tastenden digitalen Finger, strich mit ihnen über die Erde, wartete darauf, dass sie Unregelmäßigkeiten feststellten, die auf versteckte Waffen hindeuteten.
    Unter dem Garten eines Ministers der Republica del Este fand er eine Mittelstreckenrakete. Sie war mit vierzehn Sprengköpfen bestückt, genug, um einen Staat von der Größe der Republica mehrfach auszulöschen.
    Er stieß auf einen ägyptischen Milliardär, der das Land der großen Seen Ostafrikas zu einer Art privatem Lehen gemacht hatte. Am Fuß des Kilimandscharo hatte er ein Dutzend Raketen versteckt, ausgerichtet auf einen Punkt in der sibirischen Beringsee. Sie waren startbereit, aber im Gegensatz zu den übrigen, die Wilbur gefunden hatte, schon seit Wochen, nicht erst seit Stunden.
    In den ehemaligen Randstaaten der russischen Föderation fand er Hunderte von Sprengköpfen. Sie waren im Besitz von Dutzenden Rebellengruppen, die gegen den neorussischen Machtanspruch, gegeneinander und neuerdings innerhalb der einzelnen Gruppen kämpften. Ohne Ausnahme arbeiteten sie daran, ihre jeweiligen Bomben in Sprengfallen für eine rivalisierende Gruppe zu konvertieren. Wilbur merkte sich ihre Positionen und tauchte in die Meere hinab.
    Er fand sie verlassen bis auf das gelegentliche Träger-U-Boot einer drittklassigen Macht. U-Boote waren längst obsolet, zu teuer, zu aufwendig im Unterhalt und - dank ihrer menschlichen Mannschaft - zu groß und inflexibel. Die US Navy hatte ihre Boote vor Jahrzehnten verschrottet und sie durch autonome Roboter ersetzt, die nahezu unbegrenzt im Einsatz bleiben konnten. Einmal im Meer ausgesetzt, bestimmten die Roboter nach eigenem Urteil, wo sie sich aufhielten. Ein Roboter mochte sich im Kläranlagenschlick vor dem Hafen einer Großstadt verbergen, er mochte an die Unterseite eines Arterienschiffs geklinkt die Erde umrunden, er mochte sich von der Meeresströmung treiben lassen - egal, wo er sich befand, ein Funkspruch genügte, um ihn Einsatzposition beziehen zu lassen, das Raketentriebwerk zu zünden und sein Ziel anzusteuern.
    Es war unmöglich, die autonomen Roboter aufzuspüren, selbst für Wilbur.

    Dafür war Wilbur etwas anderes möglich: Er konnte berechnen, wo sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach aufhielten. Wilbur konnte beinahe nach Belieben Rechnerkapazitäten an sich reißen, und das tat er. Es gelang ihm, einen Homeworld-Security-Rechner in seine Gewalt zu bringen. Dort fand er die Konstruktionspläne der autonomen Roboter. Er wusste nun genau, was und wie viele er suchte, kannte die mechanischen Grenzen der Roboter, ihre Programmierung und den Grad ihrer künstlichen Intelligenz. Er suchte und fand Zufallssichtungen von Robotern und verknüpfte Pläne, Beobachtungen und die Beschaffenheit von Meeresströmungen zu einer Simulation. Kurze Zeit später kannte er die wahrscheinlichen Positionen von 98,32 Prozent der Roboter. Er wünschte, er hätte mehr erreichen können, aber allein schon wegen der wenigen ihm noch verbliebenen Zeit gab er sich mit dem Ergebnis zufrieden. Für seine Zwecke würde es genügen.
    Er machte seine digitalen Finger frei, konzentrierte sich auf die Superhero , um nach dem Jungen zu sehen. Die letzte Entscheidung wollte er mit ihm gemeinsam treffen. Doch etwas hielt ihn fest, digitale Finger, stärker als seine eigenen. Wilbur wand sich, stürzte sich zurück in die Datennetze der Erde, raste um den Globus. Vergeblich, die Finger schlossen zu ihm auf, packten ihn wieder - und plötzlich stand eine Frau vor ihm, die Arme in die Seiten gestemmt. Sie trug die Uniform einer Armee, die Wilbur unbekannt war. Auf ihrer Brust war ein Namensschild: »Kahman«. Sie erinnerte Wilbur an Diane. Diane, wie sie einmal gewesen war. Bevor ihre Entschlossenheit in Sturheit übergegangen war, ihre Sturheit in Verbissenheit und diese Verbissenheit damit begonnen hatte, sie von innen aufzufressen.
    »Was denkst du eigentlich, was du hier treibst?«, fragte die Frau.
    »Wer bist du?«, fragte Wilbur. Es rührte etwas in ihm an, als er feststellen musste, dass er in dieser körperlosen Welt nicht allein war - und es erschreckte ihn.

    »Sagen wir, ich bin nicht so viel anders als du. Und jetzt raus damit, was treibst du?«
    »Ich

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